Sünde, Entschuldigungen für dieselbe

Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß. (1. Mose 3,12)

Entschuldigungen für die Sünde

Ein Reisender in Venezuela erläutert die Bereitwilligkeit der Menschen, ihre Fehler dem Ort oder irgend etwas anderem, nur nicht sich selbst zur Last zu legen, durch die Erzählung von einem Trunkenbold, der eines Abends in solchem Zustande heimkam, daß er zuerst seine Hängematte nicht finden konnte. Als er damit endlich zu Stande gekommen, versuchte er vergeblich, seine großen Reitstiefel auszuziehen. Nach vielen fruchtlosen Versuchen legte er sich in seine Hängematte und sagte laut zu sich selbst: «Nun, ich bin durch die ganze Welt gereist; ich habe fünf Jahre in Cuba gelebt, vier in Jamaika, fünf in Brasilien, ich bin durch Spanien und Portugal gereist und in Afrika gewesen, aber ich war noch nie in einem so abscheulichen Lande wie in diesem, wo ein
Mann gezwungen ist, mit seinen Stiefeln zu Bett zu gehen.»

Oft genug sagen uns Übeltäter zur Entschuldigung für ihre Sünde, daß niemand in ihrer Stellung anders handeln könne, daß man in ihrem Handwerk sich nicht ehrlich sein Brot erwerben könne, daß in ihrer Straße die Läden am Sonntag offen sein müßten, daß ihre Gesundheit einen längeren Ausflug am Sonntag erfordere, weil ihre Arbeiten so schwer wären, daß niemand religiös sein könne in dem Hause, wo sie angestellt wären und so weiter, alles zu demselben Ende und ungefähr ebenso wahr wie das Selbstgespräch des Trunkenbolds zu Venezuela.

Aus: Charles Haddon Spurgeon, Federn für Pfeile, oder Illustrationen für Prediger und Lehrer, S. 116 (autorisierte Übersetzung von E. Spliedt, Heilbronn 1897)