Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben. (Lukas 12, 32)
Furchtlosigkeit der Kinder Gottes
Wer mächtig ist durch seinen Einfluß, stark durch seine Kraft und durch die Zahl derer, die zu ihm halten, braucht sich nicht zu fürchten. Die Herde des Herrn Jesu aber ist klein an Zahl, an Einfluß und an Kraft. Es gehören zu ihr meist nur „kleine Leute”. Gilt einer in der Welt etwas, muß er erst klein werden. – Diese kleine Herde ist umgeben von Wölfen (Apg. 20, 29; Matth. 10, 16; Luk. 10, 3). Es fehlt nicht an feindlichen Angriffen und Widerstand. Schon das Volk Gottes im Alten Testament mußte bekennen: „Sie haben mich oft gedrängt von meiner Jugend auf”. Jesaja aber redet die Gottesgemeinde mit den Worten an: „Du Leidvolle, über die alle Wetter gehen!” – Eben die Anfeindung, der Spott und die Verachtung sind ein Hauptgrund, warum die Herde so klein ist. Der Weg der Schmach gefällt vielen nicht.
– Doch die kleine Herde hat einen großen und guten Hirten. Er ist der gute, der schlechthin gute Hirte. Er liebt seine Schafe wie sich selbst; denn er hat sie mit seinem eigenen Leben erworben. Er kennt und pflegt sie und leitet sie auf rechter Straße, mögen noch so viele Schwierigkeiten und Gefahren sich erheben. Er ist kein Mietling, der seine Schafe verläßt, wenn der Wolf kommt, sondern die Schafe sind sein Eigentum, und für sie ist er unter Dahingabe seines Lebens eingetreten. Er lebt für sie, und „niemand kann sie aus seiner Hand reißen” (Joh. 10, 28). Der Herr Jesus ist allem gewachsen. Wenn Menschen wider ihn wüten, so legt er Ehre ein, und wenn sie noch mehr wider ihn wüten, ist er auch noch gerüstet. Darum fort mit aller Furcht; denn Ursache zur Furcht ist nicht vorhanden. Die einzige Furcht des Schäfleins soll die sein, daß es von dem Hirten abkommen könnte. Alles andere besorgt Er. – Klein und schwach sind die Schafe. Schwach und doch stark, weil sie einen starken Hirten haben. Klein und doch groß, weil der große Hirte der Schafe sie in seine Pflege genommen hat. Und einst werden sie das Königreich empfangen. Denn es ist des Vaters Wohlgefallen, gerade der kleinen Herde einst die königliche Herrschaft zu übergeben. Wenn der Heiland erscheint, empfangen sie das Weltregiment und werden mit ihm regieren. Das ist der Wille Gottes. Und was er will, muß geschehen. Dem Apostel Paulus wurde einst die Versicherung zuteil: „Du mußt nach Rom kommen!” Nun stellte sich ihm alles mögliche in den Weg: böse Anschläge, Schiffbruch, eine giftige Otter, die ihm an die Hand fuhr. Aber Paulus kam nach Rom; denn Gott wollte es. Gegen die kleine Herde stürmt es von allen Seiten. Und zuletzt kommt der größte Sturm: die Trübsal unter dem Antichrist. Es scheint aus mit ihr zu sein. Aber Gottes Wille ist, daß sie das Königreich erlangt. Einst wird der Ruf ertönen: „Der allmächtige Gott hat das Königreich eingenommen!” Dann übergibt er es der kleinen Herde. Wahrlich, es ist der Mühe wert, sich zu dieser kleinen Herde zu halten und bei ihr auszuharren!
(Dr. Carl Eichhorn jun.)
Quelle: CLV Andachten (Archiv) – Lukas-Evangelium – Lukas 12, 32
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