Adolf Carl Clemen (* 12. Januar 1840 in Rinteln; † 6. Juni 1913 in Braunschweig) war ein evangelischer Geistlicher und Kirchenrat, Pastor zu St. Magni in Braunschweig, vormals (in den Jahren 1865-1869) Prediger der deutsch-evangelischen Gemeinde in Messina/Sizilien.
Leben
Adolf Clemen besuchte von Ostern 1851 bis zum Jahr 1859 das Gymnasium zu Kassel, wohin sein Vater als Direktor der Realschule versetzt worden war. Nach dem Abschluß nahm er zu Ostern 1859 das Studium der Theologie an der Universität Marburg auf, um es 1861 in Berlin fortzusetzen. Ostern 1863 bestand A. Clemen in Marburg die erste theologische Prüfung; im Juli desselben Jahres nahm er eine Stelle als Hauslehrer in London an. Als die Familie, deren Kinder er unterrichtete, im folgenden Jahr nach Bordeaux umzog, begleitete sie Clemen nach Südfrankreich, ehe er im Frühjahr 1865 das zweite theologische Examen zu Kassel absolvierte.
St. Magni Braunschweig,
Südost-Ansicht
Anschließend folgte er einem an ihn ergangenen Ruf nach Messina/Sizilien, wo er als Pastor der deutsch-evangelischen Gemeinde und Lehrer an der deutschen Schule vier Jahre lang wirkte. Im Dezember 1869 kam er als Lehrer an die städtische höhere Töchterschule nach Braunschweig, und diente zugleich als Hilfssprediger der reformierten Gemeinde. Zu Pfingsten 1871 wurde Adolf Carl Clemen von der St. Magni-Gemeinde zu ihrem zweiten Prediger gewählt.
Michaelis 1882 übernahm er am Martino-Katharineum Braunschweig den Religionsunterricht in den obersten Klassen, schied aber Michaelis 1885 von dieser Lehranstalt, um seine Lehrtätigkeit am Neuen Gymnasium zu Braunschweig fortzusetzen.
Bildnachweis: St. Magni Braunschweig, Brunswyk, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Werke
- Andachten von Adolf Clemen in der Glaubensstimme
- Für’s Haus. Tägliche Andachten. 2 Teile. Wolfenbüttel 1881 und 1882.; 2. Aufl. 1885 und 1886.
- Tägliche Andachten. Kleinere Ausgabe von Fürs’s Haus. Wolfenbüttel 1886 und 1887; 2. stereot. Aufl. 1890 [Digitalisat Erster Theil: Festliche Zeit]; 3. stereot. Auflage (6. – 10. Tausend) 1893.
Rezension: Der erste Teil dieses häuslichen Andachtsbuchs umfaßt die Festzeit vom 1. Advent bis zum Sonnabend der Pfingstwoche und bietet in einer auch alten Leuten bequem leserlichen Schrift für jeden Tag eine gewöhnlich 2 Seiten füllende Betrachtung. Ein Liedervers steht voran, dem in fettem Druck ein der kirchlichen Zeit entsprechend gewähltes Bibelwort folgt, bald aus einem Vers bestehend, bald aus einigen, in denen ein biblischer Gedanke abgeschlossen hervor tritt. Daran schließt sich eine populär gehaltene Schrifterklärung an, in der sich ebenso wie in der Auswahl der jede Betrachtung abschließenden Strophen aus dem reichen evangelischen Liederschatz der Verfasser als ein bibelgläubiger, praktisch bewährter Theologe bekundet. Einige Schriftbetrachtungen laufen in ein inniges Gebet aus, leider nicht alle, was wir als einen Mangel bezeichnen müssen, zumal auch nicht immer das abschließende Lied den Gebetston ersetzt. Die Sonntagstexte greifen der kirchlichen Sitte entsprechend in der Regel auf die altkirchlichen Evangelien zurück, am meisten ist aus gutem Grunde in der Passionszeit davon abgewichen, um