Jesaja 26, 4 (Spurgeon/Goßner/Roos)

Verlaßt euch auf den Herrn ewiglich, denn Gott, der Herr, ist ein Fels ewiglich. (Jesaja 26, 4)

Wenn wir sehen, daß wir einen solchen Gott haben, auf den wir uns verlassen dürfen, so wollen wir auf Ihn trauen mit aller Macht; wir wollen entschieden allem Unglauben absagen und danach streben, daß wir alle unsre Zweifel und Befürchtungen los werden, die uns so schändlich um unsern Trost betrügen; denn wo Gott der Grund unsers Vertrauens ist, haben wir keine Entschuldigung für unsre Furcht. Eine liebevolle Mutter wäre tiefbetrübt, wenn ihr Kind kein Zutrauen zu ihr haben wollte; wie verachtungswürdig, wie undankbar ist also unser Betragen, wenn wir so wenig Zutrauen zu unserm himmlischen Vater haben, der uns noch nie versäumt hat und nie versäumen will (Hebräer 13, 5; 5. Mose 31, 6).

Es wäre wahrlich gut, wenn alle Zweifel aus dem Haushalte Gottes verbannt wären; aber es ist zu fürchten, daß der alte Unglaube heutigentags so geschäftig ist, als damals, wo der Psalmist fragte: „Ist es denn ganz und gar aus mit seiner Güte, und hat die Verheißung ein Ende?” – David hatte das Schwert Goliaths nicht oft und lange erprobt, und dennoch sprach er: „Es ist seinesgleichen nicht” (1. Samuel 21, 9).  Er hatte es einmal erprobt in der Stunde seiner jugendlichen Siegestat, und es hatte sich bewährt, daß es von gutem Stahl sei, und darum rühmte er es später immer; und so sollten wir auch rühmen und reden von unserm Gott, denn es ist Ihm keiner gleich, weder im Himmel, noch auf Erden, noch unter der Erde. „Wem wollt ihr denn mich nachbilden, dem ich gleich sei? spricht der Heilige” (Jesaja 40, 25).

Es ist kein Fels wie der Fels Jakob, des sind selbst unsre Feinde Zeugen. Wenn wir bis jetzt noch Zweifel geduldet haben, so wollen wir das ganze schändliche Heer derselben ergreifen, wie Elias die Propheten Baals ergriff, und wollen sie schlachten am Bach; und wenn wir einen Wasserstrom suchen, der sie ersäufe, so nehmen wir unsre Zuflucht zu dem heiligen Strom, der aus unsers verwundeten Heilandes offener Seite hervorquillt. Wir sind schon in vielen Versuchungen gewesen, aber noch nie sind wir so weit gekommen, daß wir in unserm Gott nicht alles gefunden hätten, was wir bedurften. So laßt uns denn aufs neue Mut fassen, und auf den Herrn vertrauen ewiglich, in der Gewißheit, daß seine ewige Kraft wie bisher allezeit unsre Hilfe und unser Trost sein wird.

(Charles Haddon Spurgeon)

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Verlaß dich auf den Herrn, heißt nicht: Lege die Hände in den Schoß, und kümmere dich nicht um deine Seligkeit; sondern: Geh‘ mit unerschütterlichem Mute und grenzenloser Zuversicht an das Werk! Der Herr ist ein unüberwindlicher Fels, eine unbesiegbare Festung nicht nur für sich, sondern auch für dich; wenn du dich in diese Festung hineinwirfst, wird seine Gnade dich bewahren und zu Allem allmächtig stärken. Setze deine Hoffnung ganz auf die Gnade, heißt nicht: Tue nichts, laß die Gnade machen; sondern: Bei allem möglichen Eifer und Streben nach Seligkeit hoffe und vertraue nicht auf dich und deine eigene Kraft; hoffe auf die Gnade, die dich nie verläßt, mit der du Alles vermagst, die aber ohne dich, d.h. wenn du nicht ernstlich willst, dich nicht selig machen kann. So wie du ohne sie Nichts vermagst, so kann und will sie Nichts ohne dich in dir wirken.

