Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. (2. Korinther 4, 17+18)
Alle Menschen sind Trübsalen ausgesetzt, wenn aber die Trübsal eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit schaffen soll, so müssen sie nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare sehen, und bei diesem Blick auf das Unsichtbare wird sie die Trübsal kurz und leicht zu sein dünken; da sie hingegen, wenn sie nur auf das Sichtbare sehen, nicht nur keinen Nutzen von der Trübsal haben, sondern auch über ihre Langwierigkeit und Schwere solche Klagen führen, die Gottes Ehre selber antasten. Wie wird man aber tüchtig, so auf das Unsichtbare zu sehen? Paulus lehrt es uns, indem er Eph. 1, 16-18 sagt: „Ich gedenke eurer in meinem Gebet, daß der Gott unsers HErrn Jesu Christ, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu Seiner selbst Erkenntnis, und erleuchtete Augen eures Verständnisses, daß ihr erkennen möget, welche da sei die Hoffnung eures Berufs, und welcher da sei der Reichtum Seines herrlichen Erbes an Seinen Heiligen“. Wer also die Hoffnung des Berufs der Heiligen, das ist die unsichtbare und zukünftige Ruhe, Freude und Herrlichkeit, welche sie vermöge des göttlichen Gnadenberufs hoffen dürfen, und den unsichtbaren Reichtum des herrlichen Erbes, das sie empfangen sollen, erkennen will, hat erleuchtete Augen des Verständnisses nötig, und diese gibt Gott, indem Er den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu Seiner selbst Erkenntnis gibt. Es kommt also hier nicht auf die leere und tote Wissenschaft von eurem ewigen Leben und von einer zukünftigen Herrlichkeit an; denn es gibt Viele, welche wissen und sagen, daß es ein ewiges Leben gebe, und doch demselben zu lieb nichts tun und nichts lassen, sondern wider den Himmel sündigen, wie der verlorne Sohn von sich Luk. 15, 18. bekannte, weil sie ihn nicht so hoch schätzen, daß sie um seinetwillen etwas verleugneten. Wer so auf das Unsichtbare sehen will, wie Paulus und alle wackeren Christen zu seiner Zeit darauf gesehen haben, muß dieses Unsichtbare für sein Ziel halten, wornach er läuft, und für sein Kleinod, um das er kämpft. Auf das Sichtbare sehen aber heißt irdisch gesinnt sein, den Bauch zum Gott machen, es preisen, wenn Jemand nach guten Tagen trachtet, und selber mit Hintansetzung des Reiches Gottes darnach trachten, Reichtum und Ehre bei den Menschen zum Ziel seiner Wünsche und zum Zweck seines Bestrebens machen, sündigen, wo man meint, daß man dadurch einen irdischen Gewinn erhaschen könne, der Welt Freundschaft suchen, und der Welt sich gleich stellen, um dadurch sein Glück ohne Gottes Gnade und Wohlgefallen zu machen, die sichtbare Welt fürchten, und aus Furcht sich nicht bekehren, damit man ihr nicht mißfällig werde, Fleisch für seinen Arm und den Goldklumpen für seinen Trost halten. Wer so gesinnt ist, wird lustig, übermühig und gewalttätig, so lange es ihm gelingt. Wenn aber Trübsale einbrechen (sie brechen aber gewiß ein; denn der Gottlose hat viel Plage), so kann er nicht sagen, seine Trübsal sei zeitlich und leicht, sondern er zürnt und flucht seinem König und seinem Gott, und wird müde in Angst, und geht irre im Finstern, Jes. 8, 21.22.
Ach Gott! bewahre mich vor diesem unseligen Sinn und Weg, und mache mich tüchtig, auf das Unsichtbare, das ewige, und in Deinem wahren Wort verheißen ist, zu sehen.
Quelle: Glaubensstimme – 2. Korinther 4