die Leidensgeschichte des Herrn mit passend eingefügten epistolischen und alttestamentlichen Texten zur Geltung zu bringen. Daß in der pfingstmontägigen Betrachtung von der einheitlichen Textwahl abgewichen ist, fällt auf. Der Verf. bemerkt im Vorwort seines dem Andenken des Professors Dr. Henke gewidmeten Werkes sehr richtig: „Am häuslichen Herde ist die Lebenskraft der Kirche zu suchen; aus den Familien, als aus lebendigen Steinen, fügt sich der Bau der Gemeinde des Herrn zusammen. Und wie groß ist der Segen der Hausandacht für die Familien selber! Sie gibt dem häuslichen Leben, das einer Summe lauter kleiner Pflichten und Dienste besteht, Weihe und Erhebung; sie ist ein starkes Band der Liebe und des Friedens gegenüber allem, was stört und zerstört; sie baut eine Maner göttlichen Schutzes um das Haus nach der Verheißung des Herrn: Wer mich ehrt, den will wieder ehren.“ An Andachtsbüchern ist kein Mangel; die Auswahl ist groß. Altbewährte wird dieses nicht verdrängen, doch werden viele Amtsbrüder an demselben Freude haben, weil es bei aller Biblicität doch moderner ist im guten Sinn als viele im Gebrauch befindliche. Die rühmenswerte Ausstattung erhöht seinen Wert. Aber warum ist die neue Orthographie, die sich doch mehr und mehr einbürgert, nicht gründlich durchgeführt? St.
Aus: Mancherlei Gaben und Ein Geist. Eine homiletische Vierteljahrsschrift für das evangelische Deutschland. Unter besonderer Mitwirkung vieler namhafter Prediger herausgegeben von Emil Ohly, evang. Pfarrer in Ginsheim, Prov. Starkenburg (Hessen) und W. Stöckicht, Dekan in St. Goarshausen am Rhein. Zweiundzwanzigster Jahrgang, S. 18f. Wiesbaden, Julius Niedner Verlagshandlung, 1883. Philadelphia, bei Schäfer & Koradi. [Digitalisat]
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Erinnerungen an Sicilien. Von Ad. Clemen. Sechster Band der Aufsätze und Vorträge aus verschiedenen Wissensgebieten. Verlag von Julius Zwißler, Wolfenbüttel 1887. [Digitalisat]
- Bilder aus Sicilien von Adolf Clemen. IV. Band der Aufsätze und Vorträge aus verschiedenen Wissensgebieten. Verlag von Julius Zwißler, Wolfenbüttel.
Quellen und Verweise
Eintrag „Adolf Clemen“ im Verzeichnis Niedersächsische Personen (externer Link)
Eintrag „Adolf Clemen“ im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (externer Link)
Verzeichnis der Direktoren und Lehrer des Gymnasiums Martino-Katharineum zu Braunschweig seit dem Jahre 1828. Biographisch und bibliographisch zusammengestellt von dem Direktor der Anstalt, Prof. D. Dr. Friedrich Koldewey. Braunschweig 1894. Druck von Joh. Heinr. Meyer. [Eintrag Nr. 106, auf S. 40; Digitalisat]
Kössler, Franz: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts – Berufsbiographien aus Schul-Jahresberichten und Schulprogrammen 1825 – 1918, mit Veröffentlichungsverzeichnissen. Band: Cadura – Czygan (PDF-Format).
Stand: 18.12.2007. Universitätsbibliothek Gießen – Giessener Elektronische Bibliothek, 2008.
Seite „St. Magni Braunschweig“ in der deutschsprachigen Wikipedia
Festschrift zum 950jährigen Jubiläum der St.-Magni-Kirche in Braunschweig / hrsg. 1981 vom Kirchenvorstand zu St. Magni: Chronik der Pastoren an St. Magni seit der Reformation [Inhaltsverzeichnis]