Und wenn derselbe kommt, wird er die Welt strafen um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht. (Johannes 16, 8)
Es ist ein großer Beweis von der ewigen und höchsten Gottheit Jesu Christi, daß Er den Tröster, den Heiligen Geist sendet, wie Ihn der Vater sendet: wenn Er Ihn aber sendet, so kommt Er, und wenn Er kommt, so straft Er die Welt, oder überzeugt sie von einer Wahrheit, welche ihr vorher ganz unbekannt gewesen war, oder welche sie wenigstens nicht hatte glauben können. Die Apostel des HErrn wurden in eine wider Jesum und sie selbst feindselige Judenwelt, und in eine abgöttische Heidenwelt ausgesandt, um das Evangelium zu predigen, und eine christliche Kirche zu pflanzen. Welch’ eine Beredsamkeit, welch’ eine künstliche Disputierkunst, welche Versprechungen für das Fleisch, welchen Beistand mächtiger Obrigkeit hätte Mancher gefordert, um hier etwas auszurichten.
Allein der Heiland verhieß Seinen Aposteln anstatt aller dieser unkräftigen Mittel einen göttlichen Geist, der ihnen beistehen, und die Welt durch ihr Wort von der Sünde, von der Gerechtigkeit, von dem Gericht, folglich von der ganzen Wahrheit des Evangelii überzeugen werde. Die Geschichte der Apostel bezeugt auch, daß der HErr Jesus diese Verheißung erfüllt, und dadurch große Dinge ausgerichtet habe. Paulus deutete auch darauf, indem er 1. Kor. 2, 4 schrieb: „Mein Wort und meine Predigt war nicht in vernünftigen Reden menschlicher Weisheit, sondern in Beweisung des Geistes und der Kraft“. Und 2. Kor. 10, 4.5.: „Die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich [und schwach], sondern geistlich und mächtig vor Gott, zu zerstören die Befestigungen; damit wir zerstören die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi“.
Wenn nun auch heut zu Tag ein Lehrer oder Zuhörer über der Ausbreitung des Reichs in der Christen-Juden-mahomedanischen oder heidnischen Welt bekümmert ist, so bete er um die Zukunft des Trösters, und überlasse sich diesem, wenn er sich von Gott als ein Werkzeug brauchen lassen will. Dieser Tröster muß es tun, wenn etwas getan werden soll; auf diesen Tröster muß man sich verlassen, und Ihm die Ehre geben. Aber die Menschen, die Ihn nicht kennen, suchen freilich viele Künste (Pred. Sal. 7, 30), und richten damit nichts aus, das Gott gefiele. Freilich muß dieser Tröster zuerst den Prediger in alle Wahrheit leiten, und Jesum in ihm verklären (Joh. 16, 13.14), hernach aber wird er durch das Wort des Predigers auch an der Welt Seine Kraft beweisen. Ueberzeugen wird er die Welt, daß dasjenige, was in der Bibel von der Sünde, von der Gerechtigkeit, und von dem Gericht bezeugt wird, wahr sei. Er wird sie so überzeugen, daß sie Alles auf sich selber wird deuten, und teils mit einem tiefen Schmerz, teils aber mit Wonne einsehen können, daß sie selbst gemeint sei. Aus dieser kräftigen Ueberzeugung entstehen Buße, Glaube und neuer Gehorsam, und so wird dem HErrn ein Volk des Eigentums bereitet, an dem Er Seine Lust sieht.
Im Vertrauen, daß der Heilige Geist immer so durch’s Wort wirksam sei, kann man noch jetzt das Predigtamt in der Welt getrost verwalten, und in eben diesem Vertrauen die Bekehrung Vieler, die noch zur Welt gehören, hoffen. Der Heiland lasse auch in unsern Tagen diese Hoffnung an Vielen erfüllt werden.
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