Es ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tag, der gerechte Richter, geben wird. (2. Timotheus 4, 8a)
Paulus an den Pforten der Ewigkeit (IV.)
Der Apostel steht vor dem Tod mit der gewissen Hoffnung auf die Krone der Gerechtigkeit: Der Herr wird sie mir geben. Paulus weiß es bestimmt. Kinder Gottes sind in jeder Hinsicht ihrer Krone gewiß. Die Schrift redet von einer Krone des Lebens und von einer Krone der Ehre oder der Herrlichkeit. Ähnliche Verbindungen begegnen uns öfter im Neuen Testament. So lesen wir von einem „Gehorsam des Glaubens“, von einem „Zeichen des Menschensohns“. Der Glaube ist der Gehorsam, der Menschensohn ist das Zeichen oder die bedeutsame wundersame Erscheinung. So ist das ewige Leben, die Herrlichkeit und Gerechtigkeit die Krone, die einst den Gotteskindern aufgesetzt wird.
Es gibt nämlich eine zweifache Rechtfertigung. Wenn der Sünder bußfertig zum Heiland kommt und auf ihn vertraut, wird er mit Gerechtigkeit unverdient beschenkt. Jesus Christus selbst wird seine Gerechtigkeit. Wer nun diese aus Gnaden geschenkte Gerechtigkeit bewahrt und sie sich immer völliger aneignet, wer sie in seinem ganzen Leben auswirkt und ausgestaltet und Früchte der Gerechtigkeit bringt, der wird vom Richter endgültig gerechtfertigt oder mit Gerechtigkeit gekrönt. Er erkennt ihn an als einen Gerechten. Er stellt ihn vor allen Engeln und Auserwählten als solchen dar. An ihm erfüllt sich das Wort: „Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Haus“. So wird die Gerechtigkeit zur strahlenden Krone.
Dies tut der Richter, weil er gerecht ist. Den Gottlosen ist die göttliche Gerechtigkeit ein Schrecken, den Frommen ein Trost. Hier werden sie von der Welt verkannt, verworfen, verleumdet und geschmäht. Der gerechte Richter aber bringt sie zu Ehren und nimmt sie auf in die Zahl der Gerechten, die das Reich ererben. Diese Krone ist aber nicht nur das Vorrecht von Aposteln und sonstigen Großen im Reiche Gottes. Der Herr gibt sie allen, die seine Erscheinung liebhaben oder sich auf ihn freuen. Er gibt sie allen, die sich von der Welt scheiden und beharrlich in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben, nachdem sie aus Gnaden gerecht geworden sind. Der Blick auf diese Krone macht im Leiden und angesichts des Todes getrost.
Jesu, richte mein Gesichte
Nur auf jenes Ziel;
Lenk die Schritte, stärk die Tritte,
Wenn ich Schwachheit fühl‘!
Lockt die Welt, so sprich mir zu;
Schmäht sie mich, so tröste du;
Deine Gnade führ gerade
Mich aus ihrem Spiel!
(Dr. Carl Eichhorn: Das Werk Gottes an der Seele)
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Nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben.
(2. Timotheus 4, 8b)
Du Zweifelnder! Du hast oft gesagt: „Ich fürchte, ich komme nie in den Himmel“. Fürchte dich nicht! Alle Gotteskinder müssen eingehen zur ewigen Wonne. Ich freue mich immer wieder über jene liebliche Erzählung von dem Sterbenden, der ausrief:
„Ich gehe ohne Zagen heim, ich habe mich von allem losgemacht; der Herr steht auf der Schwelle meiner Tür, und ich bin bereit, Ihm zu folgen.“ – „Aber hast du keine Furcht“, erwiderte einer seiner Freunde, „du möchtest doch das gehoffte Erbteil nicht finden?“ – „O nein“, sprach er, „der Himmel besitzt eine Krone, die selbst der Engel Gabriel nicht tragen könnte; sie paßt nur auf mein Haupt. Und ein Thron ist dort oben bereit, den kein Apostel Paulus einnehmen kann, denn er ist für mich gemacht, und ich werde darauf sitzen“.
O lieber Christ, welch ein Freudengedanke! Dein Erbteil ist dir gesichert: „Es ist noch eine Ruhe vorhanden“ – „Aber kann ich ihrer nicht verlustig gehen?“ – Nein; fest ist sie zugesichert. Wenn ich ein Gotteskind bin, so kann sie mir nicht verloren gehen. Sie ist mein eigen, so gewiß, als ob ich sie schon besäße. Komm mit mir, lieber gläubiger Bruder, wir wollen miteinander auf den Berg Nebo gehen und das gelobte Land, unser Kanaan, schauen. Bemerkst du jenen schmalen Todesstrom, der im Sonnenschein glänzt, und erkennst du jenseits die Zinnen der ewigen Stadt? Siehst du die liebliche Gegend und all ihre glücklichen Bewohner? So wisse denn, wenn du hinüberfliegen könntest, so würdest du auf einer ihrer Wohnungen die Inschrift lesen: „Bestimmt für den und den; ihm bleibt diese Stätte vorbehalten. Hier wird er aufgenommen, um ewig bei Gott zu sein“.
Du armer Zweifler, schaue an das herrliche Erbe; es ist dein. Wenn du an den Herrn Jesum glaubst, wenn dir deine Sünden herzlich leid sind, wenn dein Herz erneuert ist, so bist du ein Kind Gottes, und dort ist dir eine Wohnung bereitet, und eine Krone wartet auf dich, und eine besondere Harfe wird dir in die Hand gegeben. Kein andrer wird dein Teil bekommen, dir bleibt’s im Himmel aufbehalten, und bald wirst du es in Empfang nehmen; denn in der ewigen Herrlichkeit gibt’s keine leeren Throne, wenn alle Auserwählten gesammelt werden.
Herr! Welche Seligkeit,
Vor Deinem Gnadenthrone
Zu strahlen Dir zum Ruhm,
In meiner Ehrenkrone!
Quelle: CLV Andachten (Archiv) ─ 2. Timotheusbrief ─ 2. Timotheus 4, 8
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