Der erste Teil: Von des Menschen Elend.
Frage 10:
Will Gott solchen Ungehorsam und Abfall ungestraft lassen hingehen?
Antwort:
Mitnichten; sondern Er zürnet schrecklich, beides, über angeborne und wirkliche Sünden, und will sie aus gerechtem Urteil zeitlich und ewig strafen, wie Er gesprochen hat: Verflucht sei Jedermann, der nicht bleibet in allem dem, das geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes, daß er es tue.
Schriftstellen:
Psalm 90, 7-12: Das macht dein Zorn, daß wir so vergehen, und dein Grimm, daß wir so plötzlich dahinmüssen. Denn unsere Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht. Darum fahren alle unsere Tage dahin durch deinen Zorn; wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz. Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon. Wer glaubt aber, daß du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor solchem deinem Grimm? Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden.
Römer 1, 18: Denn Gottes Zorn vom Himmel wird offenbart über alles gottlose Wesen und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten.
Hebräer 10, 31: Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.
Befestigende Fragen und Antworten hierzu von Herm. Fr. Kohlbrügge:
Frage: Warum fragt der Katechismus: „Will Gott solchen Ungehorsam und Abfall ungestraft lassen hingehen“?
Antwort: Auf daß ich nicht, wo mir doch mein Gewissen sagt, daß ich meinen fleischlichen Gang gehe und meine Lust treibe, denken möge: Ich bin doch ein guter Christ, ich glaube so gut, wie ein Anderer; vielmehr es für wahrhaftig halte, daß der gerechte und heilige Gott es mit der Übertretung seines Gesetzes sehr genau nimmt.
Fr.: Beweise mir, daß Gott zürnet auch über angeborene Sünden?
Antw.: So steht geschrieben Psalm 137, 8.9: „O, du verstörte Tochter Babel, wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und zerschmettert sie an dem Stein.“
Fr.: Nenne mir einige Beispiele davon, daß Gott schrecklich zürnet über angeborene und wirkliche Sünden?
Antw.: Wir haben davon ein Beispiel in der Geschichte der Sintflut; in der Zerstörung der Städte Sodom und Gomorrha; auch in der Zerstörung Jerusalems durch die Chaldäer und später durch die Römer, bei welchen Gelegenheiten auch junge Kinder umkamen. Auch lehrt mich die heilige Schrift, daß von den sechs hundert Tausend, die aus Ägypten zogen, nur Zwei gen Kanaan, in das Land der Verheißung kamen.
Fr.: Welche sind die Zwei?
Antw.: Josua und Caleb.
Fr.: Wie heißt dies auf deutsch?
Antw.: Ein Seligmacher und ein Ergreifender.
Fr.: Warum sagt der Katechismus: „Gott will die Sünden strafen“, und nicht „er straft“?
Antw.: Auf daß ich Acht habe auf die Worte Pauli, Röm. 2, 4: „Oder verachtest du den Reichtum Seiner Güte, Geduld und Langmütigkeit? Weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur Buße leitet“?
Weshalb auch der heil. Apostel Petrus schreibt, 2. Petr. 3, 9.10: „Er hat hat Geduld mit uns und will nicht, daß Jemand verloren werde, sondern daß sich Jedermann zur Buße kehre. Es wird aber des Herrn Tag kommen, als ein Dieb in der Nacht“.
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Quellen:
The Heidelberg Catechism in German, Latin and English: With an Historical Introduction. Prepared and Published by the Direction of the German Reformed Church in the United States of America. Tercentenary Edition. New York: Charles Scribner; Chambersburg, Pa.: M. Kieffer & Co. 1863. [Digitalisat]
Erläuternde und befestigende Fragen und Antworten zu dem Heidelberger Katechismus. Von H. F. Kohlbrügge, Doktor der Theologie und Pastor der niederländisch-reformierten Gemeine in Elberfeld (Herausgegeben zu Elberfeld, 1855. Download im PDF-Format, im Web Archive)
Verweise zu Schriftstellen: Bible Hub – Search, Read, Study the Bible in Many Languages.
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