7. Die mystische Erfahrung als okkultes Grenzphänomen

Heute müht man sich mehr unredlich als redlich, mit Hilfe der sog. „Psi-Forschung“ der mystischen Erfahrung auf die Spur zu kommen. Psi ist der 23. Buchstabe im griechischen Alphabet und zugleich der Anfangsbuchstabe des Wortes „Psyche“. Unter „Psi“ versteht man in der Parapsychologie okkulte Phänomene, die durch wissenschaftliche Methoden nicht erklärbar sind. Nun kommt aber die „Psi-Forschung“ auch ihrerseits nicht ohne Medien, d. h. nicht ohne Menschen mit paranormalen Fähigkeiten aus! Das rückt Parapsychologen und Mystiker – ob sie es wahrhaben wollen oder nicht – nun ebenso in den Bereich des Spiritismus.

Eine „Tiefenpsychologie“ versucht, die okkulten Zustände, die ekstatischen Erlebnisse, Visionen, „Entrückungen“, „kosmische Reisen“ und dergleichen Vorspiegelungen, dem immanenten Erfahrungsbereich der menschlichen Seele zuzuordnen. Dabei stößt auch sie
unweigerlich auf für sie unlösbare Restbestände und Widersprüche.

Das ist nun der Ansatzpunkt für unsere modernen Spiritualisten, die gerade das mystische Erleben nicht nur als Beweis für eine erfahrbare jenseitige Welt betrachten, sondern die auch das Einssein mit der Geisterwelt anstreben, praktizieren und lehren. Die Mystik hat
nur ein Ziel: Das Einssein! Eins mit sich selbst, mit Gott, mit dem Kosmos, mit der irdischen Schöpfung, mit den Naturgeistern, mit allen Menschen, „die guten Willens sind“ und die irgendein religiöses Empfinden oder Bedürfnis haben. Hierbei spielt die religiöse Bindung oder Zugehörigkeit zu irgendeiner, noch so abwegigen Glaubensrichtung
keine Rolle mehr. Die Mystik vereint zu einem weltweiten religiösen Universalismus.

Wer die Geschichte der Heiligen und Mystiker einigermaßen kennt, ist erschüttert und entsetzt zugleich über die Vielzahl der okkulten Phänomene, die in der Ekstase erlebt werden. In der Ekstase geschieht ein unerklärliches Heraustreten aus dem gewöhnlichen Bewusstseinszustand, in dem der Mensch – im Gefühl eines Entrücktseins und
der Verzückung – Visionen, Auditionen, Levitationen (Schweben) und „Bilokationen“ erlebt, letzteres heißt: Scheinbare Gegenwart an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig. (Dämonische Vorspiegelungen sind ja tatsächlich nicht an Ort und Zeit gebunden!) Manchmal treten auch Automatismen wie z.B. mediales Schreiben oder Tanz und Zungenrede auf (praktisch Besessenheitszustände). Es können sowohl scheinbare „Gewichtsverluste“ als auch „Gewichtszunahmen“ auftreten. Joseph von Copertino z.B. „verlor“ in der Ekstase sein Körpergewicht. Er erschien einem Mitbruder so leicht wie ein Strohhalm. Rosa von Lima fühlte sich wie ein Fels am Boden angewachsen und
konnte sich nicht lösen. Selbst der zu Hilfe gerufene Bruder war nicht imstande, sie von der Stelle zu bewegen.

Quelle:

Holzhauer, Rudi: Die Mystik – Ein faszinierender Irrweg, S. 27-29. 1984/86.
Überarbeitet und herausgegeben 1989 von Sr. Antje-Marianne Kloht.
Mit einem Geleitwort von A. v. Almássy.
Broschüre mit Ringheftung, 40 Seiten, mit einem Literaturverzeichnis.

Weblinks und Verweise

Holzhauer, Rudi: Verführungsprinzipien, S. 36ff.
Überarbeitung, Ergänzung, Copyright: Antje-Marianne Kloht
Unveränderte Neuauflage 2007; Unveränderte Neuauflage 2012
(Verlag der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Bekennder Christen, 42301 Wuppertal)
ISBN-10: 3- 501-01356-6
Unveränderte Neuauflage 2016 [Leseprobe im pdf-Format: Kapitel 1, externer Link]
(Artos-Verlag Konrad Alder, Gräfrather Str. 74, 42329 Wuppertal)
ISBN-13: 978-3-945119-09-9

Koch, Dr. Kurt E.: Medialität aus der Sicht der Seelsorge, in: Seelsorge und Okkultismus, S. 384ff. Digitalisat: books.google.de/books?isbn=3924293600

Koch, Dr. Kurt E.: Medialität und Befreiung (externer Link zu horst-koch.de)

Koch, Dr. Kurt E.: Der Einblick in die seelische Not der okkulten Fälle. Auszug aus Seelsorge und Okkultismus, S. 30-78. Digitalisat: books.google.de/books?isbn=3924293600


Eingestellt am 26. März 2025