Wachsamkeit. Geistlicher Kampf in der Endzeit.
Weise: „Aus meines Herzens Grunde“
1) Wacht auf, wacht auf ihr Christen,
Die Stunde kommt herbei,
Die Lampen auszurüsten;
Man höret ein Geschrei
Erschallen weit und breit:
„Du mußt dich fertig machen
Mit Beten und mit Wachen
In dieser letzten Zeit.“
2) Es rufen von den Zinnen
Die Wächter Gott’s herab:
„Erwacht, ihr stolzen Sinnen,
Legt doch den Hochmut ab;
Und leget Demuth an!“
Es ist wohl Zeit, zu wachen,
Weil schon der Hölle Rachen
Sich weit hat aufgetan.
3) Wacht auf, wacht auf, es wüthet
Des Satans stolzes Heer,
Das Basilisken brütet,
Und trotzt je mehr und mehr;
Sein Grimm wächst immer fort,
Drum laßt uns fertig machen
Mit Beten und mit Wachen
Nach Gottes Rath und Wort.
4) Wacht auf von Fleisches Lüsten,
Wacht ja bei Zeiten auf
Vom Geiz, ihr Heuchelchristen!
Verlaßt den Sündenlauf
Und alle Sicherheit;
Nur richtet eure Sachen
Auf Beten und auf Wachen
Zur Seelen Seeligkeit.
5) Erwacht, ihr trunk’nen Sünder,
Von eurem Sündenschlaf,
Erwacht, ihr Wollustkinder,
Betrachtet Gottes Straf‘;
Ach, wer ihr will entgehn,
Der muß in allen Sachen
Mit Beten und mit Wachen
Bereit und fertig stehn!
6) Merkt, wie sich Alles lenket
Zum End‘ und Untergang;
Der Fromme wird gehenket,
Groß Unrecht geht im Schwang;
Empörung ist gemein,
Ja alle Laster blühen:
Drum laßt uns nicht verziehen
Mit Beten wach zu sein!
7) Merkt, was für Wunderzeichen
Geschehen hin und her,
Ihr Armen und ihr Reichen,
Wacht auf, denn ohngefähr
Geschiehet solches nicht;
Gott will uns munter machen
Zum Beten und zum Wachen,
Eh‘ Er die Welt zerbricht.
7) Die Welt wird zwar zerbrochen,
Wie selbst der Wahrheit Mund
Dies Urtheil hat gesprochen;
Jedoch ist Niemand kund,
Wann und um welche Zeit
Uns solches soll betreten,
Drum müssen wir mit Beten
Und Wachen sein bereit.
8) Wohl dem nun, der die Stimme
Der Wächter nimmt in Acht,
Durch Buße sich vom Grimme
Des Höchsten ledig macht:
Dem wird nach dieser Zeit
Das Beten und das Wachen
Viel Wonn‘ und Freude machen
Im Schooß der Ewigkeit.
Liedtext: Joachim Neander (1650-1680)
Melodie: Eisleben 1598, David Wolder, Neu Catechismus Gesangbüchlein
„Aus meines Herzens Grunde“
Quelle:
Lied Nr. 2, in: Joachim Neander. Sein Leben und seine Lieder. Auf Veranlassung seines 200. Todesjahres nach b e k a n n t e n und n e u e n t d e c k t e n Quellen bearbeitet von J. Fr. Ikon, Pastor in Bremen, Mit einem Bildnisse Neander’s. Bremen 1880. C. Ed. Müller’s Verlagsbuchhandlung. [Zweiter Anhang, S. 402ff. / Digitalisat]
Schriftstellen
Darum wachet; denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, in welcher des Menschen Sohn kommen wird. (Matthäus 25, 13)
Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium! (Markus 1, 15)
Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! (Matth. 10, 7)
Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. (Psalm 90, 4)
Evangelische Kirche Dilsberg bei Heidelberg, Altarraum (eigenes Bild)
Weblinks und Verweise
Joachim Neander bei Wikipedia (DE)
Liedeintrag bei Hymnary.org
Choraleintrag „Aus meines Herzens Grunde“ auf Bach Cantatas Website (BWV 269, auch mit englischer Übersetzung)
Audiofiles der Melodie: midi
Lied Nr. 2107, in: Evangelischer Liederschatz für Kirche und Haus. Eine Sammlung geistlicher Lieder aus allen christlichen Jahrhunderten, gesammelt und nach den Bedürfnissen unserer Zeit bearbeitet von M. Albert Knapp, Diakonus an der Hospitalkirche in Stuttgart. Zweiter Band, Seite 234f.. Stuttgart und Tübingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, 1837. [Digitalisat]
Lied Nr. 477, in: Gesangbuch für deutsche Gemeinden: enthaltend Psalmen und geistliche Lieder für öffentlichen und häuslichen Gottesdienst. Herausgegeben von der Konvention der deutschen presbyterischen Prediger und Aeltesten des Westens zu Dubuque, Iowa, in den Ver. Staaten von Nordamerika. Im Verlag von The German Presbyterian Book Concern (Publisher). Dubuque, Iowa 1901. [Digitalisat, externe Links zu Hymnary.org]