Offenbarung 15, 3: Das Lied Mosis (Spurgeon)

„Und sie singen das Lied Mosis, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes, und sprechen: Groß und wundersam sind deine Werke, Herr Gott, Allmächtiger; gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Heiligen.“ (Offb. 15, 3)

Da sang Mose und die Kinder Israel dies Lied dem HERRN und sprachen:
Ich will dem HERRN singen, denn er hat eine herrliche Tat getan; Roß und Mann hat er ins Meer gestürzt. Der HERR ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil. Das ist mein Gott, ich will ihn preisen; er ist meines Vaters Gott, ich will ihn erheben. Der HERR ist der rechte Kriegsmann; HERR ist sein Name.
Die Wagen Pharaos und seine Macht warf er ins Meer; seine auserwählten Hauptleute versanken im Schilfmeer. Die Tiefe hat sie bedeckt; sie fielen zu Grund wie die Steine. HERR, deine rechte Hand tut große Wunder; HERR, deine rechte Hand hat die Feinde zerschlagen. Und mit deiner großen Herrlichkeit hast du deine Widersacher gestürzt; denn da du deinen Grimm ausließest, verzehrte er sie wie Stoppeln. Durch dein Blasen taten sich die Wasser empor, und die Fluten standen in Haufen; die Tiefe wallte voneinander mitten im Meer. Der Feind gedachte: Ich will nachjagen und erhaschen und den Raub austeilen und meinen Mut an ihnen kühlen; ich will mein Schwert ausziehen, und meine Hand soll sie verderben. Da ließest du deinen Wind blasen und das Meer bedeckte sie, und sie sanken unter wie Blei im mächtigen Wasser. HERR, wer ist dir gleich unter den Göttern? Wer ist dir gleich, der so mächtig, heilig, schrecklich, löblich und wundertätig sei?
Da du deine rechte Hand ausrecktest, verschlang sie die Erde. Du hast geleitet durch deine Barmherzigkeit dein Volk, das du erlöst hast, und du hast sie geführt durch deine Stärke zu deiner heiligen Wohnung. Da das die Völker hörten, erbebten sie; Angst kam die Philister an; da erschraken die Fürsten Edoms; Zittern kam die Gewaltigen Moabs an; alle Einwohner Kanaans wurden feig. Es fällt auf sie Erschrecken und Furcht durch deinen großen Arm, daß sie erstarren wie die Steine, bis dein Volk, HERR, hindurchkomme, das du erworben hast. Du bringst sie hinein und pflanzest sie auf dem Berge deines Erbteils, den du, HERR, dir zur Wohnung gemacht hast, zu deinem Heiligtum, HERR, das deine Hand bereitet hat. Der HERR wird König sein immer und ewig. (2. Mose 15, 1-18)

Wir wollen von vorn herein auf die Sorgfalt achten, womit der Heilige Geist die Ehre unsers hochgelobten Herrn wahrt. Dieser Vers wird oft so gelesen, als ob er lautete: „Sie singen das Lied Mosis und des Lammes.“

Dies Mißverständnis hat manche schwache Gemüter verletzt, weil sie meinten, der gebrauchte Ausdruck teile die Ehre des himmlischen Liedes zwischen Mose und dem Heiland. Der Zusatz: „des Knechtes Gottes“ ist ohne Zweifel vom Heiligen Geist eingeschaltet, um jedem Irrtum in diesem Punkt vorzubeugen, und darum sollte er, wenn man die Worte anführt, sorgfältig hervorgehoben werden. Ich halte dafür, daß hier das Lied Mosis mit dem Lied des Lammes deswegen zusammengestellt ist, weil das eine ein Vorbild und Vorbedeutung für das andere war. Der herrlich-schreckliche Untergang Pharao’s im roten Meer war eine Abschattung der gänzlichen Vernichtung Satans und aller seiner Heere am großen Tage der Schlacht des Herrn; und im Lied Mosis waren die gleichen Gefühle des Triumphs ausgedrückt, welche die Brust der Erlöseten durchdringen werden, wenn sie mit ihrem Herzog einst triumphieren werden.

Gott der Heilige Geist wolle mir beistehen, die Aehnlichkeit darzulegen, welche zwischen der Lage Israels beim Durchgang durch das rote Meer und der gegenwärtigen Lage der Kirche Christi stattfindet. Darnach wollen wir den Sieg des Herrn am roten Meere mit dem Sieg des Lammes am großen und schrecklichen Tag des Herrn vergleichen. Und endlich wollen wir hinweisen auf gewisse Hauptgedanken im Lied Mosis, welche gewiß im Lied des Lammes nicht geringere Geltung haben.

I.

