Vorwort.

Ob die nachfolgende Schrift eine Biographie von Bonnus genannt werden dürfe, oder nur eine biographische Skizze zu nennen sei, darüber will ich nicht streiten. Nur die Versicherung kann ich geben, daß ich es nicht an Mühe habe fehlen lassen, Alles, was Bonnus betrifft, aufzusuchen und zu verarbeiten.

Die Hauptfundgrube für eine Biographie Bonni bleibt immer noch Starcke (s. im Folgenden S. 1 Anmerkung 2), der auch Götze, von Seelen u. A. benutzt und es jedenfalls nicht an Fleiß hat fehlen lassen, alles irgendwie brauchbare Material herbeizuschaffen. Nur die Reformation Bonni im Osnabrückschen hat er etwas zu kurz abgethan. Aber auch Starcke muß in der Vorrede beklagen, „daß bei dem Leben der meisten ersten Prediger [in Lübeck] die Umbstände durchgehends so dünne gesäet sind, daß es wohl nicht sparsamer sein kann.“ ─  Mollerus in seiner Cimbria litterata hat, ─ abgesehen von reichen litterarischen Nachweisungen ─  nur weniges Neue hinzugebracht und auch das nicht mit der nöthigen Sorgfalt. ─  Dagegen ist Hamelmann für das Osnabrücksche Reformationswerk Bonni eine sehr reichhaltige, obwohl vorsichtig zu benutzende Quelle. ─ In neuerer Zeit ist es Waiz gewesen, der durch seine reichhaltige Schrift über Jürgen Wullenwever indirect auch auf Bonnus einiges Licht ergossen hat.

Außer diesen Schriften giebt es nur noch wenige andre, in denen sich zerstreute Notizen über Bonnus finden; ─ der Hauptsache nach ist man an Bonnus Schriften selbst gewiesen, die sich hie und da zerstreut auf den Bibliotheken und in Archiven finden. ─

Die Kirche St. Marien in Osnabrück

Da aber muß ich denn den Männern, die mich bei dieser Arbeit mit zum Theil nie geahneter Liberalität unterstützt haben, auch hierdurch meinen Dank sagen. Ich nenne hier nur die Herren: Pastor Holm, Prof. Mantels, Archivar Wehrmann in Lübeck; Dr. Bethmann in Wolfenbüttel; Dr Pallmann in Greifswald; Superintendent Lorenzen in Lüneburg; Archivrath Sudendorf in Hannover; Dr. Schmieder in Wittenberg; Pastor Schäfer in Quackenbrück; Dr Strohmeyer in Göttingen; Schulrath Abeken hier; ─ mancher Andern nicht zu gedenken, die zum Theil nicht im Stande waren, mich hierbei zu unterstützen. Was sich irgend in dem Buche Interessantes findet, hat das lesende Publikum diesen Männern zu verdanken.

Wiederholte Anfragen meiner Seits beim Magistrate der Vaterstadt Bonni Quackenbrück sind unbeantwortet geblieben; ─ ich muß daraus schließen, daß dort nichts für meinen Zweck zu finden ist.

So viel mir bekannt, sind schon Mehrere mit dem Gedanken umgegangen, Bonnus‘ Leben zu beschreiben; ─ das geringe Material mag sie an der Ausführung ihres Planes verhindert haben. Es ist zu bedauern, daß sie sich nicht an die obengenannten Herren gewendet haben; ─ wir würden dann vielleicht schon längst eine Biographie über Bonnus haben.

Bei der Abfassung dieser Schrift ging ich von der Ansicht aus, daß dieselbe einem größeren Leserkreise, als das theologische Publikum darbietet, zugänglich sein möchte; ─ ich rechnete, bei der Lectüre ─ mag sie auch vorzugsweise für den Theologen von Interesse sein, ─ auf die Gebildeten aller Berufsstände.  Daraus möge man es erklären, wenn ich das Lateinische, in der Regel selbst das Plattdeutsche, in Uebersetzung gegeben habe.  Nur in einzelnen Fällen, besonders bei Besprechung des Katechismus Bonni, habe ich den ursprünglichen Text gegeben, in der Ueberzeugung, daß eine Uebersetzung dem Charakter des Originales gar zu sehr Eintrag gethan hätte. ─

Die Anlagen bieten zur Zeit noch Ungedrucktes. Ich habe hier das Plattdeutsche mit lateinischen Lettern drucken lassen, um das Lesen desselben zu erleichtern. Vielleicht sind auch die Verhandlungen Bonni mit Lüneburg noch ungedruckt. Da mir dieß indeß zweifelhaft war, so habe ich sie nur verarbeitet.

Jeder aber, der das Büchlein liest, wird mich zum wärmsten Danke verpflichten, wenn er mir neue Quellen über Bonnus nachweist und zugänglich macht, so daß dieselben anderweit benutzt werden können. ─ Dabei kann ich den Wunsch nicht unterdrücken, es möge sich so viel Interesse für Bonnus kund geben, daß dessen sämmtliche Werke einmal wieder gedruckt werden könnten. Vielleicht daß in Lübeck, der Hauptstätte seiner Wirksamkeit, dieses Interesse erwacht. ─

Daß ich ein Register und eine Zusammenstellung der Bonnusschen Schriften beigefügt habe, wird man nicht für überflüssig halten.

Strauß schreibt in der Vorrede zu seiner Biographie Ulrichs v. Hutten, Herder habe über Hutten eine Fackelbeleuchtung gegeben. Diese Fackelbeleuchtung hatte die Biographie Huttens von Schubart, schließlich Strauß’s classisches Werk zur Folge.  Ich bin ganz befriedigt, wenn ich für Bonnus nur das werde, was ─ si licet parva componere magnis  ─ Herder für Hutten war, d. h. wenn nur bald Andre nachfolgen, die Bonnus eingehender und besser porträtiren, als mir es möglich war. ─

Möge auch diese kleine Schrift dazu beitragen, den Sinn für reformatorische Bestrebungen zu erwecken, der jetzt in unserm Volke und gerade bei den Besten unter demselben so vielfach schlummert. Möge es mit dazu helfen, die Widerwilligkeit und den Indifferentismus der protestantischen Laien, die das Fundament einer Erneuerung der protestantischen Kirche werden müssen, zu brechen. ─

O s n a b r ü c k,  im November 1863.

Spiegel

Quelle:

Hermann Bonnus, Erster Superintendent von Lübeck und Reformator von Osnabrück. Nach seinem Leben und seinen Schriften bearbeitet von Dr. Bernhard Spiegel, Pastor zu St. Marien in Osnabrück. Nebst bisher noch ungedruckten Anlagen, enthaltend: Die Kirchenordnung für die Landkirchspiele des Fürstenthums Osnabrück u. s. w.
Leipzig, Roßbergsche Buchhandlung, 1864. [Digitalisat]

Erstes Kapitel


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Eingestellt am 6. Juni 2025 – Letzte Überarbeitug am 20. September 2025