Schultz (Schultze), Chrysostomus, geboren im J. 1606 zu Lemberg, wo er auch seine erste Anstellung als Rector fand. Später wurde er Professor am Elisabethen=Gymnasium zu Breslau und zuletzt Schöppschreiber daselbst. Er starb 23. Jan. 1664.
Er schloß sich in seinem Leben und Dichten an Apelles von Löwenstern an, mit dem er zu Breslau in dessen letzten Lebensjahren zusammenlebte, und von dem er das dactylische Versmaß bei seinen Poesien anwenden lernte. Neben vielen lateinischen Orationen und Carmina dichtete er zwei größere deutsche religiöse Gedichte, das eine unter dem Titel: „Wie Gott will oder kräftiger Trost für alle geängstigten und verfolgten Herzen. 1647.“, das andere unter dem Titel „Sieges=Fahn und Ehren=Säule, dem Herrn aller Herren, dem König aller Könige für seine Frewdenreiche Aufferstehung und Göttliche Überwindung aller Feinde zu Schuldiger Dankbarkeit auß demüthiger Andacht gesteckt und aufgerichtet im Jahr unsrer Erlösung. 1649. Gedr. zu Oelß bei Joh. Seyffert.“ Mit einer Vorrede vom 29. März. Hier steht am Schlusse angehängt das fröhliche Osterlied:
„Wir leben und schweben in fröhlicher Zeit“
Quelle:
Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. Von Eduard Emil Koch, Dekan, ordentlichem Mitglied der historisch=theologischen Gesellschaft zu Leipzig. Erster Haupttheil: Die Dichter und Sänger. Dritter Band. Dritte umgearbeitete, durchaus vermehrte Auflage. Stuttgart. Druck und Verlag der Chr. Belser’schen Verlagshandlung. 1867.
[S. 66 / Digitalisat]
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Biographie
Schultze: Chrysostomus S., Schulmann und Dichter des 17. Jahrhunderts. 1607 zu Löwenberg geboren, studirte er die Rechte, bekleidete eine Zeit lang das Amt des Schulrectors in seiner Vaterstadt und wurde (um 1640?) als Professor an das Elisabethanum zu Breslau berufen, wo er Lehrer der späteren Dichter Andreas Scultetus und Johannes Scheffler war. Er starb am 23. Januar 1664 als Rathsschreiber zu Breslau, nachdem er seine Bücher und Handschriften der Rhediger’schen Bibliothek vermacht hatte, wo auch sein Porträt zu sehen ist. — Von M. Apelles von Löwenstern ermuntert, verfaßte er außer trockenen Gelegenheitspoesien einige geistliche Gedichte von nüchterner Correctheit: „Das geistliche Lustgärtlein“ 1631 (handschrl.); „Wie Gott will“, Leipzig 1639, 8°; „Sieges=Fahn und Ehren=Säule dem Herrn aller Herren“, Oels 1649, 4° (in Alexandrinern). Als Anhang beigegeben ist sein Osterlied: „Wir leben und schweben in fröhlicher Zeit“.
Mehr Interesse erregen zwei ungedruckt gebliebene Prosadramen, die er am 27. Juli 1635 und im October 1636 mit seinen Schülern zu Löwenberg aufführte. Das erste, „Lob- und Frewdenfest für Lewenberg’s Rettung 1634“, gibt eine an die alten Schauspiele vom jüngsten Gericht anknüpfende Schilderung des göttlichen Strafgerichts über Deutschland, im Stile an Rist’s Kriegsscenen erinnernd. Das andere Stück „Esther“ ist eine Bearbeitung der gleichnamigen Action der englischen Komödianten; in die hie und da erweiterte biblische Handlung sind einige Chöre eingestreut, in den komischen Zwischenspielen von Hans, Frau Marel, „Nupper“ (Nachbar) Märten und Nickel (= Hans Knapkäse) die stärkeren Zoten beseitigt.
Literatur
J. S. Johnius, Parnassus Silesiacus II, 149 (1729). —
Kahlert, Schlesiens Antheil an deutscher Poesie, 1835, S. 49. —
Breslauer Stadtbibliothek, Mscr. Rhedig. 487 und 659. —
Koch, Gesch. des Kirchenliedes. 3. Aufl. III, 66.
Autor: J. Bolte.
Zitierweise: Bolte, Johannes, „Schultze, Chrysostomus“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 733 [Online-Version]
Weblinks und Verweise
232. Monumentum gratitudinis fortissimis patriae contra Tartaros (1643)
Vf.: Chrysostomus Schulz (1606–1664), Professor in Breslau [Quelle des Zitats]
Nachtrag: Chrysosomos Schultze, in: Esther im deutschen und neulateinischen Drama des Reformationszeitalters. Eine litterarhistorische Untersuchung von Rudolf Schwartz. Zweite, durch einen Nachtrag vermehrte Auflage, S. 277-307. Oldenburg und Leipzig. Schulzesche Hof=Buchhandlung und Hof=Buchdruckerei A. Schwartz.