Einer ist der Gesetzgeber und Richter, der selig machen und verdammen kann. Wer aber bist du, daß du den Nächsten verurteilst? (Jakobus 4, 12)
Gott ist der Selige, weil Er Gott ist. Er bedarf keines Dinges zu Seiner Seligkeit außer Sich. Er hat das Leben in Sich selber. Niemand ist gut als Er. Das Sein kann man im höchsten Verstand nur von Ihm sagen, weswegen Er auch Jehovah heißt, das ist ein Gott, der ist und der war und der sein wird. Er ist unbegreiflich, unermeßlich und unendlich über Alles erhaben; damit wir aber aufgeweckt werden, Ihn zu suchen, zu lieben und zu verehren, so nennt Ihn die Bibel Licht, Leben, Liebe, Vater, HErr u.s.w., und redet Vieles von Seinen Eigenschaften, von Seinem Sinn und Willen.
Wir können Ihn empfinden, wir können Ihn in uns wohnend haben und Seine heilsamen Wirkungen erfahren, aber unsere Erkenntnis bleibt dabei doch immer ein Stückwerk und kindisch, wird aber zu einer gewissen Vollkommenheit gelangen, wenn wir Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen werden. Paulus nennt Gott den Seligen (1. Tim. 6, 15). Auch diesen Namen werden wir nie vollkommen verstehen; dieses aber wissen wir, daß wenn Gott Seine Knechte auf’s Höchste beglücken werde, Er sie in ihres HErrn Freude und Ruhe werde eingehen heißen, und die Verheißung: Ich bin euer Gott, an ihnen ganz erfüllen werde. Der große Gott lebt also selber in einer ewigen und unermeßlichen Freude und Ruhe, und Er ist nach Seinem Wesen so gut, daß Menschen zu ihrer höchsten Glückseligkeit nichts Weiteres als Ihn nötig haben. Er kann allein selig machen, wie Jakobus sagt, gleichwie Er auch allein verdammen kann, Jak. 4, 12. Wenn Er den Ausspruch tut: gehet hin, weichet von Mir, folglich Sich den Menschen, die doch zur Vereinigung mit Ihm geschaffen und gebildet sind, nicht mitteilt, sondern ihre Seelen peinlich hungern und dürsten läßt, und sie überdies quälenden Werkzeugen Seines heiligen Zorns, dergleichen das Feuer und der Schwefel in der Hölle sind, übergibt, so verdammt Er.
Ist aber Gott der Selige und derjenige, der allein selig machen und verdammen kann, warum sehen sich die Menschen nach anderen Stützen ihres Vertrauens um? Warum graben sie Brunnen, die löcherig sind und kein Wasser geben? Warum fürchten sie sich, da nichts zu fürchten ist? Warum fallen sie mit ihrer Begierde auf vergängliche Dinge hinein, die ihnen wenigstens der Tod entziehen wird? Menschen, die von Gott abgewichen sind, sollen geradezu durch Christum wieder zu Gott umkehren, Ihn suchen, nach Ihm dürsten, wie ein Hirsch nach frischem Wasser, und in Seiner Gnade, Liebe und Gemeinschaft allein ruhen. Je mehr man der göttlichen Natur durch Christum teilhaftig wird, wie Petrus 2. Petr. 1, 4 redet, das ist, je inniger man mit Gott vereinigt wird, je völliger man Seine Inwohnung genießt, desto völliger wird man auch Seiner Seligkeit, Seines Lichts, Seines Lebens und Seiner Heiligkeit teilhaftig. Man bedarf alsdann der rauschenden Ergötzlichkeiten, die ohnehin zerstreuen und beflecken, gar nicht. Man ist ohne dieselben vergnügt, und hofft dabei, daß der selige Gott alle Begierden der Seele in jener Welt durch Sich selbst vollkommen sättigen werde.
Ach Gott! mache auch mich und die Meinigen selig, und ziehe uns Alle zu Dir!