Zuerst ist es unsre Aufgabe, die Lage der Kinder Israel als ein Vorbild unsrer eigenen Lage zu betrachten. Und hier bemerken wir, daß gleich der Kirche Gottes auch das große Heer der Israeliten aus einer Knechtschaft ist erlöset worden. Wir, liebe Brüder, die wir einen Teil des Israel Gottes ausmachen, waren einst Sklaven der Sünde und des Teufels; wir dienten unter harter Knechtschaft und großer Strenge, so lange wir in unserm natürlichen Zustand waren; keine Sklaverei war je so schrecklich wie die unsrige; wir strichen wahrlich Ziegel ohne Stroh, und arbeiteten in Feuers Glut; aber durch die starke Hand Gottes wurden wir erlöset. Wir sind ausgezogen aus dem Diensthause; voll Freude sehen wir uns befreit – als des Herrn Freigelassene. Das eiserne Joch ist uns vom Nacken genommen; wir dienen nicht mehr den Lüsten, noch beugen wir uns der tyrannischen Sünde. Mit erhobener Hand und ausgestrecktem Arm hat uns unser Gott ausgeführt aus dem Lande unsers Gefängnisses, und jubelnd schreiten wir vorwärts auf dem Pfade durch die Wüste dieses Lebens.

Aber bei den Kindern Israel war nicht lauter Freude; sie waren frei, aber ihr Zwingherr folgte ihnen auf den Fersen. Pharao war nicht geneigt, ein so tüchtiges Volk von Knechten fahren zu lassen; und darum verfolgte er sie in zorniger Hast mit seinen auserwählten Hauptleuten, mit Reitern und Wagen. Das erschreckte Israel sah seinen wutschnaubenden Bedrücker in schreckenerregender Nähe heraneilen, und zitterte vor dem Ausgang – das Herz des Volkes ward matt, da es seine Hoffnung erbleichen sah, und das Freudengeschrei verstummte beim Heranstürmen des Unterjochers; so ergeht’s auch Manchen unter euch; ihr fürchtet, ihr müßt euch wiederum wie das einfältige Vieh zurücktreiben lassen nach Egypten, und abermals werden, was ihr gewesen seid.

„Gewiß,“ sprechet ihr, „es wird mir unmöglich, auf meinem Wege fortzuwandeln, wenn solch ein Heer mich zurückzutreiben sucht; ach! ich muß abermals ein Sklave meiner Ungerechtigkeiten werden.“ Und also erschreckt ihr vor dem Abfall, und fühlet, daß ihr lieber sterben möchtet, als wieder werden, was ihr einmal waret; in diesem Augenblick seid ihr von Schrecken und Angst erfüllt. Ihr sprechet: „Ach, wehe mir! Mir wäre besser, ich wäre in Egypten gestorben, denn daß ich in diese Wüste entkam, um abermals in die Knechtschaft geführt zu werden.“ Ihr habt einen Augenblick die Freude der Heiligkeit und die Süßigkeiten der Freiheit gekostet; und nun abermals zurückzukehren und des geistlichen Egyptens Knechtschaft zu tragen, das wäre noch schlimmer als zuvor. Dies ist die Lage der geheiligten Schar der Erwählten Gottes; sie sind ausgezogen aus Egypten und wandern nach Canaan. Aber die Welt ist ihnen entgegen; die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Fürsten ratschlagen mit einander wider den Herrn und wider sein Volk und sprechen: „Lasset uns sie zerstreuen, lasset uns sie gar zerschmeißen.“ Von den Schreckenstagen der Scheiterhaufen eines Nero an bis auf den heutigen Tag hat das schwarze Herz der Welt die Gemeine Gottes gehaßt, und die furchtbare Hand und der hohnlachende Mund der Welt sind uns allezeit feindlich entgegengestanden. Die Heere der Gewaltigen verfolgen uns und dürsten nach unserm Blut, und sind eifrig, uns von der Erde zu vertilgen. Das ist heutzutage unser Los, und wird es bleiben, bis wir jenseits des Jordans das sichere Ufer betreten, und bis daß unser Herr kommt, zu herrschen auf Erden.

Aber die Kinder Israel waren in einer noch wunderbarern Lage. Sie kamen an den Strand des roten Meeres; hinter ihnen schreckte sie der Feind; sie konnten nicht fliehen, weder zur Rechten noch zur Linken, denn Berge und hohe Felsen umgaben sie auf beiden Seiten; nur Ein Weg stand ihnen offen, und der führte durch’s Meer. Gott befiehlt ihnen, den Zug fortzusetzen. Der Stab Mosis ist ausgereckt, und die erschreckten Gewässer teilen sich; eine trockene Bahn öffnet sich mitten hindurch, während zu beiden Seiten die zurückgetretenen Fluten statt schützender Mauern stehen bleiben; mitten im Meere stehen die Wogen des Wassers stille. Es schreiten voran die Aeltesten, die Träger des Bundes; das ganze Heer der Israeliten folgt. Und nun betrachtet den wunderbaren Pilgerzug. Eine krystallene Mauer zu jeder Seite, und Tausende schreiten mitten durch die korallenreiche Tiefe. Eine flüssige Mauer steht ihnen das Meer zu beiden Seiten, gekrönt mit aufragenden Zinnen von Schaum; aber noch schreiten sie hindurch, und bis der Letzte des Israel Gottes geborgen ist, stehen die Wasser ruhig und fest, erstarrt vom Hauche Gottes. Dies ist auch jetzt, liebe Zuhörer, die Lage der Gemeine des Herrn. Wir ziehen durch das Meer, dessen Fluten nur durch die unumschränkte Gnade Gottes aufrecht stehen bleiben. Diese Welt ist eine Welt, die einmal plötzlich untergeht; und unsre Stellung in derselben ist gerade die Stellung der Kinder Israel, um derenwillen die Wogen sich nicht vereinigen wollten, bis daß sie glücklich das rettende Ufer erreicht hatten.

