Herzlich tut mich verlangen (Evangelisch-Lutherisches Gesangbuch #641)

1) Herzlich tut mich verlangen
Nach einem sel’gen End;
Weil ich hie bin umfangen
Mit Trübsal und Elend.
Ich hab Lust abzuscheiden
Von dieser argen Welt;
Sehn mich nach ew’gen Freuden:
O Jesu, komm nur bald!

2) Du hast mich ja erlöset
Von Sünd, Tod, Teufel, Höll;
Es hat dein Blut gekostet,
Drauf ich mein Hoffnung stell.
Warum sollt‘ mir denn grauen
Vorm Tod und Höllgesind?
Weil ich auf dich tu bauen,
Bin ich ein selig’s Kind.

3) Wenn gleich süß ist das Leben,
Der Tod sehr bitter mir:
Will ich mich doch ergeben
Zu sterben willig dir.
Ich weiß ein besser Leben,
Da meine Seel‘ fährt hin:
Des freu‘ ich mich gar eben;
Sterben ist mein Gewinn.

4) Der Leib wird in der Erden
Von Würmern zwar verzehrt:
Doch auferwecket werden
Durch Christum schön verklärt;
Wird leuchten als die Sonne
Und leben ohne Not
In himmlisch Freud‘ und Wonne;
Was schad’t mir denn der Tod?

5) Ob mich die Welt auch reizet,
Länger zu bleiben hier,
Und mir auch immer zeiget
Ehr, Geld, Gut, all‘ ihr Zier:
Doch ich das gar nicht achte;
Es währt ein‘ kleine Zeit:
Das Himmlisch‘ ich betrachte,
Das bleibt in Ewigkeit.

6) Wenn ich auch gleich nun scheide
Von meinen Freunden gut,
Das mir und ihn’n bringt Leide:
Doch tröst’t mir meinen Mut,
Daß wir in großen Freuden
Zusammen werden komm’n,
Und bleiben ungeschieden
Im himmelischen Thron.

7) Ob ich auch hinterlasse
Betrübte Waiselein,
Der’n Not mich über Maße
Jammert im Herzen mein:
Will ich doch gerne sterben
Und trauen meinem Gott.
Er wird sie wohl versorgen,
Retten aus aller Not.

8) Was tut ihr so sehr zagen,
Ihr armen Waselein?
Sollt‘ euch Gott Hülf‘ versagen,
Der speist die Raben klein?
Frommen Witwen und Waisen
Ist er, der Vater, treu:
Trotz dem, der sie beleidet,
Das glaubt ohn‘ alle Scheu.

9) Geseg’n euch Gott der Herre,
Ihr Vielgeliebten mein!
Trauret nicht allzusehre
Über den Abschied mein.
Beständig bleibt im Glauben!
Wir werden in kurzer Zeit
Einander wieder schauen
Dort in der Ewigkeit.

10) Nun will ich mich ganz wenden
Zu dir, Herr Christ, allein:
Gib mir ein selig’s Ende,
Send‘ mir dein‘ Engelein;
Führ mich ins ew’ge Leben,
Das du erworben hast,
Durch dein Leiden und Sterben
Und blutiges Verdienst.

11) Hilf, daß ich ja nicht wanke
Von dir, Herr Jesu Christ;
Den schwachen Glauben stärke
In mir zu aller Frist.
Hilf ritterlich mir ringen,
Dein‘ Hand mich halt in Acht,
Daß ich mag fröhlich singen:
Gott Lob, es ist vollbracht!

Liedtext: 1599, Christoph Knoll (1563-1650)
Melodie: 1601, Hans Leo Haßler von Roseneck (1563-1612)

Weblinks und Verweise

Hans Leo Haßler von Roseneck bei Wikipedia (DE)

Liedeintrag bei Hymnary.org

Notensatz, 4stimmig (Haßler von Roseneck, pdf, externer Link zu liederindex.de)
Audiofile der Melodie (Haßler von Roseneck, mp3, externer Link zu liederindex.de)


Eingestellt am 7. März 2025