Hebräer 11, 2 (S. Keller)

Durch den haben die Alten Zeugnis überkommen. (Hebräer 11, 2)

Klingt das nicht wie ein leiser Verzicht? Die Alten haben solches Zeugnis erhalten – und wir gehen leer aus. Soll das heißen, daß wir uns nur an ihre Erfahrungen zu halten haben? Das würde weder mit meiner Erfahrung noch mit meinem Schriftverständnis stimmen. Zuerst allerdings hat das Zeugnis, das andere bekamen, für uns grundlegende Bedeutung bei der Entstehung unseres Glaubens. Angezündet wurde die Flamme durch deren Bezeugung; empor schlug sie, als die Schriftwahrheit mit meinem eigenen Glauben zusammenstimmte und dadurch erst recht lebendig ward. Aber genährt ist die Flamme doch nachher durch die Erfahrungen des lebendigen Heilands, und zwar durch dreifache Zeugnisse, die mir kein Mensch wegreden kann. Religiös habe ich so viel Antworten seiner Gnade erlebt, daß meine Seele den Anfechtungen zum Kleinmut und der Verzagtheit nicht erlag; sittlich habe ich manchen Kraftzufluß und manchen Sieg über meine Sünde erlebt, und im Punkt der Gebetserhörungen – sei es Geldnot oder Krankheit, eigene oder fremde, eigene Schwierigkeiten in der Lebensführung oder auffallende Hilfen für andere – ich bin wohl tausendmal reich gesegnet worden!

Ich bin nicht wert aller Barmherzigkeit und Treue, die du, mein Herr und Heiland, an mich gewandt hast. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat. Nein, ich vergesse nicht und preise deinen Namen!

Amen.

(Samuel Keller)

Bildnachweis:

Keller, Samuel, Pfarrer in Düsseldorf;
aus Bestand Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland: AEKR Bibliothek BK3005

Quelle: CLV Andachten (Archiv)  ─  Andachten Hebräerbrief  ─  Hebräer 11, 2


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Eingestellt am 27. September 2025