O, Gemeine Gottes! Du bist das Salz der Erde: wenn du einst hinweggenommen wirst, dann muß die Erde verwesen und zerfallen. O du lebendige Heerschaar des lebendigen Gottes! du hältst, wie einst Israel, die Fluten der Vorsehung noch in den Schranken; wenn aber der letzte aus euch aus dieser Zeit des Kampfes wird hinübergegangen sein, so wird Gottes Zornfeuer und schreckliche Rache auf den Erdboden herabfahren, auf welchem ihr jetzt noch stehet, und eure Feinde werden umgebracht werden an der Stätte, durch welche ihr jetzt noch sicher wandelt. Ich will meine Gedanken so klar ausdrücken, als es mir möglich ist. Natürlicher Weise und nach dem gewöhnlichen Gang der Dinge hätte das rote Meer einen ebenen und gleichen Wasserspiegel haben sollen, weder gestört in der Strömung seiner Wellen, noch gebrochen in seiner Oberfläche. Aber durch Gottes Allmacht ward das rote Meer in zwei Teile zerrissen, und die Fluten standen steil abwärts. Nun seht: nach dem natürlichen Verlauf und gewöhnlichen Gang der Gerechtigkeit sollte diese Welt, welche bis auf den heutigen Tag stöhnt und leidet, um der Gottlosen willen schon längst auf’s Schrecklichste zerstört werden. Die einzige Ursache, warum das rote Meer einem Heere einen sichern Durchgang gewährte, war die, daß eben Israel hindurchging; und so ist auch der einzige Grund, warum die Welt noch steht, und warum sie noch nicht durch’s Feuer verzehrt wurde, wie es an jüngsten Tage geschehen wird, der, daß der Israel Gottes noch darin ist; wenn aber die Heiligen des Herrn einst alle werden hinübergegangen sein, dann werden die geteilten Fluten zusammenstürzen, und werden sich mit schadenfrohem Getöse vereinen, um die Feindesheere zu zermalmen. Es kommt der Tag, wo diese Welt hin- und herwanken und taumeln wird wie ein Betrunkener. Jeder Christ darf mit der gebührenden Ehrfurcht vor Gott sagen: „Die Erde ist zerrüttet; ich stütze noch ihre Pfeiler.“ Wenn alle Christen auf der Welt einmal gestorben sind, so werden die Grundfesten der Erde zusammenbrechen, und wie schwache Trümmer und wie ein Traumbild wird dies ganze sichtbare Weltgebäude untergehen und nicht mehr gesehen werden. Heute, sage ich, gehen wir mitten durch die Wasserwogen, verfolgt von den Feinden hinter uns, die wir aus Egypten nach Canaan ziehen.

II.

Und dann war der Sieg Mosis ein Bild des letzten Sieges des Lammes. Moses sang dem Herrn ein Lied am Meere Egyptens. Wenn ihr auf die Heilige Schrift achtet, so werdet ihr finden, daß unsre Schriftworte von den seligen Geistern gesungen wurden, welche waren bewahrt worden vor der Sünde und vor der Befleckung des Tieres; und es heißt, daß sie dies Lied sangen „an einem gläsernen Meer, mit Feuer gemenget“ (V. 2). Es ward aber das Lied Mosis gesungen an einem Meere, welches gläsern and still war; eine kleine Weile wurden die Wellen bewegt, geteilt, auseinander gerissen und starr, aber bald nachher, nachdem Israel sicher durch das Meer gegangen war, wurden sie so gläsern wie vorher, denn der Feind war versunken auf den Grund wie Stein (2. Mose 15, 5), und das Meer zeigte sich wieder in seiner Kraft, als der Morgen erschien. Gibt es denn auch eine Zeit, wo dies große Meer der Vorsehung, welches jetzt zerteilt ist, um den Heiligen Gottes einen Weg zu bereiten, eine ruhige, gleiche Oberfläche gewinnen wird? Kommt auch ein Tag, wo die jetzt geteilten Verordnungen Gottes, welche noch aufgehalten werden in der Erfüllung ihrer gerechten Wirkung, Vergeltung zu üben an der Sünde, wo diese beiden Meere der Gerechtigkeit zusammenfluten, und das vereinte Meer der göttlichen Vorsehung „ein gläsernes Meer, mit Feuer gemenget,“ sein wird? Ja, der Tag kommt heran, wo Gottes Feinde es nicht mehr notwendig machen, daß die göttliche Vorsehung augenscheinlich in’s Mittel greife, um sein Volk zu erretten, wenn die großen Absichten Gottes sich erfüllen sollen, wenn die Mauern des Wassers zusammenstürzen werden, während in seinen untersten Tiefen das ewige Feuer die Gottlosen verzehren wird. O, das Meer wird auf der Oberfläche ruhig sein; das Meer, auf welchem das Volk Gottes wandeln soll, wird einem klaren Meere gleichen, ohne Strudel, ohne Trübung; während tief unten, in seinem hohlen Bauche, fern allen menschlichen Blicken, die furchtbaren Abgründe sind, wo die Gottlosen ewig bleiben müssen in einem Feuer, das mit dem Meer vermenget ist.

