Täglich Gebet um ein seliges Ende.
1. Ich armer Erdenkloß,
Mein Jammer ist sehr groß:
Mein Leib, durch Sünd verderbet,
Viel Schwacheit hat geerbet,
Manch Kranckheit mus ich leiden,
Eh ich hier kan abscheiden.
2. Herr, das ich war gesund,
Das hastu mir gegunt,
Das ich noch hab das Leben,
Das hastu mir gegeben:
Du kannst mirs auch erhalten,
Wie manchem grawen Alten.
3. Itzt bin ich kranck und matt,
Weis weder Hülff noch Rath,
Mein Sünd das Hertze naget,
Den Leib die Kranckheit plaget,
Mein Kräfften sind vergangen,
Nach Hülff steht mein Verlangen.
4. Kein Artzt bewehrter ist
Als du, HErr Jesu Christ:
Du kanst es alles enden,
Es steht in deinen Händen,
Dein Hülff wird dem gewähret,
Der sie mit Ernst begehret.
5. Du hilfst in Nöten gern,
Drumb sey von mir nicht fern.
Zu dir thu ich mich kehren,
Du wolst dem Übel wehren,
Mir meine Sünd verzeihen,
Von Kranckheit mich befreyen.
6. Doch wo die Kranckheit groß,
Mir geb ans Herz ein’n Stoß,
Der mir mein Hertz abrennet,
Das Leib und Seel sich trennet,
So wollst mir Beystand leisten,
Das hilfft am allermeisten.
7. An meinem letzten End
Sey diß mein Testament:
Mein Gutt sol andern werden,
Mein Leib gehört der Erden,
Mein Seel thu ich bescheiden
Ins Himmelreich mit Freuden.
8. Doch das mein sterblich Leib
Nicht in der Erden bleib,
So wolstu ihn ohn Schrecken
Am jüngsten Tag auffwecken,
Mit dir in’n Himmel führen
Und ihn mit Klarheit zieren.
Liedtext: Martinus Behm (1557-1622)
Quelle:
Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts. Mit Berücksichtigung der deutschen kirchlichen Liederdichtung im weiteren Sinne und der lateinischen von Hilarius bis Georg Fabricius und Wolfgang Ammonius. Von Philipp Wackernagel. Fünfter Band. Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner, 1877 [S. 235f.; Digitalisat]
Weblinks und Verweise
Seite „Martin Behm“ in der deutschsprachigen Wikipedia