Allen, welche nicht vergeben (Münter, Geistlicher Liederschatz #89)

Verzeihung und Versöhnlichkeit.

Luc. 6, V. 37: Vergebet, so wird euch auch vergeben.

Mel.: „Herr, ich habe mißgehandelt“

1. Allen, welche nicht vergeben,
wirst du, Richter nicht, verzeih’n,
trostlos werden sie im Leben,
trostlos einst im Tode sein,
unentladen ihrer Sünden,
nimmer vor dir Gnade finden.

2. Wie dein Herz mit jedem Sünder
väterliches Mitleid hat;
wie der Freund der Menschenkinder
selbst für seine Mörder bat;
so soll auch der Christ verzeihen,
und sich nicht der Rache freuen.

3. Wir geloben’s dir mit Freuden:
willig wollen wir verzeih’n;
nie uns rächen, wenn wir leiden,
nie zu dir um Rache schrei’n,
vielmehr vor dein Antlitz treten,
und für unsre Feinde beten.

4. Stärke, Vater, alle Frommen,
treu zu bleiben dieser Pflicht!
Wenn wir in Versuchung kommen,
so besiege sie uns nicht!
Laß sie uns gewaffnet finden,
laß uns schnell sie überwinden.

5. Mach in unserm ganzen Leben
deinem Sohn uns gleich gesinnt!
Sind wir willig zum Vergeben
allen, die uns schuldig sind:
so laß auch für unsre Sünden
uns bei dir Vergebung finden.

6. Heil uns! Gott verzeiht uns Sündern,
geh t nicht mit uns in’s Gericht,
nimmt uns auf zu seinen Kindern,
zürnet mit uns ewig nicht.
Laßt uns beten, laßt uns kämpfen,
alle Rach‘ in uns zu dämpfen.

Liedtext: D. Balthasar Münter.

Quelle:

Lied Nr. 89, in: Geistlicher Liederschatz. Sammlung der vorzüglichsten geistlichen Lieder für Kirche, Schule und Haus und alle Lebensverhältnisse. Berlin, bei Samuel Elsner. Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn. 1832. [Seite 38f.; Digitalisat]


Eingestellt am 3. November 2025