Sprüche 2, 3+4

So du mit Fleiß danach rufest und darum betest, so du sie suchest wie Silber und nach ihr forschest wie nach Schätzen (Sprüche 2, 3+4)

Die Hälfte des Genies ist der Fleiß, und wer will haben, der muß graben. Auch Gotteserkenntnis und Schriftverständnis fällt nicht mühelos wie das Manna Israels nieder, sondern ist der Segen des Suchens und Forschens. Ist mir meines Gottes Sache so wichtig, daß ich meines Herzens Interesse dran wende, dann offenbart sich mir mancher zuerst verschlossener Spruch. Vor den Leuten bei der Besprechung der Schrift sieht es oft aus, als wenn einem das plötzlich so unvermittelt zufiele (ich leugne nicht, daß auch das bisweilen im Augenblick geschehen kann), aber in Wirklichkeit setzt sich das alles aus lang vorhergegangenem Suchen und Forschen zusammen. Nur daß der treue Herr, der ins Verborgene sieht, bisweilen unser geheimes Sinnen und Grübeln öffentlich vergilt.  Zusammenhänge blitzen auf wie Edelmetalle zwischen den Schlacken; eine Stelle, an der man vor Jahren mit Ungewißheit hängen geblieben, tritt plötzlich in ein neues Licht durch eine ganz entfernte Gedankenreihe. Jedenfalls gehört das Forschen und Schürfen in Gottes Wort zu derjenigen Arbeit, die sich am schönsten belohnt. Auch das Gebet um Klarheit lohnt sich: die Antwort ist oft überraschend, wenn sich die Hüllen senken, und der Einblick in die Geheimnisse wird klar.

Herr Jesus, ich danke dir, daß du mich schon so oft über alles Verstehen und Können gesegnet hast mit himmlischen Gütern. Öffne mir immer mehr von deinen Verborgenheiten. Schärfe mir die geistlichen Sinne, dich zu finden.

Amen.

(Samuel Keller)

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Ja, wenn du die Weisheit anrufst, deine Stimme erhebst zur Einsicht;
wenn du sie suchst wie Silber, und ihr wie verborgenen Schätzen nachspürst…

Haben die ersten beiden Verse [von Sprüche 2] die grundsätzliche Bereitschaft betont, sich der väterlichen Lehre auszusetzen, so wendet sich Salomo jetzt der Suche nach Weisheit zu. Wenn der Sohn einsichtig werden will, reicht es nicht, dass er passiv zuhört, wenn der Vater ihn belehrt, biblische Geschichten über sich ergehen lässt oder ohne innere Anteilnahme Bibelverse auswendig lernt. Er muss selbst aktiv werden. Weisheit und Einsicht gleichen verborgenen Schätzen, die aufgespürt werden wollen. Die Betonung liegt auf dem Aufwand, den der Schüler betreiben muss, um ans Ziel zu kommen. In Sprüche 1, 20ff hatte die Weisheit gerufen, und ihr Schreien wurde nicht gehört. Mit derselben Vehemenz soll nun der Schüler ans Werk gehen, seine Stimme zur Einsicht erheben und deutlich machen, dass er echtes Interesse daran besitzt, sie zu erkennen 1). Die Einfältigen in Sprüche 1, 28 suchten Weisheit, aber sie konnten sie nicht mehr finden. Ihr Leben war in die Sackgasse hinein gelaufen, und nun gab es kein Zurück mehr. Ganz anders der „Sohn“! Er ist noch jung und hat noch alle Möglichkeiten offen (und Eltern, die sich um ihn kümmern!). Wenn er sich auf die Suche nach Weisheit macht, verspricht der Vater ihm, dass er sie finden wird. Der Aufwand wird wie bei jeder Schatzsuche groß sein. Wie die Jagd nach Silber oder verborgenen Schätzen so ist die Suche nach Einsicht ein anstrengendes, langwieriges und von persönlichen Opfern begleitetes Unterfangen, das sich letztlich aber auszahlt und alle Mühen wert ist. Ein Schatzsucher braucht Hingabe, einen Plan und die richtigen Mittel, um ans Ziel zu kommen; und dasselbe gilt für den Schüler der Weisheit.

Er muss wollen, die Bibel studieren und von seinen Eltern lernen. Nur dann wird er sein Ziel erreichen. Und genau hier stoßen wir auf ein riesiges Problem: Wo finden sich heute Jugendliche, die den Biss haben, die Bibel zu studieren, und wo finden sich Eltern, die noch bereit sind, ihre Kinder in das Wort Gottes einzuführen? Weite Teile der christlichen Gesellschaft glauben, dass man Weisheit lernt, wie man eine Fertigsuppe kocht: Aufreißen, einrühren – fertig! Aber das stimmt nicht! Göttliche Weisheit ist ein Schatz, der gesucht, gefunden und gehoben werden will. Wer dazu nicht bereit ist, geht leer aus! Es handelt sich um einen lebenslangen Prozess, der im Jugendalter beginnen sollte. Wir dürfen als Eltern die biblische Belehrung nicht auf das Vorlesen von biblischen Geschichten reduzieren und den gemeindlichen Veranstaltungen wie Kindergottesdienst, Kids-Club, Jugendstunde usw. den Rest überlassen. Es mag ja sein, dass uns der Anspruch, geistliche Lehrer unserer Kinder zu sein, überfordert, aber wenn wir uns aus der Verantwortung stehlen, die Gott uns gegeben hat (Epheser 6, 4), dann bleiben unsere Kinder auf der Strecke! Wäre heute nicht ein guter Tag, um Buße zu tun, und eine familiäre Kehrtwende einzuleiten? Warum nicht heute eine Familienkonferenz einberufen und gemeinsam darüber nachdenken, wie man miteinander auf die Jagd nach göttlicher Weisheit gehen kann? Warum nicht heute eine paar Bibelverskärtchen kaufen und mit den Kindern zwei Bibelverse vor dem Abendessen lernen? Was hält dich davon ab, jeden Monat ein ethisches Thema mit den Kindern zu besprechen 2) und dazu einen Film anzuschauen (natürlich mit Popcorn!)?

Wen könntest du um Hilfe bitten, dass er dich in punkto Bibelstudium, Kindererziehung und Hingabe an biblische Weisheit begleitet und unterstützt?

1)  Die Weisheit wird hier als Frau gesehen, die es zu gewinnen gilt.
2)  89 vorbereitete Themen finden sich in: Fischer, Bärbel; Fischer, Jürgen (2010): Mit Werten erziehen und prägen. Ein Praxishandbuch zur Vermittlung biblischer Werte in der christlichen Erziehung. 1. Aufl., Hünfeld: Christlicher Mediendienst.

Quelle: FROGWORDS


Übersicht: Das Buch der Sprichwörter (Sprüche Salomos) – Sprüche 2

Eingestellt am 15. März 2025