1. Johannes 5, 14 (Roos)

Und das ist die Freudigkeit, die wir haben zu Ihm, daß, so wir etwas bitten nach Seinem Willen, so hört er uns. (1. Johannes 5, 14)

Wenn gesagt wird, daß wir Alles nach Gottes Willen bitten sollen, so sollen wir dieses für keine beschwerliche Einschränkung halten; denn nichts ist gut, als was Gott will, und Er will alles Gute. Der Beter hat also dennoch einen großen Raum vor sich, und ist mit seinem Bitten nicht eng eingespannt. Man sehe nur das Wort Gottes an, und bedenke, wie viel Gutes darin von den Menschen gefordert, und wie viel ihnen verheißen ist: was aber Gott fordert und verheißt, ist unfehlbar der Gegenstand Seines Willens. Ein Beter darf sich also so weit ausbreiten, als die Gebote und Verheißungen Gottes reichen, und dabei versichert sein, daß er nach Seinem Willen bitte.

Wenn er bittet: HErr, erquicke mich nach Deinem Wort, stärke mich nach Deinem Wort, sei mir gnädig nach Deinem Wort, wie Ps. 119, 25.28.58 gesagt wird, so verfehlt er des Willens Gottes nicht. Ja, wenn Christus in uns bleibt, und Seine Worte in uns bleiben, so ist ein Wille des Geistes in uns, welcher mit dem Willen Gottes übereinkommt, und deswegen konnte der HErr Jesus Joh. 15, 7 zu Seinen Jüngern sagen: „So ihr in Mir bleibt, und Meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren“. Es gibt freilich Dinge, davon Gott Seinen Willen in Seinem Wort nicht offenbart hat. Was ist nun hierin zu tun? Ich soll kein Ratgeber Gottes sein wollen, ich soll mit meinem schwachen und sehr eingeschränkten Verstand nicht entscheiden, was Gott tun werde oder solle; denn Salomo sagt, Pred. 3, 11: „Der Mensch kann doch nicht treffen das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende“. Doch darf ich einen bescheidenen Versuch mit Bitten machen: gleichwie Moses um die Verlängerung seines Lebens, Jeremias um Abwendung der Zerstörung Jerusalems, und Salome für ihre zwei Söhne um das Sitzen zur Rechten und Linken des HErrn Jesu gebeten hat.

Wenn uns nun der HErr antwortet wie dem Mose, zu dem Er sagte: „Sage Mir davon nicht mehr“ (5. Mose 3, 26), oder wie dem Jeremia, zu welchem Er sprach (Jeremia 11, 14): „Du sollst nicht mehr für dieses Volk beten“, oder wie der Salome und ihren Söhnen, zu denen Er sagte (Matthäus 20, 22): „Ihr wißt nicht, was ihr bittet“: so sollen wir uns zur Ruhe geben, und glauben, daß dasjenige, was Gott tun wolle, besser sei als dasjenige, um was wir Ihn gebeten haben. Wie soll ich aber diese Antworten Gottes vernehmen? So daß ich wahrnehme, wie mich der Heilige Geist, der Beistand und Regierer aller gläubig Betenden, vom weitern Bitten zurückhalte und mir keine Kraft gebe, darin fortzufahren, und endlich auch so, daß ich wahrnehme, wie der Erfolg anders ausgefallen sei, als ich gewünscht und gebeten habe.

Hingegen hat Hanna, die Mutter Samuels, nach dem Willen Gottes gebeten, da sie um einen Sohn bat, und Hiskia, da er um die Verlängerung seines Lebens bat, ungeachtet weder jene noch dieser sich auf besondere und ausdrückliche Verheißungen Gottes berufen konnten. So sind viele, ja Alle erhört worden, die den HErrn Jesum in den Tagen Seines Fleisches um eine leibliche Hilfe gebeten haben, weil Sein Name gelästert worden wäre, wenn Er Jemand hilflos von Sich gelassen hätte. Auch sagt Jakobus (Kap. 5, 16.17.18) mit großer Freimütigkeit: „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist“. Elias war ein Mensch wie wir, und er betete ein Gebet, daß es nicht regnen sollte: und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monden. Und er betete abermals, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht. Weil uns Gott hört, so wir etwas nach Seinem Willen bitten, so dürfen wir eine Freudigkeit oder Freimütigkeit gegen Ihn haben, und Ihn in der Hoffnung der Erhörung oft und um Vieles bitten.

(Magnus Friedrich Roos)

Quelle: 

Schriftstellen

Meine Seele liegt im Staube; erquicke mich nach deinem Wort. Ich gräme mich, daß mir das Herz verschmachtet; stärke mich nach deinem Wort. Ich flehe vor deinem Angesicht von ganzem Herzen; sei mir gnädig nach deinem Wort. (Psalm 119, 25.28.)

So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. (Johannes 15, 7)

Aber der HERR war erzürnt auf mich um euretwillen und erhörte mich nicht, sondern sprach zu mir: Laß genug sein, sage mir davon nicht mehr! (5. Mose 3, 26)

So bitte du nun nicht für dieses Volk und tue kein Flehen noch Gebet für sie; denn ich will sie nicht hören, wenn sie zu mir schreien in ihrer Not. (Jeremia 11, 14)

Aber Jesus antwortete und sprach: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde, und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Jawohl. (Matthäus 20, 22)

Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Elia war ein Mensch gleich wie wir; und er betete ein Gebet, daß es nicht regnen sollte, und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monate.Und er betete abermals, und der Himmel gab den Regen, und die Erde brachte ihre Frucht. (Jakobus 5, 16-18)


Eingestellt am 21. Oktober 2025