Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn. (Lukas 18, 31)
Mit gutem Willen, mit der hellsten Einsicht und mit dem lautersten Gehorsam ging der Herr Jesus in Seinen Tod hinein; denn Er wußte, was Ihm zu Jerusalem begegnen werde, und ging doch mit Seinen Jüngern dahin. Seine Apostel mußten mit Ihm dahin gehen, damit sie nicht nur Zeugen Seines Leidens und Seiner Auferstehung sein, sondern auch in die Gemeinschaft Seiner Leiden und Seiner Freude nach Seiner Auferstehung eintreten könnten. Jerusalem wird in der heiligen Schrift die Stadt des großen Königs und eine heilige Stadt genannt, weil der Tempel oder das Haus Gottes darin war. Noch mehr ist diese Stadt durch den Sohn Gottes geehrt worden, welcher darin oft gelehrt und Wunder getan hat. Merkwürdig aber ist, daß diese Stadt, die doch bei ihren großen Vorzügen eine Mörderin der Propheten, ja des Sohnes Gottes wurde, das Vorbild der Stadt Gottes war, welche das neue Jerusalem genannt ist.
Gleichwie das irdische Jerusalem von der Zeit Davids an eine gemeinschaftliche Stadt der Israeliten war, wie es denn zwar das ganze Volk Israel um der irdischen Unvollkommenheit willen nicht fassen konnte, aber doch Leute von verschiedenen Stämmen darin wohnten, 1. Chron. 10, Esr. 2., und alle israelitischen Männer jährlich dreimal sich darin versammeln mußten: also ist das neue Jerusalem die gemeinschaftliche Wohnung derer, die aus den zwölf Stämmen Israels durch den Glauben die völlige Seligkeit erlangen, und der Gläubigen aus den Heiden, welche diesen zwölf Stämmen einverleibt und für Israeliten gerechnet werden; weswegen auch die Namen dieser zwölf Stämme an die zwölf Tore dieser heiligen Stadt geschrieben sind.
Gleichwie auch in dem irdischen Jerusalem der Tempel Gottes und der von Gott bestätigte Thron Davids war: also wird zwar in dem neuen Jerusalem kein erschaffener Tempel, doch aber der Thron Gottes und des Lammes, übrigens aber Gott selber der Tempel sein. Zu diesem neuen Jerusalem sind die Gläubigen des Neuen Testaments, alldieweil sie noch auf Erden wallen, gekommen, wie Paulus Hebr. 12, 22 redet. Sie sind so dazu gekommen, daß sie es als das Ziel ihres Laufes vor Augen haben, es zu erreichen hoffen, und bei dieser Hoffnung sich an der Herrlichkeit desselben, die im Wort Gottes beschrieben ist, ergötzen dürfen. Dieses Alles aber hätte nicht statt, wenn der HErr Jesus nicht in das irdische Jerusalem hinaufgegangen und da ein Opfer für unsere Sünden worden wäre. Bei der Verklärung auf dem Berge redeten Moses und Elias von dem Ausgang, den Jesus zu Jerusalem erfüllen solle; also sollen wir bei der Betrachtung des herrlichen neuen Jerusalems an den Todeskampf, an die Schmach, Schläge, Verurteilung und den Kreuzes-Tod gedenken, die Jesus in und bei dem alten Jerusalem zu unserm Heil gelitten hat. Durch diese Leiden ist Er uns der Weg in das neue Jerusalem und zum Vater selber worden.