Denn es steht geschrieben: „So wahr ich lebe, spricht der HERR, mir sollen alle Kniee gebeugt werden, und alle Zungen sollen Gott bekennen.“
(Römer 14, 11 LUT)
Der [in diesem Kapitel] von Paulus ausgedrückte] Gedanke ist, daß Christus durch Tod und Auferstehung das Recht der Weltherrschaft erworben, d. h. daß er nur in Voraussetzung des Erlösungswerkes das Haupt der Menschheit ist; der Parallelismus zwischen ἀπέθανε und νεκρῶν, ἔζησεν und ζώντων ist nur ein formeller, νεκροί und ζῶντες drückt nur die Universsalität aus.
Kraft dieser Herrschaft ist Christus auch Richter, daher sich der Christ nicht die Befugniß des Richteramts anzumaßen hat. Natürlich will hier P. ebenso wenig als der Natürlich will hier P ebenso wenig als der Herr selbst (Matth. 7, 1) jedwedes Richten ausschließen, sondern nur die Freude am Richten, also das unbefugte und hochmüthige. Darauf weist auch hin daß V. 12 mit dem Endzweck der Demüthigung auf die Rechenschaft aufmerksam macht, die Jeder für sich selbst abzulegen haben werde. Auch hier wird der einen Partei das Richten, der andern das Verachten Schuld gegeben, wie V. 3, nachher aber V. 13 unter dem Ausdruck κρίνειν beides zusammengefaßt. Die äußern Zeugnisse sprechen am meisten für θεοῦ, obwohl für Χριςοῦ Β C und alle minusc. und viele Uebersetzungen, auch einmal Orig. ─ Lachm., Reiche, Olsh., Rück. entscheiden sich für θεοῦ, Mey., de W. für Χριςοῦ. Obwohl auch θεοῦ gerechtfertigt werden kann, ziehen wir doch Χριςοῦ vor, vorzüglich wegen des Zusammenhangs mit dem Vorhergehenden, die Erwähnung der Herrschermacht Christi leitet über auf sein Richteramt.
Das Citat spricht freilich vom Gericht Gottes, so daß auch V. 12 Ρ. τῷ θεῷ setzt, aber Gott richtet ja durch Christum, K. 2, 16. Das Citat ist mit Freiheit aus Jes. 45, 23. ent nommen, in welcher Stelle nicht so wohl von einem Gericht, als von einer Huldigung die Rede ist. Stellen wie diese und 2. Kor. 5, 10. leiten zu der verschieden beantworteten Frage, wie der Ap. das Freiseyn der Christen von Verdammniß und Gericht (K. 8, 33. 34.) mit dem hier verkündigten Gerichtet werden combinirt habe? Wenn man geantwortet hat, daß eben die Gläubigen in diesem Gerichte frei gesprochen werden, so befriedigt diese Antwort nicht, denn sogar der Ap. selbst 2. Kor. 5, 11;_1. Kor. 9, 27. u. a. drückt noch eine gewisse Befürchtung aus. Wir glauben sagen zu müssen, daß der jenseitige Zustand der Gläubigen in Proportion stehen wird zu derjenigen Stufe der Vollendung und Treue, zu der sie hier durchgedrungen sind, welches freilich nur auf relative Seligkeit führt; daß aber schließlich in ihnen Christus alles durchdringen, und damit die absolute Seligkeit eintreten werde, sagt 1. Kor. 15, 28.
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Diese Schriftstelle ist der Tagesvers zum 7. November 2025