(Johannes Goßner)

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Jesaias weissagt Kap. 26. von einer großen Gefahr und Not, worin die Kirche Christi stecken werde, aber auch von einer gnädigen Errettung aus derselben, und von einer Erweisung der Herrlichkeit Gottes, die nach und nach unter den Heiden geschehen, und womit der HErr bis an der Welt Ende fortfahren werde. Es wird unter Anderem V. 5. gesagt, daß der HErr Leute, die in der Höhe wohnen, das ist vornehme und gewaltige Menschen beugen, und eine gewisse hohe Stadt, die sich dem Reich Christi widersetze, erniedrigen, ja zur Erde stoßen werde, daß sie im Staub liegen werde. Ehe aber dieses geschehe, werde dem Volk Gottes sehr bange sein, wie einem schwangern Weib, das gebären soll, und es werde alsdann gestehen müssen, daß es der Erde nicht helfen könne, und die Einwohner auf dem Erdboden, welche Feinde Gottes seien, nicht fallen wollen. Unter diesen Umständen muß das prophetische Wort zum Glauben ohne Schauen und zur Geduld in der Not erwecken und stärken, und wenn die göttliche Hilfe angefangen hat, der Zuruf des Heiligen Gottes: „Verlasset euch auf den HErrn ewiglich, denn Gott der HErr ist ein Fels ewiglich“ den Glauben zur Ehre Gottes noch weiter stärken.

Freilich darf man sich auf den HErrn ewiglich verlassen, denn Er ist in Seiner Wahrheit, Gerechtigkeit und Güte ein Fels ewiglich. Sein Wesen und Wille, Seine Macht und Seine Treue wankt nicht. Er gedenkt alter Verheißungen wie der neuen, und erfüllt jene wie diese. Ps. 93. wird von Ihm gesagt (Psalm 93, 1-4):

„Der HErr ist König, und herrlich geschmücket; der HErr ist geschmücket, und hat ein Reich angefangen, so weit die Welt ist, und zugerichtet, daß es bleiben soll. Von dem an steht Dein Stuhl fest, Du bist ewig. HErr, die Wasserströme erheben sich, die Wasserströme erheben ihr Brausen, die Wasserströme heben empor die Wellen. Die Wasserströme im Meer [der Welt] sind groß und brausen greulich: der HErr aber ist noch größer in der Höhe.“

Ihn, den ewigen und erhabenen Felsen können die Wellen des menschlichen Trotzes und der irdischen Macht nicht einmal berühren, zu geschweigen überstürmen und wegdrücken. Dieses Alles ist klar, und wird von einem Menschen leicht bejaht: wenn man aber in der Not und Angst nichts als Verderben vor sich sieht, und kein Ende der Not erblicken kann, wenn man mächtige Feinde wider sich hat, die nicht fallen wollen, wenn weder Rat noch Kraft bei dem Menschen ist, so ist das Glauben eine sehr ernsthafte Sache, und erfordert einen kräftigen Beistand des Heiligen Geistes, und zieht sich oft in ein unaussprechliches, doch aber zuversichtliches Seufzen zusammen. Der sterbliche Mensch kann aber Gott durch nichts so hoch ehren, als durch’s Glauben, und er darf gewiß sein, daß Gott alsdann auch an ihm das Wort erfüllen werde: „Wer Mich ehrt, den will Ich wieder ehren“ (1. Samuel 2, 30). Verlasset euch also auf den HErrn ewiglich, das ist ohne Aufhören, und „seid nicht von denen, die da weichen“, sondern von denen, die bis an ihr Ende glauben, und ihre Seelen retten (Hebräer 10, 39).

HErr, ich verlasse mich auf Dich, erhalte und mehre meinen Glauben. Menschen sind schwach und sterblich, auch vergehen Himmel und Erde, Du aber bist ewiglich ein Fels, und wirst mich bei dem Vertrauen auf Dich nicht zu Schanden werden lassen.

(Magnus Friedrich Roos)

Schriftstellen

Darum spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe geredet, dein Haus und deines Vaters Haus sollten wandeln vor mir ewiglich. Aber nun spricht der Herr: Es sei fern von mir! sondern wer mich ehret, den will ich auch ehren; wer aber mich verachtet, der soll wieder verachtet werden. (1. Samuel 2, 30 LUT)

Quellenangaben:

CLV Andachten (Archiv)  ─  Jesaja  ─  Jesaja 26, 4
Glaubensstimme  ─  Jesaja, Kapitel 26

Verweise auf Bibelstellen: 

bibeltext.com
Sermon-Online


Der Prophet Jesaja, Übersicht  ─  Jesaja 26

Eingestellt am 18. März 2025  ─  Letzte Überarbeitung am 4. September 2025