Ja, nun möchte ich euch zeigen, warum Moses frohlockte, und warum auch wir nach und nach frohlocken dürfen. Ein Grund, warum Moses sein Lied sang, war der, daß ganz Israel errettet war. Sie waren alle wohlbehalten jenseits des Meeres. Nicht ein Tropfen, noch Schäumchen fiel von jener festen Mauer herab, bis daß der letzte des Israel Gottes seinen Fuß glücklich auf die andre Seite der Flut gesetzt hatte. Aber sogleich nachher strömten die Gewässer wieder in ihr Bette, doch früher nicht. Eine Stelle des Liedes heißt: „Du hast dein Volk ausgeführet wie eine Herde durch die Wüste“ (Ps. 78, 52.). Wenn aber Christus in der letzten Zeit kommen wird, dann wird das große Lied also erschallen: „Herr, du hast die Deinen errettet, und hast sie Alle sicher geleitet durch die Wege deiner Vorsehung, und keiner von ihnen ist den Feinden in die Hände gefallen!“

O, es ist mein fester Glaube, daß es im Himmel keine leeren Throne geben wird. Ich freue mich darin, daß Alle, die den Herrn lieben, zuletzt den Himmel erlangen werden. Ich glaube nicht mit manchen Andern, daß ein Mensch auf dem Weg zum Himmel einen Anlauf nehmen und errettet werden, und dennoch dem Feind in die Hände fallen kann. Das verhüte Gott, meine Lieben!

„Der Auserwählten Zahl,
Versammelt um den Thron,
Preist seine Gnadenführung laut,
Verkündigt seinen Ruhm.“

Das wird auch zum himmlischen Triumph beitragen, daß kein einziger Thron dort oben leer bleiben wird. Wie Viele Gott erwählet hat, wie Viele sich haben versöhnen lassen durch Christi Blut, wie Viele berufen sind vom Heiligen Geist, wie Viele gläubig geworden sind, die werden auch Alle wohlbehalten hinübergelangen durch den Strom. Noch sind wir nicht Alle im sichern Hafen geborgen.

„Ein Teil des Volts ist jenseits schon,
Die Andern zieh’n noch durch die Flut.“

Die Vorhut des Heeres hat bereits das Ufer erreicht. Ich sehe sie drüben.

„Ich grüß‘ dich, blutbesprengte Schaar,
Am fels’gen Ufer dort.“

Und ihr, und ich, meine teuren Brüder, wir schreiten durch den Meeresgrund. Heute folgen wir Christo, auf dem Fuße nach und wandern durch die Wüste. Seien wir gutes Muts. Bald wird die Nachhut dahin nachgefolgt sein, wo jetzt die Vorhut steht; der letzte der Auserwählten wird bald entronnen sein; die Letzten der Erlöseten Gottes werden in einer Kürze hinüber sein über das Meer, und dann, wenn wir Alle geborgen sind, wird das Triumphlied erschallen. Aber ach! wenn Eines fehlte; ach! wenn Eines aus der Familie der Erwählten fehlte und verworfen wäre, es würde einen ewigen Mißton in das Lied der Seligen bringen, und die Saiten der himmlischen Harfen zerreißen, so daß ihnen Niemand je wieder der Lieder süße Harmonien zu entlocken vermöchte.

Aber vielleicht freute sich Moses noch am Meisten über die Vernichtung aller Feinde Gottes. Tags vorher hatte er für sein Volk gefürchtet und gehofft.

„Er sieht gerettet all die Seinen,
Da muß er Freudentränen weinen;
Doch schaut er auf den Feind zurück,
Wie klar und kühn wird da sein Blick!“

Und nun schaut er wieder auf sein Volk und spricht: „Selig bist du, o Israel, denn du bist sicher geborgen auf deinem Ufer;“ und er schaut nicht auf den Feind, sondern auf des Feindes Grab; er siehet, wie die Lebenden geschützt wurden unter Gottes Schild und Schirm gegen alle ihre Feinde; – und was siehet er? Ein mächtiges Wassergrab; eine große Grube, darein gestürzt worden waren Fürsten und Gewalthaber und Mächtige. „Roß und Reiter hat er gestürzt in’s Meer“ (2. Mose 15, 1). Auch Pharao’s Wagen wurden darin ersäuft.

