Offenbarung 3, 5 (Spurgeon/Roos/Römer)

Wer überwindet, soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.
(Offenbarung 3, 5)

Streiter des Kreuzes, kämpfe fort! Ruhe nie, bis dein Sieg vollständig ist, denn dein ewiger Lohn wird eines Lebens voll Kampf wert sein.

Siehe, hier ist vollkommene Reinheit für dich! Einige wenige in Sarden hielten ihre Kleider unbesudelt, und ihr Lohn ist, fleckenlos zu sein. Vollkommene Heiligkeit ist der Preis unseres hohen Berufs, laßt uns ihn nicht verfehlen.

Siehe, hier ist Freude! Du sollst Feierkleider tragen, wie die Menschen sie bei Hochzeitsfesten anlegten; du sollst mit Fröhlichkeit angetan werden und vor Freuden glänzen. Schmerzliche Kämpfe sollen im Frieden des Gewissens und in der Freude im Herrn enden.

Siehe, hier ist Sieg! Du sollst deinen Triumph haben. Palme und Krone und weißes Gewand wird dein Lohn sein; du sollst als Sieger behandelt und von dem Herrn selber als solcher anerkannt werden.

Siehe, hier ist priesterlicher Schmuck! Du sollst vor dem Herrn stehen in solchen Kleidern, wie die Söhne Aarons sie trugen; du sollst die Opfer des Dankes darbringen und mit dem Weihrauch des Lobes dich dem Herrn nahen.

Wer wollte nicht für einen Herrn kämpfen, der so große Ehren dem geringsten seiner treuen Diener gibt? Wer wollte nicht um Christi willen mit einem Narrenkleid angetan werden, wenn Er uns mit Herrlichkeit bekleiden will?

(Charles Haddon Spurgeon)

****  ****  ****  ****

Die Gemeinde zu Sarden war von einem vermischten Zustand; der Bischof oder Pfarrer hatte den Namen, daß er lebe, und war tot, und unter den Zuhörern gab es Leute, die geistlich sterben wollten. Doch waren auch wenige Christen daselbst, die ihre Kleider nicht besudelt hatten; und diesen verspricht der HErr Jesus, daß sie mit Ihm in weißen Kleidern wandeln werden, weil sie es wert seien. Diesen redlichen und treuen Seelen gebietet der HErr Jesus nicht, daß sie sich von ihrem toten Pfarrer und von den übrigen halbtoten sardischen Christen äußerlich absondern oder Separatisten werden sollen. Der Pfarrer hatte diese treuen Seelen in Seiner Gemeinde, und sollte sie ferner haben, aber auch die übrigen stärken, die sterben wollten. Die Gefahr des geistlichen Todes oder des völligen Rückfalls kam bei diesen daher, daß sie es mit der Sünde nicht mehr genau nahmen, und sich durch dieselbe mannigfaltig befleckten. Die wackeren und treuen Seelen kostete es alsdann desto mehr Wachsamkeit und Ernst, wenn sie weder wider die Liebe durch’s Richten sündigen, noch ihre Kleider im Umgang mit jenen beflecken wollten. Sie mußten aber eben in diesen Umständen überwinden, und so muß ein Jeder überwinden, der in der wüsten Welt unbefleckt bleiben, oder sich von aller schon geschehenen Befleckung des Fleisches und des Geistes reinigen, und in der Heiligung fortfahren will.

Wer aber überwindet, soll in der unsichtbaren Welt nach der Verheißung Jesu mit weißen Kleidern angetan werden. Daß diese Verheißung erfüllt werde, konnte Johannes bezeugen, weil er viele solche Weißgekleidete im Himmel sah, s. Offb. 4, 4; 6, 11; 7, 9. Dieses weiße Kleid ist ein herrlicher, glänzender Schmuck der Auserwählten, dergleichen einer an Christo bei Seiner Verklärung zu sehen war, Matth. 17, 2. Im Tempel zu Jerusalem hatten die Priester weiße Kleider an; und so dienen auch die Vielen, die Johannes Kap. 7. sah, in ihren weißen Kleidern dem HErrn Tag und Nacht in Seinem Tempel. Auch den 24 Aeltesten, die mit weißen Kleidern angetan sind, wird Kap. 5, 8. die priesterliche Verrichtung des Räucherns zugeschrieben. Wer aber ein solches weißes Kleid im Himmel bekommen soll, muß vorher sein eigenes Kleid, das ist seine Natur, gewaschen und helle gemacht haben im Blut des Lammes, Offenb. 7, 14, und dieses kostet freilich ein Überwinden, weil die Unreinigkeit dem Fleisch angenehm ist. Der HErr Jesus will aber eines solchen Überwinders Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, sondern will seinen Namen bekennen vor Seinem Vater. Hieran ist unaussprechlich mehr gelegen, als an dem guten und berühmten Namen, den ein Mensch unter den kurzsichtigen Menschen haben mag. Wessen Name im Buch des Lebens steht, der kommt nicht in’s Gericht, und darf in das ewige Leben eingehen, und wer von dem Heiland so teuer geachtet wird, daß Er seinen Namen als eines Gerechten, Treuen, Auserwählten vor Seinem Vater bekennt, erlangt Ehre genug, ob er gleich auf Erden geschmähet, oder seiner bald vergessen worden wäre.

