Schwing dich auf zu deinem Gott (EG für die Provinz Pommern #531)

Kreuz- und Trostlied.

Eigene Melodie, oder: Christus, der uns selig macht

1) Schwing dich auf zu deinem Gott,
du betrübte Seele!
Warum liegst du, Gott zum Spott,
in der Schwermutshöhle?
Merkst du nicht des Satans List?
Er will durch sein Kämpfen
deinen Trost, den Jesus Christ
dir erworben, dämpfen.

2) Schüttle deinen Kopf und sprich:
Fleuch, du alte Schlange!
Was erneust du deinen Stich,
machst mir angst und bange?
Ist dir doch der Kopf zerknickt,
und ich bin durchs Leiden
meines Heilands dir entrückt
in den Saal der Freuden.

3) Wirfst du mir mein Sünd’gen für*?
Wo hat Gott befohlen,
daß mein Urteil ich bei dir
über mich soll holen?
Wer hat dir die Macht geschenkt,
andre zu verdammen;
der du selbst doch liegst versenkt
in der Hölle Flammen?

* = vor

4) Hab ich was nicht recht gethan,
ist mir’s leid von Herzen.
Dahingegen nehm ich an
Christi Blut und Schmerzen;
das ist der bezahlte Lohn
meiner Missethaten;
bring ich dies vor Gottes Thron,
ist mir wohl geraten.

5) Christi Unschuld ist mein Ruhm,
sein Recht meine Krone,
sein Verdienst mein Eigentum,
da ich frei in wohne
als in einem festen Schloß,
das kein Feind kann fällen,
brächt‘ er gleich davor Geschoß
und Gewalt der Höllen.

6) Stürme, Teufel und du, Tod!
Was könt ihr mir schaden?
Deckt mich doch in meiner Not
Gott mit seinen Gnaden,
der Gott, der mir seinen Sohn
selbst geschenkt aus Liebe,
daß der ew’ge Spott und Hohn
mich nicht dort betrübe.

7) Ich bin Gottes, Gott ist mein!
Wer ist, der uns scheide?
Dringt das liebe Kreuz herein
mit dem bittern Leide;
laß es dringen, kommt es doch
von geliebten Händen;
und wie bald zerbricht das Joch,
wenn es Gott will wenden.

8) Kinder, die der Vater soll
ziehn zu allem Guten,
die gedeihen selten wohl
ohne Zucht und Ruten.
Bin ich denn nun Gottes Kind,
warum will ich fliehen,
wenn er mich von meiner Sünd‘
will zum Guten ziehen?

9) Es ist herzlich gut gemeint
mit der Christen Plagen;
wer hier zeitlich wohl geweint,
darf nicht ewig klagen.
Wem hier Christus recht bewußt,
hat in Gottes Garten
droben die vollkomm’ne Lust
endlich zu gewarten.

10) Gottes Kinder säen zwar
traurig und mit Thränen;
aber endlich bringt das Jahr,
wornach sie sich sehnen;
denn es kommt die Erntezeit,
da sie Garben machen;
da wird all ihr Gram und Leid
lauter Freud und Lachen.

11) Ei so faß, o Christenherz,
alle deine Schmerzen!
Wirf sie fröhlich hinterwärts;
laß des Trostes Kerzen
dich entzünden mehr und mehr;
gib dem großen Namen
deines Gottes Preis und Ehr!
Er wird helfen. Amen.

Liedtext: Paul Gerhardt (1607-1676)
Melodie: 1653, Johann Crüger (1598–1662), Praxis Pietatis Melica;
Berlin 1666, Johann Georg Ebeling (1637-1676), Geistliche Andachten;
1519, Böhmische Brüder Christus, der uns selig macht

Quelle:

Lied Nr. 531, in: Evangelisches Gesangbuch für die Provinz Pommern, Stettin 1918, S. 249. (Hrsg.: Pommersche Provinzial-Synode)

Weblinks und Verweise

Seite Johann Crüger in der deutschsprachigen Wikipedia

Johann Crüger: Praxis Pietatis Melica. Das ist: Übung der Gottseligkeit in Christlichen und trostreichen Gesängen. Editio V. Runge, Berlin 1653 (Digitalisat in der Deutschen Digitalen Bibliothek).

Liedeintrag bei Christliche Gedichte und Lieder (10 Strophen)

Liedeintrag bei Hymnary.org

Audiofile (im midi-Format, Joh. Crüger 1666; externer Link zu Hymnary.org)

Choralmelodie Christus, der uns selig macht auf der Bach Cantatas Website

Audiofile (im mp3-Format, externer Link zu en.wikipedia.org)

Lied Nr. 541, in: Evangelisch-Lutherisches Gesangbuch. Herausgegeben von der Evang.=Lutherischen Synode von Wisconsin und anderen Staaten. Erschienen im Verlag von Georg Brumder, Milwaukee/Wisconsin, 1872. [Digitalisat, jeweils externe Links zu Hymnary.org]

Lied Nr. 101, in: Paul Gerhardts sämtliche Lieder. Jubiläums-Volksausgabe. Zwickau i. S., Verlag und Druck von Johannes Herrmann. 1906. Inhaltsverzeichnis. (jeweils externe Links zu Projekt Gutenberg)

Lied Nr. 346, in: Gesangbuch für die evangelische Kirche in Württemberg, Schmuckausgabe, S. 366f. (Verlagskontor des evangelischen Gesangbuchs, Stuttgart 1912)


Eingestellt am 10. November 2025