Und auch wir, teure Brüder, werden uns bald also umsehen. Wir schauen jetzt um uns her, und erblicken Heere von Feinden. Uns umgeben der rote Drache mit seinen Häuptern und Kronen, der falsche Prophet, das unreine verführerische Weib voll blutdürstiger Heuchelei, Tausende von Götzen und falschen Göttern, Gottlosigkeit in unzählbarer Gestalt; viele sind wahrlich der Feinde Gottes, und gewaltig sind Satans Heere. Siehe, ihr seht sie heute versammelt; Reiter an Reiter, Wagen an Wagen, versammelt zu Haufen gegen den Allerhöchsten. Ich sehe die zitternde Kirche, voll Furcht, überwunden zu werden; ich sehe ihre Vorkämpfer die Kniee beugen zum inbrünstigen Gebet und rufen: „Herr, errette dein Volk, und erlöse dein Erbteil!“

Aber mein Auge blickt hinaus in die Zukunft mit weitschauendem, klarem Blick, und ich sehe die selige Zeit der letzten Tage, wo Christus als Sieger herrschen wird. Ich werde dann staunend fragen: „Wo ist die große Babylon? wo ist Rom? wo ist Mekka?“ Und das Echo wird zurückantworten: „Wo? Ja, sie sind in die Tiefen versunken; Sie fielen zu Grunde wie Stein.“ Und tief unten verzehrt sie das schreckliche Feuer, denn das gläserne Meer ist vermengt mit dem Feuer des Gerichts. Heute sehe ich ein Schlachtfeld. Die Breite der Erde wird zertreten von den Hufen der Rosse; es rollt der Donner des Geschützes und hallt das Wirbeln der Trommeln. „Stürmt an! Drauf und dran!“ Das Doppelheer der Feinde frohlockt. Aber wartet nur ein Wenig, so werdet ihr über dieses weite Schlachtfeld wandeln und ausrufen: „Siehest du dies riesige Bollwerk des Irrglaubens zerschmettert!“ Und dort liegt ein anderes; sie sind Alle erstarrt im blassen Tod, in lebloser Vernichtung. Dort liegt der Unglaube; hier der Weltsinn und die Leichtfertigkeit; dort die Gottesverächter. Ich sehe dies ganze große Heer der Widersacher weit über die Erde zerstreut. „Singet dem Herrn, denn er ist hoch erhöhet“ (2. Mose 15, 1); es hat ihm geholfen seine Rechte (Ps. 98,1 ); den letzten seiner Feinde hat er umgebracht. Zu jener Zeit wird man singen „das Lied Mosis, des Knechtes Gottes und das Lied des Lammes.“

III.

Indem wir uns nun mit dem Lied Mosis beschäftigen, wollen wir einige merkwürdige Stellen desselben hervorheben, welche unzweifelhaft auch in dem ewigen Lobgesang der Seligen eine Stelle finden werden, wenn sie den Höchsten preisen. O, teure Brüder! ich möchte nur wünschen, daß ich hätte dürfen stehen am roten Meere, und hätte hören dürfen jenen gewaltigen Strom des Jauchzens und jenen furchtbaren Donner des Siegesjubels! Es ist mir, es hätte sich schon gelohnt, die egyptische Knechtschaft zu ertragen, wenn man dann bei jener mächtigen Schaar stehen durfte, die solchen herrlichen Preisgesang erschallen ließ. Gesang erhebt; aber nie wirkte er so erhebend, wie an jenem Tage, wo die heldenherrliche Mirjam den Weibern vorsang mit Pauken und mit Reigen (2. Mose 15, 20), und Moses den Männern, und sie regierte, wie ein Sangmeister seine Sänger regiert, und mit seiner Prophetenhand den Takt dazu schlug. „Singet dem Herrn; denn er hat es herrlich hinausgeführt.“ Es ist mir, als sähe ich’s; und ich schwinge mich hinüber zu jenem größern Tag, wo das Lied wieder gesungen wird als „das Lied Mosis und das Lied des Lammes.“

