Johannes 3, 6 (Schlatter)

Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist. (Johannes 3, 6)

Was der Zeugende besitzt, das entsteht wieder in dem, was er erzeugt. Das setzt dem, was ich als Kind der Natur hervorbringe, die Grenze, die nie überschritten werden kann. Da trägt alles das Bild meines natürlichen Lebens und macht sichtbar, was ich als Fleisch, als lebendiger Teil der Natur, vermag. Aber das gleiche Gesetz, daß das Erzeugte das Bild des Erzeugers wiederholt, macht sich auch am Wirken des Geistes sichtbar. Was er hervorbringt, ist nicht Fleisch, nicht Natur, sondern Geist, nicht Erregung der Sinne und Triebe, sondern Erneuerung des inwendigen Menschen, nicht Selbstbewußtsein, sondern Gewißheit Gottes, nicht Eigenwille, der die eigene Erhaltung begehrt, sondern Gehorsam, der dienen will und sich dem Willen Gottes unterwirft.

So bin ich mit zwei Mächten verwachsen, die beide meinem Verhalten die Richtung und das Gesetz geben. Von außen bewegt mich die Natur und von innen her bewegt mich Gott durch seinen Geist. Das bleibt aber kein Zwist ohne Entscheidung und wird nicht ein Kampf, der keinen Ausgang hätte. Denn das aus dem Geist geborene Leben ist das bleibende, dasjenige, das endgültig und vollständig mein Verhältnis zu Gott bestimmt. Was das Fleisch hervorbringt, verwelkt alles. Was dagegen der Geist hervorbringt, hat Gottes Unvergänglichkeit an sich. Darum ist das, was der Geist aus mir macht, meine letzte und bleibende Gestalt. Die, die das vom Geist geschaffene Bild in sich tragen, sind die Glieder und Bürger des göttlichen Reiches.

Herr, wir sind Dein Ackerfeld; säe in uns hinein Deinen Samen, aus dem Deine Ernte reifen wird.

Amen.

(Adolf Schlatter)


Johannes 3, 6 ist der Tagesvers vom 31. Juli 2025

Übersicht Johannes – Evangelium  –  Johannes 3

Eingestellt am 31. Juli 2025