496, 1-5. Warum sollt ich mich denn grämen? P. G. 484, 1-5.
Die Gnade unseres Hern Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Text: Evgl. Joh. 16, 16-23.
Über ein kleines, so werdet ihr mich nicht sehen; und aber über ein kleines, so werdet ihr mich sehen; denn ich gehe zum Vater. Da sprachen etliche unter seinen Jüngern untereinander: Was ist das, das er sagt zu uns: Über ein kleines, so werdet ihr mich nicht sehen, und aber über ein kleines, so werdet ihr mich sehen, und daß ich zum Vater gehe? Da sprachen sie: Was ist das, das er sagt, über ein kleines? Wir wissen nicht, was er redet. Da merkte Jesus, daß sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Davon fragt ihr untereinander, daß ich gesagt habe: Über ein kleines, so werdet ihr mich nicht sehen, und aber über ein kleines, so werdet ihr mich sehen. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird sich freuen; ihr aber werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden. Ein Weib, wenn sie gebieret, so hat sie Traurigkeit, denn ihre Stunde ist gekommen; wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst, um der Freude willen, daß der Mensch zur Welt geboren ist. Und ihr habt auch nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Und an demselben Tage werdet ihr mich nichts fragen.
Amen.
Das Wort Gottes ist voll der köstlichsten Verheißungen für die Traurigen, Leidtragenden und Weinenden. Es heißt:
Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzns sind, und hlft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.
Diese Verheißungen sollen der Stab sein, auf den wir uns stützen, wenn die Tage der Trübsal und Heinsuchung über uns kommen. Diese Verheißungen sollen unser Licht sein, wenn wir im Finstern sitzen und unsere Augen zu Tränenquellen werden. Sie sollen uns Kraft und Mut geben, durch Geduld zu laufen in dem Kampf, der uns verordnet ist, bis alle unsere Traurigkeit in ewige Freude verkehrt sein wird. Der Herr sagt nicht, daß die Seinen ohne Leiden und Trübsale sein sollen. Er sagt im Gegenteil: Wer mir nachfolgen wird, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Aber ohne Trost läßt er die Seinen nie in der Trübsal. Gerade in den Tagen der Trübsal machen sie die herrlichsten Erfahrungen von seiner Hilfe und Barmherzigkeit. Durch die Züchtigungen will der Herr uns für sein reich der Herrlichkeit erziehen, und in der Trübsal, soll unser Glaube rechtschaffen und köstlicher erfunden werden, denn das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewährt wird. Darum singt der selige Schmolck:
Je größer Kreuz, je näher Himmel:
Wer ohne Kreuz, ist ohne Gott.
Bei Erdgewühl und Weltgetümmel
Vergißt man Ewigkeit und Tod;
O, selig ist der Mann geschätzt,
Den Gott in Kreuz und Trübsal setzt.
Und daß die Verheißungen des Herrn, die er den Traurigen gegeben hat, gewiß und wahrhaftig sind, das sagt uns unser heutiges Evangelium, wenn wir es betrachten im Licht der Auferstehung unseres Heilandes. Da sagt der Herr zu seinen Jüngern: Über ein kleines werdet ihr mich nicht sehen, und werdet weinen und heulen und traurig sein, aber er gibt ihnen auch die trostreiche Verheißung: Über ein kleines werdet ihr mich wieder sehen, und eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden.
Durch Traurigkeit zur Freude führt der Herr die Seinen.
Wir wollen betrachten:
1. Wie dieses Wort sich an den Jüngern erfüllt hat.
2. Wie es sich auch an uns erfüllt.
Herr Jesus, du Tröster aller mühseligen und beladenen Seelen, erfülle auch an uns, wie an deinen Jüngern, die Verheißung: Eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden. Sei unser Stecken und Stab auf unserer Pigerreise und laß uns dorthin gelangen, wo niemand unsere Freude von uns nehmen wird. Amen.
1. Durch Traurigkeit zur Freude führt der Herr die Seinen. Wir wollen betrachten, wie dieses Wort sich an den Jüngern erfüllt hat.
