1. Timotheus 6, 12 (Rappard/Hauser/Girgensohn/Keller)

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen bist und bekannt hast ein gutes Bekenntnis vor vielen Zeugen. (1. Timotheus 6, 12)

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens.

Wo Gottesleben in einem Herzen erwacht, da tritt es ganz naturgemäß in Gegensatz zu dem ungöttlichen Wesen, das in der Welt, ja auch im eigenen Fleisch und Blut wohnt. Das verursacht Kampf. Wer mit dem Strom schwimmt, dem geht es ganz leicht; wer aber stromaufwärts schwimmen will, merkt bald, daß es ohne Krafteinsatz nicht geht. – Der Fürst dieser Welt läßt die in Ruhe, die seine ergebenen Untertanen sind. Wo aber einer sich bewußt auf die Seite Jesu stellt, erklärt er damit dem Satan und der Sünde den Krieg, und hat wachsam auf dem Posten zu sein.

Ist das denn nicht ein trauriges Leben? Mitnichten! Ernst ist es allerdings. Aber wer diesen Kampf im Glauben, das heißt im Vertrauen auf seinen Herrn führt, für den ist es ein guter, ein siegreicher Kampf. Und Sieg ist Freude. Derselbe Paulus, der uns zu solch freudigem, siegreichem Kampf ermahnt, konnte am Schluß seiner Laufbahn ausrufen:

Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe Glauben gehalten. Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit (2. Timotheus 4, 7).

Welch ein Ruhm der Gnade!

Ja, die Streiter Jesu Christi dürfen es alle erfahren, wenn sie unentwegt ihrem göttlichen Führer in Glauben und Gehorsam folgen: Wo Jesus ist, ist Sieg!

Ja,  m i t  D i r, Herr Jesu,
Ist’s ein guter Krieg,
Denn Du schreckst die Feinde
Und gibst mir den Sieg.

(Dora Rappard)

Quelle: CLV Andachten (Archiv)Andachten 1. Timotheus1. Timotheus 6, 12

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Wenn ein zum ewigen Leben Berufener die Erlösung freudig annimmt, erhebt sich ein Kampf auf drei Gebieten. Diesem kann er nicht ausweichen. Nicht kämpfen heißt: der Lebenskrone verlustig gehen. Der Kampf gegen die Feinde muß bis aufs Blut geführt werden, bis die Sündenmacht gebrochen und das Herz gereinigt ist. Wir dürfen nicht in der Absicht kämpfen, lebenslang uns mit der Sünde herumzuplagen und, ohne je frei geworden zu sein, in die Ewigkeit einzutreten. Erlöste haben in Christo den Sieg, und so werden sie denn durch Gottes Macht von der Sünde frei. Wer aber nicht im Sinne hat, frei zu werden, der darf Christum nicht als seinen Erlöser bekennen und kann ihn jedenfalls nicht als solchen preisen. –

Das zweite Kampfesgebiet ist das Reich der Finsternis. Von der Obrigkeit der Finsternis und aus der Gewalt des Teufels hat uns Christus erlöst. Dennoch liegen wir mit dem Erzfeinde im Kriege, solange wir noch diesseits des Grabes sind. In Eph. 6 sagt uns Paulus, daß wir nicht einen Kampf haben wider Fleisch und Blut, wohl aber einen solchen wider die bösen Geister, die in der Luft herrschen. Da ist inniger Anschluß an den Erlöser erforderlich, um stets das Feld behaupten zu können. –

Das dritte Kampfesgebiet ist das dieser jetzigen Welt. Wenn jemand mitten unter Unzüchtigen und Spöttern arbeiten und mitten unter Feinden des Kreuzes Christi wohnen muß, erwächst ihm viel Kampf. O, du von der Sünde Erlöster, bete herzlich und heiß für deine gottlose Umgebung. Auch hier gibt der Herr Sieg. Aus solchem Kampfe erwächst dir viel Segen, wenn du treu bist.

(Markus Hauser)

