Wenn uns Gott das Herz besichtigt (Hiller)

 1 1 Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen 1 2 und züchtigt uns, daß wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste, und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt.
(Titus 2, 11.12)

Die heilsame Gnade züchtigt uns

Wer Gottes Gnade nicht geschmeckt hat, hält ihre Zucht für Seile und Bande und bleibt dem Satan lieber am Strick. Bei solchen muß Gott Zaum und Gebiß brauchen, wenn sie nicht zu Ihm wollen. Wer Gnade erfahren, hasset ihre Zucht nicht; er dankt ihr noch mit kindlichem Herzen.

1) Wenn uns Gott das Herz besichtigt
Und durch seine Gnade züchtigt,
Sollen wir Ihm dankbar sein.
Gottes Zorn bleibt auf dem Sünder;
Aber für die Gotteskinder
Gilt die Gnadenzucht allein.

2) Zärtlich kann die Liebe dringen,
Sie will nicht gesetzlich zwingen,
Macht’s dem Herzen nicht zu schwer;
Züchtig und gerecht zu leben
Und sich Gott als Kind ergeben,
Das kommt von der Gnade her.

3) Teure Gnade! starke Liebe!
Auch mein Herz fühlt deine Triebe,
Daß sie alle heilsam sind.
Zieh mein Herz, wie es dein Wille!
Sag ihm nur auch in der Stille:
Du hast Gnade, du bist Kind.

4) Hielt mich nicht die Zucht der Gnade,
O wie wäre das mein Schade,
O wem lief ich Armer zu!
Dir sei Dank für deine Rührung,
Dir sei Ruhm für deine Führung!
Was ich bin, das wirkest Du.

Text: Philipp Friedrich Hiller (1699-1769)
Melodie: „Alles ist an Gottes Segen“

Quelle: Hiller, Philipp Friedrich, Pfarrer in Steinheim bei Heidenheim: Geistliches Liederkästlein zum Lobe Gottes, bestehend aus 366 kleinen Oden über so viel biblische Sprüche, Kindern Gottes zum Dienst aufgesetzt, Erster Theil, zum 24. Mai, Basel 1819, zu finden bei Niclaus Müller, Buchdrucker