(Magnus Friedrich Roos)

****  ****  ****  ****

Namenschristentum oder Lebenschristentum: das ist die Frage. Sardes ist eine fast nur noch dem Namen nach Christo zugehörige Gemeinde gewesen. Etliche wenige kennt der Herr und Richter dort, deren Namen er noch belassen kann im Buche des Lebens; die anderen haben ihre Kleider besudelt, einen des Christennamens unwürdigen Wandel geführt; sie haben sich gehen lassen in ihrer natürlichen Art und haben sich treiben lassen von dem Geist, der in der Welt um sie herrschte, und was sie empfangen und gehört hatten an Gnade und Wahrheit vom Himmel, das haben sie verschleudert und vergessen.

Nicht, daß sie darum ins Heidentum zurückgefallen wären, nein, sie galten vor den Menschen als Christen; sie hielten christlichen Brauch und christliche Sitte und hielten auch die christliche Lehre fest, nur nicht so, wie sie dieselbe empfangen hatten; sie waren rechtgläubig, aber es war ein toter Glaube, und weil wir durch den Glauben allein die Gotteskraft zu göttlichem Wandel empfangen, waren auch ihre Werke tot, ihr ganzes Christentum war erstorben. Es fehlte dem Vorsteher und der großen Mehrzahl der Gemeinde das Leben aus Gott.

Aber auch für diesen geistlichen Tod gilt Jesu Wort: Ich bin die Auferstehung und das Leben! – „Tu Buße!“, ruft der Herr seinem Knechte zu. Wie kann ein Erstorbener Buße tun? Der Geist, der Leben weckt, redet aus Christi Wort, und nun handelt sich’s um die Entscheidung, ob man wach werden will! Wer überwindet die Todeskrankheit, wer besiegt seine Schlafsucht? Wer sie besiegt, der bleibt, obgleich er schon geistlich tot war, eingeschrieben im Buch des Lebens, in der Liste der Bürger des ewigen Reiches des Lebens, und Modergeruch und Unreinigkeit werden von ihm weichen müssen: Christus kleidet ihn ins Kleid der Reinheit und des lichten Lebens. – Wer  aber den Ruf zur Buße nicht hört und ihm nicht folgt, über den wird unvermutet, plötzlich und schrecklich das Gericht vom Herrn kommen, das ihm alles nimmt, ohne daß er sich’s versieht und ohne daß er es merkt, ehe es zu spät ist; wie ein Dieb dem Schlafenden Hab und Gut raubt, so wird Christus ihm vollends alles nehmen und ihn selbst wegnehmen, wie man einen Toten auszieht und unter die Erde legt.

Da hilft dann nicht, daß dies oder jenes im äußeren Verhalten und Wirken doch in Ordnung schien. Der Richter sieht ins Verborgene und sieht, daß das Wirken und Leben innerlich hohl war, weil nicht erfüllt mit geistlicher Lebenskraft und darum in Gottes Augen „nicht völlig erfunden“. An uns allen ist noch manches Tote; vielleicht solches, das erst seit wir Christen sind, wieder siech und krank geworden und abgestorben ist, nachdem es lieblich gekeimt, gesproßt und geblüht hatte. Und während die erste Lebenskraft zurückgeht oder gar versiegt, bleibt, oftmals genährt durch die Umgebung, die uns für rechte Christen hält, nur der Schein und der Traum, als ob wir in geistlichem Leben stünden. Dieser großen Gefahr unterliegt mancher, der einen guten Anfang gemacht hatte; aus dieser Gewissensangst heraus ist Zinzendorfs Gebet geboren:

König, dem wir alle dienen,
– ob im Geiste, das weißt du –
rette uns durch dein Versühnen
aus der  u n g e w i s s e n  R u h !

Mache den Gedanken bange,
ob das Herz es redlich mein‘,
ob die Seele an dir hange,
ob wir  s c h e i n e n  oder  s e i ’n !

(Christian Römer)


Diese Schriftstelle ist der Tagesvers zum 27. Februar 2025

Übersicht: Offenbarung des JohannesOffenbarung 3

Eingestellt am 27. Februar 2025