Römer 14, 9 (Roos/Hiller)

Christus ist gestorben und lebendig geworden, auf daß Er über Tote und Lebendige Herr sei. (Röm. 14, 9)

Wir Alle sind ein Eigenthum Jesu Christi, und seine leibeigenen Knechte und Mägde. Wir stehen und fallen Ihm als unserem HErrn. Ihm leben und sterben wir auch. Vor Seinem Richterstuhl werden wir Alle dargestellt werden. Er spricht: „So wahr Ich lebe, Mir sollen alle Kniee gebeuget werden, und alle Zungen Gott bekennen“ (der im Fleisch geoffenbart worden ist). Ihm muß ein Jeglicher für sich selbst Rechenschaft geben (V. 12). Dieses sind Aussprüche des Heiligen Geistes durch Paulus (in Röm. 14), und es wird daselbst der Schluß daraus hergeleitet, daß kein Bruder den andern wegen einer gleichgültigen Sache, welche der Seele an sich selbst weder schadet noch nützt, herrschsüchtig richten solle. Indem aber Paulus auch sagte: „Christus ist gestorben und wieder lebendig geworden, auf daß Er über Tote und Lebendige ein HErr sei“, so zeigte er den tiefen Grund der übrigen Aussprüche an. Christus ist als Gott und Schöpfer der HErr über die Todten und Lebendigen. Er ist’s aber auch nach den Rechten des Himmelreichs, welches Er durch Seine Erlösung angerichtet hat. Die Menschen sind nicht nur Seiner Hände Werk, sondern auch Sein erkauftes Eigenthum. Seine Knechte stehen auch vor Ihm, leben und sterben Ihm, und beugen die Kniee vor Ihm, nicht nur, weil Er ihr Gott, sondern auch, weil Er ihr Erlöser ist. Ihm muß ein Jeglicher für sich selbst Rechenschaft geben, wie er nicht nur Ihn als Gott und Schöpfer geehret, sondern auch, wie er sich Seine Erlösung zu Nutz gemacht habe.

Zu diesem Verhältnis, worin Tote und Lebendige mit dem HErrn Jesu stehen sollen, war nötig, daß Er sterbe und wieder lebendig werde. Er starb um der Menschen willen, V. 15. Auf Seinen Tod gründet sich das neue Recht, das Er an die Menschen hat. Ja, Er mußte den Tod schmecken, damit Ihm Alles außer Gott unterworfen würde, Ebr. 2, 9-14. Es war aber nicht genug, daß der HErr Jesus nur durch den Tod das Recht erwürbe, über Tote und Lebendige HErr zu sein, sondern Er mußte auch dieses Recht wirklich ergreifen und ausüben. Hiezu machte Er den Anfang, als Er nach dem Fleisch tot, aber nach dem Geist lebendig gemacht war, denn in diesem ging Er hin, und predigte den Geistern im Gefängnis, 1. Petr. 3, 19.20. Ja, Er fuhr überhaupt in die untersten Oerter der Erde, oder in das finstere Totenbehältnis, um Sich da als der HErr zu zeigen, Eph. 4, 9. Als Er aber auferstanden war, sagte Er zu Seinen Aposteln, was Matth. 28, 18.19.20. steht, und tat, was Eph. 4, 11.12 gesagt wird. Hiemit nahm Er dann Besitz von dem Erdboden, und richtete Sein Reich nach derjenigen Form, welche es bis an’s Ende der Welt haben soll, wirklich darauf an, wiewohl Er hier mitten unter Seinen Feinden herrscht, und deswegen Sein Reich durch alle die in der Offenbarung Johannis geweissagten Drangsale durchbrechen muß, bis es sein herrliches Ziel erreicht. Er fuhr aber auch gen Himmel, um ein Reich, ja den Himmel selbst einzunehmen, Luk. 19, 12; Ap. Gesch. 3, 21, und sitzt als ein Lebendiger zur Rechten Seines Vaters, und verwaltet Sein Königreich und Sein Priestertum auf Seinem Thron, und wird mit großer Kraft und Herrlichkeit kommen, um die Lebendigen und die Toten zu richten; nach diesem Gericht aber wird Sein und Seines Vaters Thron im neuen Jerusalem sein, wo Er Könige zu Knechten haben, und über sie als der höchste König herrschen wird.

(Magnus Friedrich Roos)

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Christus ist lebendig worden, auf daß Er über Tote und Lebendige HErr sei.
Röm. 14, 9.

Christus ist gleich nach dem Tode lebendig gemacht am Geist und ist in demselben hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis. Da ward Er über die Toten HErr. Wir leben, Er ist unser HErr.

Mel.: Die lieblichen Blicke, die Jesus

1. Der Heiland, am Geiste lebendig gemacht,
Ist herrlich vom Siegen
Zur Hölle gestiegen,
Da hat Er den Geistern die Predigt gebracht,
Er sei nun der HErr,
Nun herrsche nur Er
Und führe zugleich
Bei Toten Sein Reich.

2. O großer Erlöser, was hast getan!
Bist dahin gegangen
Wo die, die gefangen
Dich lebend gesehen. Wir beten Dich an
Und leben allhier,
Beherrscher, vor Dir;
O laß uns so fort
Dein Reich und Dein Wort!

3) Die hier noch in Sünden Gefang’nen bekehr‘,
Dir gänzlich ergeben
Im Glauben zu leben,
So liefert der Tod uns der Hölle nicht mehr;
So beten wir dann
Im Himmel Dich an,
Da sitzest Du schon
Auf göttlichem Thron.

Liedtext: Philipp Friedrich Hiller 1699-1769)

Quellen:

M. Magnus Fr. Roos‘ Christliches Hausbuch.

Morgen=Andacht zum 8. April, aus: M. Magnus Friedrich Roos, württ. Prälaten zu Anhausen Christliches Hausbuch, welches Morgen= und Abend=Andachten auf jeden Tag des ganzen Jahres nebst beigefügten (Hiller’schen) Liedern enthält. Nebst einem Anhange von weiteren Gebeten für zwei Wochen und für einige besondere Fälle. Mit dem Lebensabriß des sel. Verfassers, eingeleitet von seinem Urenkel Repetent Fr. Roos. Mit einem Stahlstich. Stuttgart, 1860. Druck und Verlag von J. F. Steinkopf. Seite 277f. [Digitalisat]
Lied zum 8. April, aus: Geistliches Liederkästlein zum Lobe Gottes, bestehend aus 732 kleinen Oden über so viel biblische Sprüche: Kindern Gottes zum Dienst aufgesetzt von M. Philipp Friedrich Hiller. 2 Theile in 1 Bande. Vermehrt mit dem Lebenslauf, sowie Bildniss des Verfassers und einem Register über sämmtliche Liederverse. Verlag von Rupp, Reutlingen 1869. [Digitalisat]

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Eingestellt am 14. März 2025