Auf, du Bürgerschaft der Frommen (Heinrich Held)

Wir haben hier keine bleibende Stadt.

1. Auf, du Bürgerschaft der Frommen,
Sei bemüht, dahin zu kommen,
Wo du nicht mehr flüchtig bist,
Wo du weit von Teufelsnetzen,
Von Verfolgung, Schwert und Zwist
Dich einmal zur Ruh kannst setzen.

2. Hier ist kein beständig Leben.
Wer will an dem Eiteln kleben
Und so hart verpicht drauf sein?
Sind die bitter heiße Thränen
Mehr denn güldner Sonnenschein,
Wo sich Herz und Sinn hin sehnen?

3. Auf dem ganzen Bau der Erden
Mag kein Ort gefunden werden,
Weder Auf- noch Niedergang,
Da man stete Wohnung findet;
Ohne die der Höllen Zwang
Christus dir bei Gott gegründet.

4. Auf, du Bürgerschaft der Frommen,
Denke bald hinein zu kommen,
In die wunderschöne Stadt
Zu den starken Himmelshelden.
Du mußt Gottes Wunderthat
Auch durch süßen Ruhm vermelden.

5. Da, da kannst du Ruhstatt haben
Und die matte Seele laben
Nach der sauren Wanderschaft.
Da sind Himmel=süße Freuden,
Trost, Erquickung, starke Kraft,
Wo dich Gott will hinbescheiden.

6. Wohl euch, die ihr, wie die Sonne,
Mit den Strahlen seiner Wonne
Dorte sollt verkläret gehn
Und für*) seinem Richterthrone
Voller Lust und Jauchzen stehn
Mit der unverwelkten Krone.

*) vor

Liedtext: Heinrich Held (1620-1659)

Quelle:

Die geistliche Dichtung von Luther bis Klopstock. Ausgewählt von Paul Pressel, Diaconus in Brackenheim. 1r Halbband. Einzelausgabe der evangelischen Volksbibliothek. Stuttgart. Adolph Becher’s Verlag (Gustav Hoffmann.) 1863.
[S. 326f; Digitalisat]

Schriftstellen

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebräer 13, 14 LUT)

Und wird keine Nacht da sein, und sie werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott der HERR wird sie erleuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Offenbarung 22, 5)

Weblinks und Verweise

Geschichte  des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. Von Eduard Emil Koch, Dekan, ordentlichem Mitglied der historisch=theologischen Gesellschaft zu Leipzig. Erster Haupttheil: Die Dichter und Sänger. Dritter Band. Dritte umgearbeitete, durchaus vermehrte Auflage. Stuttgart. Druck und Verlag der Chr. Belser’schen Verlagshandlung. 1867. [Seite 55f.; Digitalisat]


Eingestellt am 29. Oktober 2025