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Alle Jünger Christi haben, so lange sie auf Erden weilen, mit der Welt und ihrem Fleisch, ja im letzten Grunde mit dem Teufel zu kämpfen, der bei allen Versuchungen im Hintergrunde steht und durch seine große Macht und List den Kampf so heiß und so gefährlich macht (Eph. 6, 12). Darum gibt es so viele Niederlagen auch bei denen, die wirklich angefangen haben, die Sünde zu hassen, darum kommt es so sehr darauf an, das Wort des Apostels 2. Tim. 2, 5 zu beachten: „So Jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht“.  Worin aber der rechte Kampf bestehe, das zeigen uns die vorstehenden Schriftworte: der rechte Kampf, der gute, siegreiche Kampf ist der Kampf des Glaubens. Der Kampf des Glaubens, das bedeutet einerseits einen Kampf, der in der Kraft des Glaubens geführt wird. Das zaghafte und doch zugleich trotzig selbstgerechte Menschenherz meint so leicht, daß es erst nach der Bewährung im Heiligungskampfe gegen eine Sünde zum Glauben an die vergebende Gnade Gottes in Christo gelangen werde. Aber im besten Falle können solche dem Glauben vorangehende Kämpfe nur zu vertiefter Erfahrung von der Macht der Sünde führen. Nein, einen siegreichen Ausgang kann der Kampf nur nehmen, wenn ihm der Glaube schon vorausgeht, wenn die Zuversicht auf Gottes Gnade den Kämpfenden belebt, stärkt und ermutigt; darum sieht der Apostel Epheser 6, 16 den Glauben als die wichtigste Waffe im Kampf der Christen an, wenn er schreibt: „Vor allen Dingen aber ergreifet den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichts“; der Glaube gibt dem Kampfe Kraft und Erfolg. Aber gerade darum ist nun auch der Glaube der Gegenstand, um den es sich bei allem rechten Kampfe handelt; „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens“ heißt also auch: Achte in jedem Kampfe auf deinen Glauben, daß er dir nicht entrissen wird, halte ihn fest, „halte, was du hast, daß Niemand deine Krone nehme“.  Dem Feinde unserer Seele kommt es bei all‘ seinen Versuchungen nicht so sehr darauf an, uns in einzelne Sünden zu verstricken, als vielmehr darauf, uns den Glauben und damit alles, was des Kampfes wert ist, zu rauben. So kommt es zu der eigentümlichen Erscheinung, daß mancher, der die Versuchung zu einer bestimmten einzelnen Sünde überwindet, doch in Wirklichkeit besiegt ist, weil er den Glauben verloren hat, seiner eigenen Kraft und Tugend sich rühmt und Fleisch für seinen Arm, seine Kraft hält. Umgekehrt hat mancher, der von der Versuchung überrascht in eine Sünde gefallen ist, doch noch endlich gewonnen und den Sieg behalten, weil er sogleich nach dem Fall sich von dem Versucher nicht hat verzagt machen lassen, sondern in bußfertigem Glauben zu seinem Heilande geeilt ist und von ihm Vergebung empfangen hat; der freut sich nun des rechten Sieges, er hat Glauben gehalten, der ihm bekennen hilft: „Wo die Sünde mächtig geworden, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden“ (Römer 5, 20).  Solche hohe Bedeutung hat aber der Glaube für allen Kampf der Christen nur deswegen, weil dieser Glaube Jesum Christum ergreift und umfasst und in Christo die Fülle der Gnade, des Lichts und des Lebens; dem Gläubigen steht der Herr in allen Kämpfen zur Seite, in dem Gläubigen ist die Kraft des Herrn mächtig, dem Gläubigen gehört das Himmelreich in und mit dem Herrn; darum muß der Jünger Christi über alles seinen Glauben halten, den guten Kampf des Glaubens kämpfen und bekennen:

„Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet.“

(Thomas Girgensohn)

Quelle: GlaubensstimmeAndachten über 1. Timotheus 6, 12

Ergreife das ewige Leben.

Dann kann darunter nicht ein Zustand nach dem Tode gemeint sein, sondern etwas, was hier auf Erden schon so im Bereich des Timotheus lag, daß es von seiner Seite nur einer Willensentscheidung bedurfte, um es zu erlangen. Anderswo wird das die Kraft des gottseligen Wesens genannt. Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das ewige Leben (Joh. 3, 36). Dann ist das vielleicht das Mark und die Seele des Glaubens, daß man im praktischen Leben damit auch wirklich etwas ausrichtet. Hast du einen toten oder lebendigen Glauben? Ist Kopf und Herz und Hand und Mund – alles völlig ausgeliefert an die Lebenskräfte des lebendigen Heilands? Wer dieses Leben nicht schon jetzt auf Erden spürt und lebt, der hofft vergeblich, daß es ihm nach dem Sterben wie eine neue fremde Sache plötzlich beigelegt werde. Es muß hier anfangen, hier schon wirken, hier sich durchsetzen, hier zur Gestaltung drängen; von innen heraus, wie ein heißer Trieb Gedanken und Wollen und Fühlen beeinflussen. Wachstum ist ein Zeichen von Leben. Man kann dieses Leben nur entweder haben oder man hat es nicht. Treibende Kräfte Jesu oder Stillstand!

Herr Jesus, ich glaube an dich und gebe mich dir hin! Nun gib mir an Stelle meines alten Eigenlebens dein neues Geistesleben. Zieh mich in den Zusammenhang deines Lebens mächtig und gelind hinein, daß ich lebe durch dich und in dir.

Amen.

(Samuel Keller)

Quelle: CLV Andachten (Archiv)Andachten 1. Timotheus1. Timotheus 6, 12


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Eingestellt am 2. Dezember 2025