2. Petrus 1, 4 (Teil 1)

Durch sie sind uns die kostbaren und allergrößten Verheißungen geschenkt, damit ihr durch sie Anteil bekommt an der göttlichen Natur, wenn ihr der Vergänglichkeit entflieht, die durch Begierde in der Welt ist. (2. Petrus 1, 4)

„Teilhaftig der göttlichen Natur“

Teilhaftig werden der göttlichen Natur, das will nicht sagen: Gott selber werden. Das ist unmöglich. Das Wesen Gottes ist unerreichbar für die Kreatur. Zwischen dem Geschöpf und dem Schöpfer muß immer eine Kluft bleiben in Beziehung auf das eigenste Wesen beider; aber gleichwie der erste Adam zum Ebenbilde Gottes erschaffen wurde, so werden wir durch die Erneuerung des Heiligen Geistes in einem viel göttlicheren Sinne zum Ebenbilde des Höchsten neugeboren und werden teilhaftig der göttlichen Natur.

Wir werden durch Gottes Gnade gottähnlich. „Gott ist die Liebe“; so werden wir Liebe. „Wer lieb hat, der ist von Gott geboren“. Gott ist die Wahrheit; so werden wir wahrhaftig und lieben, was wahrhaftig ist. Gott ist gut; und so macht Er uns gut durch seine Gnade, so daß wir die Seligen werden, die da reines Herzens sind und Gott schauen. Aber noch mehr: wir werden teilhaftig der göttlichen Natur in einem noch viel höheren Sinne, ja, in einem so erhabenen Sinne, als es nur erfaßt werden kann, also daß wir fast der göttlichen Vollkommenheit selber gleichkommen. Werden wir denn nicht Glieder am Leibe der göttlichen Person Christi? Ja, dasselbe Blut, das im Haupte fließt, durchströmt auch die Glieder; und dasselbe Leben, das Christum durchdringt, durchdringt auch sein Volk, denn „ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott“. Ja, wie wenn dies noch nicht genug wäre: wir werden Christo vermählt. Er hat uns Ihm vertraut in Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit, und wer mit dem Herrn verbunden ist, der ist ein Geist mit Ihm. O geheimnisvolles Wunder! o wunderbares Geheimnis! wir sehen es vor Augen, aber wer kann‘s verstehen? Eins mit Jesu, so eins mit Ihm, daß die Rebe nicht inniger verbunden ist mit dem Weinstock, als wir mit dem Herrn, unserem Heiland und unserem Erlöser!

Wenn wir uns hierüber herzlich freuen dürfen, so laßt uns bedenken, daß, wer der göttlichen Natur teilhaftig geworden ist, ihre Höhe und heilige Abstammung offenbaren muß im Umgang mit andern, und es beweisen muß täglich in Wort und Wandel, daß er dem Verderben entronnen ist, das in der Welt herrscht durch die vergängliche Lust. „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, daß wir Gottes Kinder sollen heißen! Darum ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu Ihm, der reinigt sich, gleichwie Er auch rein ist“ (1. Johannes 3, 1+3).

Ach, Herr, schenke uns die Gnade eines heiligeren, göttlicheren Lebens!

(Charles Haddon Spurgeon)

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Eingestellt am 7. Juli 2023 – Letzte Überarbeitung am 5. November 2025