Betrachtet nun dies Lied. Ihr findet’s im fünfzehnten Kapitel des zweiten Buchs Mose, und weiter ausgeführt in mehreren Psalmen. Das erste, worauf ich euch gerne aufmerksam machen möchte, ist, daß es von Anfang bis zu Ende ein Lob Gottes ist, und Niemand die Ehre gibt, denn allein Gott. Moses, von dir selber hast du nichts gesagt. O, du großer Gesetzgeber, du größter aller Menschen, faßte nicht deine Hand den Stab, der das Meer zerteilte, den Busen des Meergrundes entschleierte, in den glänzenden, krystallenen und doch lebendig bewegten Spiegel einen furchenden Hohlweg grub und eine Bahn trocknete dem Fuß: Führtest du nicht die Heere der Fürsten Israels? Regiertest du nicht ihre Tausende, die zum Kampf sich rüsteten, und führtest sie, ein gewaltiger Herzog, durch die korallenen Tiefen? Hast du kein Wort für dich? – Keines! – Das ganze Lied verkündigt nur Einen Gedanken: „Ich will dem Herrn singen,“ von Anfang bis zu Ende. Es ist lauter Preis Jehova’s; nicht ein Wort spricht von Mose, nicht ein Wort rühmet die Kinder Israel. Teure Freunde, der letzte Lobgesang auf Erden, das Triumphlied, wird voll vom Lobe Gottes sein, und von nichts anderm. Hienieden rühmt ihr das Werkzeug; heute schaut ihr auf diesen oder jenen Menschen und sprechet: „Gott sei Dank für diesen Prediger und für jenen Gottesmann.“ Heute sagt ihr: „Gelobt sei Gott um Luther, der den Vatikan erschütterte; um Whitefield, der eine schlummernde Kirche wieder erweckte.“ Aber an jenem Tage werdet ihr weder Luther, noch Whitefield, noch irgend einen der starken Helden Gottes besingen; ihre Namen müssen für etliche Zeit vergessen sein, gleichwie die Sterne ihren Schein verbergen, wenn die Sonne erscheint. Das Loblied wird erschallen dem Höchsten, dem Höchsten allein; wir werden keine Worte haben für Prediger und Aelteste, keinen Laut für wackere und treue Knechte Gottes; das ganze Lied von Anfang bis zu Ende wird lauten: „Dem, der uns geliebet hat, und gewaschen von unsern Sünden mit seinem Blut, demselbigen sei Ehre und Gewalt, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!“ (Offenb. 1, 5.6.)

Und nun achtet weiter darauf, daß das Lied hinwies auf den Hochmut des Feindes. Bemerket ihr nicht, wie der Sänger bei der Schilderung des verfolgenden Pharao sagt: „Der Feind gedachte: Ich will ihnen nachjagen, will sie erhaschen, will Raub austheilen; mein Mut soll sich kühlen an ihnen; ich will mein Schwert ausziehen, meine Hand soll sie verderben“ (2 Mose 15, 9). Pharao’s Zorn wird im Liede besungen; und so wird’s auch am Ende sein. Der Zorn eines Menschen muß nur Gott verherrlichen. Ich glaube, daß das Lied der Erlöseten, wenn sie zuletzt triumphieren, in himmlischen Gesängen den Sieg Gottes über der Menschen Zorn feiern wird. Nach großen Siegen wird oft zum Andenken einer Schlacht ein Denkmal errichtet. Und woraus werden sie aufgebaut? Man erbaut sie aus tödlichen Waffen und Kriegsgeräten, die vom Feinde sind erbeutet worden. Um nun dies Beispiel so anzuwenden, wie es eigentlich angewendet werden muß, so merken wir uns, daß der Tag kommt, wo Wut und Rache und Haß und Widerstand allzusammen in ein Lied verwoben werden; und die den Feinden abgenommenen Waffen müssen dazu dienen, Denkmäler zur Verherrlichung Gottes zu errichten. Schmähe, ja schmähe, du Lästerer! Schlage, o schlage nur zu, du Unterdrücker! Erhebe deine wuchtige Hand, du Gewalttätiger! Zerknirsche die Wahrheit, die du doch nicht zerknirschen kannst; reiß ihm die Krone vom Haupt – die Krone, die dir unerreichbar ist – du armer, elender, ohnmächtiger Wurm, der du bist! Geh‘, ereifre dich, zerarbeite dich, du kannst doch nur seine Ehre vergrößern. Bekümmern wir uns um dich, so fordern wir dich auf, all deinen Zorn und deine Bosheit aufzuraffen. Ob’s schon für dich um so schlimmer wird, so wird’s um so glorreicher für unsern Heiland; je schrecklicher du dich rüstest, um so glänzender wird sein Sieg sein, um so herrlicher sein Siegeswagen, wenn er in prächtigem Triumphzug einherfährt auf den himmlischen Straßen. Je gewaltiger eure Schlachtrüstung, um so kostbarer die Beute, die er den Starken austeilen wird. O, Christ, fürchte den Feind nicht! Bedenke doch, je gewaltiger seine Schläge, um so lieblicher dein Lied; je größer seine Rache, um so strahlender deine Ehre; je mehr er wütet, um so herrlicher der Ruhm Christi am Tag seiner Erscheinung. „Sie singen das Lied Mosis, und des Lammes.“

