Jeremia 31, 1 (Arndt)

Zu derselben Zeit, spricht der HERR, will ich aller Geschlechter Israels Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. (Jeremia 31, 1)

Ach, Du holdseligster, freundlicher Gottessohn, Jesu Christe, der Du so große Verheißungen Deinem Volke gegeben und in der Fülle der Zeit erfüllt hast, Dir sei ewig Lob und Dank für Deine segensreiche Menschwerdung und für Deine große Liebe, daß Du unser Fleisch und Blut an Dich genommen und uns Alle so hoch geehrt hast, daß wir durch Dich sind Gottes Kinder und Gottes Geschlecht worden. Du großer König, wie hast Du Dir vermählt die niedrige, schwache, armselige, menschliche Natur! Du hast menschlichen Leib und Seele an Dich genommen, auf da Du uns an Leib und Seele hülfest und selig machtest. Die menschliche Natur war ganz verderbt durch die Sünde: siehe, wie ist sie in Dir so hoch gereinigt und geheiligt! Sie war verflucht: siehe, wie ist sie in Dir so hoch gesegnet! Sie war von Gott abgerissen: siehe, wie ist sie in Dir so innig mit Gott vereinigt! Sie war unter dem Zorne Gottes: wie ist sie in Dir so hoch geliebt! Ach, wie kann nun Gott mit uns zürnen, wie kann Er unser Feind sein, wie kann Er uns verderben?

Durch die Menschwerdung seines lieben Sohnes hat Gott mit uns ein ewiges Bündnis gemacht, eine ewige Freundschaft, ewige Liebe gestiftet; eine ewige Vereinigung, ewige Versöhnung, ewige Kindschaft, Brüderschaft, Frieden. – Auf daß wir leben möchten, ist das Leben selbst zu uns herniedergestiegen. Auf daß wir erleuchtet würden, ist das Licht selbst in unsere Finsternis gekommen. Auf daß wir Trost hätten in unserm Elende, ist der Brunn alles Trostes vom Himmel in dieses Jammertal geflossen. Auf daß wir Gottes Kinder würden, ist Gottes Sohn Mensch worden. Wie lieblich bist Du mit Deiner Gegenwart und Gemeinschaft, wie holdselig, wie freundlich in Deiner Rede, Du schönster unter den Menschenkindern!

Ach, mein Freund, komm zu mir in mein Herz; mein Bruder, verschmähe mich nicht; Du Liebhaber meiner Seele, weiche nicht von mir, schließ’ mich in Dein Herz und behalte mich ewig darin. – Meine Liebe ist Mensch geworden, meine Liebe ist gekreuzigt und für mich gestorben, auf daß Sein Leben und Tod mich Seiner Liebe versichere, mich mit Ihm vereinige, daß ich in Seiner Liebe lebe und sterbe, Ruhe, Friede, Trost, Sicherheit und ewige Seligkeit haben möge.

Amen.

(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Quelle:

Glaubensstimme  ─  Andachten Jeremia 31  ─  Jeremia 31, 1


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Eingestellt am 28. November 2025