EMDR

(Eye Movement Desensitization and Reprocessing)

EMDR (auf Deutsch ungefähr: Desensibilisierung und Aufarbeitung durch Augenbewegungen) ist eine von der US-amerikanischen Literaturwissenschaftlerin und Psychologin Francine Shapiro in den späten 1980er Jahren in den USA entwickelte psychotraumatologische Behandlungsmethode für traumatisierte Personen.

Francine Shapiro hatte die Idee zur Erprobung und Untersuchung dieser Methode zufällig beim Spazierengehen im Park. Sie bewegte die Augen hin und her und erlebte eine deutliche Entlastung von Ängsten und depressiven Gedanken im Zusammenhang mit der bei ihr diagnostizierten Krebserkrankung. In San Diego, Kalifornien war sie danach Direktorin des Human Development Instituts und der Seminarfirma MetaVox und publizierte in diesem Zusammenhang einen Artikel zu Augenbewegungen aus dem Blickwinkel des NLP.

Nach einem Trauma kann es zum sogenannten „Sprachlosen Entsetzen“ (speechless terror) kommen. Das heißt, daß in Teilen des Gehirns Erlebnisse in einer belastenden Art und Weise gespeichert und so vom Patienten innerlich erlebt werden (oder er dissoziiert), während das Sprachzentrum aktiv unterdrückt sein kann. Der Patient kann das Geschehene kaum in Worte fassen, wodurch nachfolgend eine Verarbeitung des Erlebten erschwert wird.

Zu EMDR wird angenommen, daß durch die bilaterale Stimulation mittels bestimmter Augenbewegungen (oder auch akustischer oder taktiler Reize), eine Synchronisation unter den Gehirnhälften bzw. eine innere Reorganisation der dysfunktional wirkenden Traumaerfahrung ermöglicht wird

(Quellen: Wikipedia; Fischer  u. Riedesser, s. Verz. unten, Lit. [1] und [2])

Kritische Beurteilung der Methode

Der Göttinger Psychiater und Psychotherapeut Borwin Bandelow kritisierte EMDR als Traumatherapiemethode, weil ihre Wirksamkeit nur von wenigen, methodisch nicht einwandfreien Studien belegt sei [Lit. 1, 3].

Wissenschaftler haben zwar 22 für die Fragestellung „Nutzen von EMDR bei Angststörungen“ bedeutsame Studien identifizieren können.  Wegen ausgeprägter methodischer Mängel dieser Studien (z.B. hohes Verzerrungspotenzial, ungeeignete Vergleichsgruppen, zu kurze Nachbeobachtung oder mangelhafte Aussagen zur Randomisierung) konnten sie jedoch keinen Anhaltspunkt für einen Nutzen der EMDR-Behandlung bei Angststörungen im Vergleich zu etablierten Therapieverfahren oder auch im Vergleich zu gar keiner Behandlung ableiten [Lit. 7].

Bei komplexen dissoziativen Störungen und instabilen Ausprägungen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) können bei EMDR-Therapien Zustände psychischer Dekompensation (umgangssprachlich: Nervenzusammenbrüche) auftreten.

Bis heute ist nicht bekannt, auf was für Mechanismen die Wirkung der EMDR-Methode genau zurückzuführen ist. Offensichtlich ist jedoch ihre enge Verwandtschaft mit den seit frühesten Zeiten bekannten Methoden der Tranceinduktion. Gezielte Augenbewegungen sind klassische Bestandteile östlicher Meditations- und Entspannungsschulen; sie kommen beispielsweise bei verschiedenen Yoga-Formen (yogische Augentechniken), beim Qi Gong und Shaolin Qi Gong und beim Autogenen Training vor. Es handelt sich dabei um eine der wirksamsten Methoden zur Einleitung einer Trance, d.h. eines außergewöhnlichen Bewußtseinszustandes. Diese Augenbewegungen erinnern an die Prozesse beim Hypnotisieren, wo man Augenbewegungen sowohl zur Einleitung als auch zur Vertiefung der Trance nutzt. In diesem Zustand öffnet sich der menschliche Geist für Einflüsse aus der unsichtbaren, nicht-materiellen Welt [Lit. 4, 5].

Die Anbieter solcher Methoden räumen selbst ein, daß durch das regelmäßige Praktizieren bestimmter Augenübungen (vor allem der sog. „Innen-Oben-Stellung“, Shambhavi Mudra) Hellsichtigkeit und mediale Fähigkeiten entwickelt werden. Eine typische Aussage dazu ist: „Durch außergewöhnliche Augenbewegungen können auch außergewöhnliche Geisteszustände erzeugt werden“. Besondere Augentechniken sollen zur Aktivierung des „Ajna Chakras“ (sog. „Drittes Auge“) führen. Daß durch Teilnahme an derartigen Augenübungen okkulte Fähigkeiten zur übersinnlichen Wahrnehmung entwickelt und geschult werden könnten, ist sehr vielen Interessenten und Anwendern nicht bekannt.

EMDR wird sehr oft von Therapeuten ergänzend zur Hypnose oder anderen okkulten Methoden wie Quantenheilung angeboten; die auf diese Weise mögliche „sanfte“ Einführung in den esoterischen Therapiebereich sollte insbesondere von Christen bedacht werden, nicht zuletzt im Hinblick auf das völlig unterschiedliche Menschen- und Gottesbild [siehe auch Lit. 6].

Quellenhinweise und weiterführende Informationen

[1] Wikipedia (DE): Eye Movement Desensitizimg and reprocessing

Seite „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. Juni 2019, 04:54 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eye_Movement_Desensitization_and_Reprocessing&oldid=189870487 (Abgerufen: 26. Juni 2019, 09:21 UTC)

[2] Fischer & Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie. Ernst Reinhardt Verlag, München 2009, S. 251.

[3] Borwin Bandelow: Wenn die Seele leidet – Psychische Erkrankungen: Ursachen & Therapien. Rowohlt, Reinbek 2010

[4] Franzke, Prof. Dr. Reinhard: Augenübungen, yogische [Archivfassung]

[5] New-Age-Pädagogik: Augenübungen, yogische

[6] Got Questions: Is EMDR therapy something a Christian can consider?

[7] IQWIC (Institut für Qualität und Wirtschftlichkeit im Gesundheitswesen, Stand 10/2019): Kein Anhaltspunkt für einen Nutzen von EMDR bei Angststörungen

Quelle: © Netzwerk Esoterik-Ausstieg 2012-2022

Erstellt am 26.06.2019 * Letztes Update am 27.02.2022