Und dann könnt ihr zunächst sehen, wie der völlige Untergang des Feindes besungen wird. Es kommt in dem Lied ein Ausdruck vor, der, wenn dasselbe in Musik gesetzt würde, sich recht oft wiederholen sollte. Es ist der Teil des Liedes, welcher besonders in den Psalmen hervorgehoben ist, wo bezeugt wird, daß das ganze Heer Pharao’s bis auf den letzten Mann vernichtet wird, und kein Einziger überblieb. Als das erhabene Lied an den Gestaden des roten Meeres gesungen ward, da wurde, ich zweifle nicht, ein besonderer Nachdruck auf das Wort gelegt: „Nicht Einer“ (2. Mose 14, 28; Ps. 106, 11). Es kommt mir vor, als hörete ich die Heerschaar Israel. Als ihnen die Worte des Liedes bekannt waren, fingen sie an, und fuhren also fort: „Es ist nicht Einer übergeblieben,“ und dann wurde an verschiedenen Orten wiederholt: „Nicht Einer, nicht Einer.“ Und darauf fangen die Weiber mit ihren lieblichen Stimmen: „Nicht Einer, nicht Einer.“ Ich glaube, daß am Ende das zu unserer Siegesfreude gehört, daß nicht Einer übrig bleibt. Wir werden auf die Erde herunterschauen, und dort Alles ein glattes Meer finden; und nicht Ein Feind verfolgt uns mehr: „nicht Einer, nicht Einer!“ Und erhebe dich noch so sehr, o du Verführer, du darfst dennoch nicht leben bleiben; denn du wirst nicht entrinnen. Erhebe dein Haupt noch so stolz, du Tyrann, du darfst nicht leben; denn es wird auch nicht Einer entrinnen. O Himmelserbe, nicht eine Sünde wird dir nachfolgen über den Jordan; nicht eine wird das rote Meer durchschreiten, um dich zu erhaschen; aber das wird der Gipfel deiner Siegesfreude sein: „Nicht Einer, nicht Einer, nicht Einer ist übergeblieben.“

Noch Eines wollen wir beachten, dann will ich euch nicht mehr länger in Anspruch nehmen. Ein Teil des Liedes Mosis rühmte auch die Leichtigkeit, mit welcher Gott seine Feinde umbrachte: „Du bliesest mit deinem Wind, und das Meer bedeckte sie, sie sanken unter wie Blei im mächtigen Wasser“ (2. Mose 15, 10). Wenn wir’s unternommen hätten, das Heer Pharao’s zu vernichten, welche Menge von Todeswerkzeugen hätten wir dazu nötig gehabt! Wenn das Werk uns wäre aufgetragen worden, die Feinde umzubringen, welch‘ ungeheure Vorbereitungen, welch ein Getöse, welch einen Lärm, welch‘ eine gewaltige Anstrengung hätte es gegeben. Aber staunet über den großartigen Ausdruck des Gedankens. Gott erhob sich nicht einmal von seinem Thron, um es zu vollenden: er sah Pharao heranziehen, er schien auf ihn herabzusehen mit verächtlichem Lächeln; er blies nur mit seinem Munde, und das Meer bedeckte sie.

Am Ende werden wir uns ebenso verwundern, wie leicht die Feinde des Herrn überwunden wurden. Wir haben uns abgearbeitet und abgemüht ein ganzes Leben lang, um Werkzeuge zu sein zur Vernichtung der Lüge und Verkehrtheit: es wird die Kirche Gottes in Erstaunen setzen, wenn ihr Herr kommen wird, um zu sehen, wie gleich dem Eise, das am Sonnenstrahl schmilzt, aller Irrtum und alle Sünde ganz vernichtet wird bei der Zukunft des Allerhöchsten. Wir müssen unsere Zuflucht zu Gesellschaften und Einrichtungen nehmen, zu Predigern und Versammlungen, und das mit allem Ernst; aber Gott bedarf das am Ende nicht. Die Vernichtung seiner Feinde wird ihm so leicht sein, wie die Erschaffung eines Weltalls. In stiller Ruhe saß er, unbewegt; und er brach die Stille nur mit dem Wort: „Es werde Licht;“ da ward Licht. So wird er beim Ende, wenn seine Feinde schrecklich wüten, blasen mit den Winden, so werden sie zerstreuet; sie müssen zerschmelzen wie Wachs, und werden verbrannt wie Stoppeln; sie werden verzehret wie das Fett vom Widder; sie werden vergehen, wie Rauch vergehet (Ps. 37, 20), ja, wie Rauch werden sie vergeben.

Weiter nehmet ihr im Lied Mosis noch eine ganz eigentümliche Schönheit wahr. Moses freute sich nicht nur über das Geschehene, sondern auch über dessen künftige Folgen. Er spricht: „Alle Einwohner Canaans werden feige; laß über sie fallen Entsetzen und Furcht; vor der Größe deines Armes laß sie verstummen wie Stein“ (2. Mose 15, 15.16.). Mir ist, als höre ich auch das singen, feierlich sanft: „verstummen, wie Stein“. Dann quellen die Töne hervor, wie ein fernher hallender Donner: „verstummen, wie Stein!“ Und wenn wir einst hinübergelangen an’s Gestade der Ewigkeit, und sehen den Sieg über unsere Feinde, und sehen unsern Herrn regieren, so wird das in unserm Liede vorkommen: daß sie müssen „verstummen, wie Stein“. Es wird eine Hölle geben, aber keine Hölle voll brüllender Teufel, wie jetzt. Sie müssen „verstummen, wie Stein“. Es werden Legionen gefallener Engel dort sein; aber sie werden den Mut nicht mehr haben, uns anzufallen oder Gott zu trotzen: sie werden „verstummen, wie Stein“. O, wie großartig wird’s ertönen, wenn die Heerschaaren der Erlöseten des Herrn beim Blick auf die gefesselten, gefetteten, verstummten und erschreckten Dämonen mit Macht über ihnen singen! Die müssen verstummen, wie Stein; und müssen daliegen und in ihre eisernen Bande beißen. Der grimme Verächter Christi kann ihm nicht mehr in’s Antlitz speien; der hochmütige Tyrann kann seine Hände nicht mehr erheben zur Unterdrückung der Heiligen; selbst Satan kann nicht mehr wagen, zu verderben. Sie werden „verstummen, wie Stein“.

