1. Ew’ge Liebe! Mein Gemüte
waget einen kühnen Blick
in den Abgrund deiner Güte.
Send ihm einen Blick zurück,
einen Blick voll Heiterkeit,
der die Finsternis zerstreut,
die mein blödes Auge drücket,
wenn es nach dem Lichte blicket.
2. Ich verehre dich, o Liebe,
daß du dich beweget hast
und aus einem reinen Triebe
den erwünschten Schluß gefaßt:
Der im Fluch versenkten Welt
durch ein teures Lösegeld,
durch des eignen Sohnes Sterben,
Gnad und Freiheit zu erwerben.
3. O ein Ratschluß voll Erbarmen,
voller Huld und Freundlichkeit,
der solch einer Welt voll Armen
Gnade, Trost und Hilfe beut.
Liebe, die den Sohn nicht schont,
der in ihrem Schoße wohnt,
um die Sünder zu erretten
aus den schweren Sündenketten!
4. Doch du hast, o weise Liebe,
eine Ordnung auch bestimmt,
daß sich der darinnen übe,
der am Segen Anteil nimmt:
Wer nur an den Mittler gläubt
und ihm treu ergeben bleibt,
der soll nicht verloren gehen,
sondern Heil und Leben sehen.
5. Diesen Glauben anzuzünden,
der ein Werk des Himmels heißt,
lässet du dich willig finden,
deinen teuren, guten Geist
denen, die gebeuget stehn,
die ihr Unvermögen sehn
und zum Thron der Gnade eilen,
gern und willig mitzuteilen.
6. Liebe, laß mich dahin streben,
meines Heils gewiß zu sein;
richte selbst mein ganzes Leben
so nach deinem Willen ein,
daß des Glaubens Frucht und Kraft,
den dein Geist in mir geschafft,
mir zum Zeugnis dienen möge,
daß ich auf dem Himmelswege.
7. Laß mich meinen Namen schauen
in dem Buch des Lebens stehn,
alsdann werd ich ohne Grauen
selbst dem Tod entgegengehn;
keine Kreatur wird mich
als dein Erbgut ewiglich
deiner Hand entreißen können,
noch von deiner Liebe trennen.
Liedtext: Johann Jakob Rambach (1693-1735)
Melodie: „Wie nach einer Wasserquelle“