_ Der Herr ist am Abend des Gründonnerstags zum letzten Mal vor seinem Leiden und Sterben im Kreise seiner Jünger und bereitet sich vor auf die Trübsalstage, die nun über sie kommen sollen. Er sagt: Über ein kleines werdet ihr mich nicht sehen; und aber über ein kleines, so werdet ihr mich sehen, denn ich gehe zum Vater. Die Jünger verstehen diese seine Worte nicht und fragen einander verwundert: Was ist das, das er sagt, über ein kleines? Was heißt das? Wir verstehen nicht, was er damit sagen will.
Jesus hört, wie sie so einander fragen und spricht zu ihnen:
Davon fragt ihr untereinander, daß ich gesagt habe: Über ein kleines, so werdet ihr mich nicht sehen, und aber über ein kleines, so werdet ihr mich sehen. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird sich freuen; ihr aber werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden. Ein Weib, wenn sie gebieret, so hat sie Traurigkeit, denn ihre Stunde ist gekommen; wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst, um der Freude willen, daß der Mensch zur Welt geboren ist. Und ihr habt auch nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.
Und wie der Herr es Ihnen hier verkündigte, so geschah es auch. Über ein kleines, das heißt: schon nach einigen wenigen Stunden, sahen sie ihn nicht mehr. Da wurde er in Gethsemane von ihnen genommen, vor das geistliche und weltliche Gericht geführt, wie ein Übeltäter zum Tod verurteilt, ans Kreuz geschlagen und ins Grab gelegt. Es war so, als sollten sie ihn nie mehr zu sehen bekommen. Da waren die Jünger wie Schafe, denen der Hirte genommen ist; wie verlassene Waisen, denen der Vater und Führer genommen ist. Da ging in Erfüllung das Wort: Ihr werdet weinen und heulen und traurig sein, aber die Welt wird sich freuen. Die Welt freute sich, daß es ihr gelungen war, Jesus ans Kreuz zu schlagen. Wer aber beschreibt den Schmerz der jünger, als ihr Herr und Meister auf solche wesie von ihnen genommen war! Da saßen sie voll Angst und Furcht und tiefem Weh hínter verschlossenen Türen, Da saßen sie voll Angst und Furcht und tiefem Weh hínter verschlossenen Türen, oder sie gingen, wie die zwei Emmausjünger, kummervoll ihren Weg dahin: oder sie weinten bittere Tränen der Wehmut, wie Maria Magdlena. Ihr Heiland, von dem sie gehofft hatten, er werde Israel erlösen, war ja gekreuzigt, gestorben und ins Grab gelegt. Da meinten sie, nun sei alles aus! Aus sei es mit Jesus, aus auch mit ihnen, die sie nun seinetwillen alles verlassen hatten und ihm nachgefolgt waren. Die Welt war ihen zu einer rechten Jammer- und Trübsalshöhle geworden. Schwarz und finster sah es vor ihnen aus. Es war ihnen so zu Mut, wie einem Menschen, dem aller Grund und Boden unter den Füßen genommen ist.
Aber es blieb nicht lange bei dieser Traurigkeit. Der Herr hielt Wort und erfüllte an ihnen seine Verheißungen. Über ein kleines sahen sie ihn wieder. Und in welcher Hoheit und Majestät sahen sie ihn wieder! Sie sahen ihn wieder als den Auferstandenen und Lebendigen, der den Tod überwunden und die Riegel des Grabes zerbrochen hatte. Und als er wieder lebendig vor ihnen stand, da wurde ihre Traurigkeit in Freude verkehrt. Durch die tiefste Traurigkeit ging es bei ihnen zur höchsten Freude.
Aber der auferstandene Jesus blieb bei ihnen nur eine kleine Zeit, nur 40 Tage. Da ging er wieder von ihnen und kehrte zurück zum Vater. Aber bald darauf sandte er ihnen nach seiner Verheißung den Tröster, den heiligen Geist, und am Pfingstfest erfüllte sich in ganz besonderer Weise das Wort Jesu: Eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden. Da sahen sie wohl Jesus nicht mehr mit ihren leiblichen Augen, aber der Geist Christi erfüllte sie mit überschwenglichem Trost und Frieden, und ihre Freude konnte niemand von ihnen nehmen.
[….]
Quelle:
Gnade um Gnade. Evangelien-Predigten für das ganze Jahr. Von C. Blum, weil. Pastor zu Krasnojar bei Saratow. Dritte Auflage.