Und ganz zuletzt schließt das Lied mit dem Hinblick auf die Ewigkeit der Herrschaft Gottes; und dies wird stets ein Grundbestandtheil des Triumphliedes bleiben. Sie sangen: „Der Herr wird König sein immer und ewig“ (2. Mose 15, 18). Und dabei brach wohl der ganze Heerhaufe in den lautesten Jubel des Gesanges aus: „Der Herr wird König sein immer und ewig“. Im Himmel wird’s auch heißen: „Der Herr wird König sein immer und ewig“. Das Lied erquickt uns hienieden: „Der Herr ist König; gelobt sei mein Hort!“ (2. Sam. 22, 47.) Und das Lied wird dort unsere Erquickung sein: „Der Herr ist König immer und ewig“. Wenn wir sehen werden das stille Meer der Vorsehung, wenn wir schauen werden die Welt in ihrer Schönheit und Lieblichkeit, wenn wir erkennen die Vernichtung unsrer Feinde, und Gott, den Allmächtigen, triumphierend, dann werden wir jubelnd singen:

Halleluja Gott, unserm Herrn!
Heil Jesu, unserm Morgenstern,
Und seinem großen Namen!
Einst herrschetest du in der Zeit,
Nun herrschest du in Ewigkeit,
Dir schallt das große Amen!
Froher Jubel,
Laute Freude
Schallet heute; Lob und Ehre!
Tönet heut durch tausend Chöre!“

Ach, daß wir dort wären, das Lied zu singen!

Eine letzte Bemerkung. Ihr wißt, teure Freunde, daß, gleichwie im Lied Mosis Vorbilder enthalten sind auf das Lied des Lammes, so ward am rohen Meere auch noch ein anderes Lied gesungen, ein Vorbild des Klagegesangs der Hölle. „Was wollen Sie, mein Lieber, mit diesem düstern Gedanken?“ hör‘ ich fragen. Ach, darf ich das Wort Gesang brauchen? Soll ich das himmlische Wort entweihen und sagen, es war ein kläglicher Gesang aus dem Munde Pharao’s und seines Heeres? Kühn und stolz, mit Paukenschlag und Posaunenschall waren sie in’s Meer geschritten. Plötzlich verstummte ihre kriegerische Musik; und O! ihr Himmel und ihr Fluten, was war’s? Das Meer stürzte über sie her, um sie gänzlich zu verschlingen. Ach! daß wir nie solch‘ einen Schrei hören müssen, solch einen gellenden Weheruf der unsäglichsten Todesangst, der den Himmel schien zerreißen zu wollen, und wieder verstummte, da Pharao und seine Gewaltigen verschlungen und ersäuft wurden und plötzlich hinunterfuhren in die Hölle! Ach! ihr Sterne, wenn ihr’s gehört hättet, wenn nicht die schwarzen, schwergeballten Wolken euch den Ton verborgen hätten, ihr hättet wohl fortgezittert bis zu dieser Stunde; vielleicht ist euer nächtliches Funkeln euch noch geblieben seit damals, da euch der furchtbare Klageschrei erschreckte; denn wahrlich, es wäre genug, um euch auf ewig mit furchtsamem Zittern zu erfüllen. Jener entsetzliche Schrei, jenes gräßliche Heulen, jenes erstarrende Stöhnen, da ein ganzes gewaltiges Heer auf einmal hinuntersank in die Hölle, und die Wogen sie in ihre Schlünde zogen!

Hütet euch, meine Freunde, hütet euch, daß ihr nicht teilhaftig werdet jenes furchtbaren Elendes; hütet euch, daß nicht jenes grauenvolle Wehegejammer zu dem euern werde, statt des herrlichen, majestätischen Liedes der Erlöseten. Und bedenket, daß es so kommen müßte, wenn ihr nicht wiedergeboren seid, wenn ihr nicht an Christum glaubet, wenn ihr die Sünde nicht bereut und ihr ganz absagt, und mit zitterndem Herzen euer ganzes Vertrauen auf den Mann der Schmerzen setzt, der da wird gekrönet werden in einer Kürze zum König aller Könige und zum Herrn aller Herren. Gott segne euch, und gebe euch Allen zu schmecken sein Heil, damit ihr einst stehen dürfet am gläsernen Meere, und nicht schmecken müsset die Schrecken des gemengeten Feuers seiner tiefsten Tiefen! Gott, der Allmächtige, segne euch Alle, um Jesu willen! Amen.

Quelle:

Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren

Bild: Pharaoh’s Army Engulfed by The Red Sea. Frederick Arthur Bridgman, Public domain, via Wikimedia Commons

Verweise:

Biblische Betrachtungen von Charles Haddon Spurgeon

> 2. Mose