Hebräer 10, 23 (Roos)

Und lasset uns halten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat; (Hebräer 10, 23)

Hoffnung ist einem Menschen, so lange er auf der Erde lebt, zu seiner Zufriedenheit und Glückseligkeit höchst nötig. Salomo sagt Pred. 4, 1. und ff.: er habe bei dem Anblick des Drucks, den die Menschen auf Erden leiden müssen, den Schluß gemacht, der Stand eines Toten sei besser als der Stand eines Lebendigen, weil jener sein Leiden zurückgelegt habe, dieser aber noch darunter stehe; der aber noch nicht sei, und das Böse, das unter der Sonne geschieht, nicht inne werde, sei besser daran, als jene beiden.

Er setzt hier voraus, daß die Summe des Leids auf Erden größer sei, als die Summe der Freude, und betrachtet den Menschen weder als fromm, noch als gottlos, weder als selig, noch als verdammt, sondern nur als nicht geboren, oder lebend, oder tot, da er dann den Schluß macht, daß derjenige, der nicht geboren sei, der glücklichste sei, weil das Leid unter der Sonne die Freude überwiege. Eben diese Wahrheit ist auch in den Worten Pauli 1. Kor. 15, 19 enthalten. Hingegen gibt Salomo (Pred. 9, 4) in einer andern Absicht einem Lebendigen den Vorzug vor einem Toten, und sagt durch ein Sprichwort: ein lebendiger Hund ist besser als ein toter Löwe“, gibt aber diesen Grund des Vorzugs an, daß bei einem Lebendigen Hoffnung sei. Um der Hoffnung willen ist’s also besser, man sei, als man sei nicht, es ist besser, man lebe, als man lebe nicht. Was verschafft aber diese Hoffnung?

Nichts als die Erkenntnis Gottes, der alle Dinge regiert, und das Vertrauen auf Seine Güte. Soll aber die Hoffnung geradezu auf’s ewige Leben gerichtet sein, und ihren guten Grund haben, so ist der christliche Glaube dazu nötig. Die Heiden waren und sind ohne Hoffnung in der Welt, und bei gottlosen Christen, welche ihrer Religion nicht von Herzen ergeben und treu sind, sieht es auch so aus; wahre Christen aber zeichnen sich vor ihnen durch die Hoffnung aus, welche in ihnen ist, und haben diese Hoffnung der Religion zu danken, zu welcher sie sich von Herzen bekennen.

Deswegen hat Petrus, da er die Christen ermahnen wollte, den Inhalt der christlichen Religion einem Jeden, der ernstlich darnach frage, vorzulegen, sich 1. Petr. 3, 15 so ausgedrückt: Seid bereit zur Verantwortung Jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist“. Er hat hier vorausgesetzt, daß gläubige Christen eine Religion haben, welche Hoffnung mache, und daß sie diese Hoffnung in sich selbst haben, und den Grund derselben angeben können. Auch hat Paulus Hebr. 10, 23 geschrieben: Lasset uns halten an dem Bekenntnis der Hoffnung, und nicht wanken, denn Er ist treu, der sie verheißen hat“. Beide Apostel haben uns also ermahnt, diese Hoffnung, welche aus dem Glauben fließt, ohne Scheu und standhaft mit Worten und mit der Heiterkeit unsers Gemüts bei dem Leiden, ja auch bei der Annäherung des Todes zu bekennen. Paulus hat dabei die Versicherung gegeben, daß ein gläubiger Bekenner bei dieser Hoffnung nicht zu Schanden werde, weil derjenige Gott treu sei, der das gehoffte ewige Leben verheißen habe.

Lasset uns also glauben, hoffen, bekennen, und treu sein, weil Gott treu ist.

(Magnus Friedrich Roos)

Quelle:

Schriftstellen

Ich wandte mich um und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne; und siehe, da waren die Tränen derer, so Unrecht litten und hatten keinen Tröster; und die ihnen Unrecht taten, waren zu mächtig, daß sie keinen Tröster haben konnten. Da lobte ich die Toten, die schon gestorben waren, mehr denn die Lebendigen, die noch das Leben hatten. und besser als alle beide ist, der noch nicht ist und des Bösen nicht innewird, das unter der Sonne geschieht. (Prediger 4, 1-3)

Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. (1. Kor. 15, 19)

Heiligt aber Gott den HERRN in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist; (1. Petrus 3, 15)

Denn bei allen Lebendigen ist, was man wünscht: Hoffnung; denn ein lebendiger Hund ist besser denn ein toter Löwe. (Prediger 9, 4)


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Diese Schriftstelle ist der Tagesvers zum 29. April 2025.

Eingestellt am 29. April 2025