Psalm 18, 8.9

Die Erde bebte und ward bewegt, und die Grundfeste der Berge regten sich und bebten, da er zornig  [חָ֥רָה – ḥā-rāh] war. Dampf ging auf von seiner Nase und verzehrendes Feuer von seinem Munde, daß es davon blitzte.
(Psalm 18, 8.9)

In diesen und den folgenden Versen beschreibt der Psalmist im Ungewitter mit solchen denkwürdigen und besonderen Worten, daß man wohl sehen kann, es sei kein natürliches, sondern ein übernatürliches Wetter gewesen, wie sie Gott der HErr durch seine Gewalt und Allmacht erweckt, wenn er seine Kreaturen gebraucht zur Rache über die Gottlosen. Weil aber dieser Psalm zugleich eine Weissagung von Christo ist, von seinem Leiden, Sterben und Auferstehen, so ist diese Beschreibung des Ungewitters zugleich eine Beschreibung des großen Zornes Gottes wider die Sünde, welchen Christus in seinem Leiden ausgestanden hat. Gleichwie die Erde zittert und bebt vor dem Zorn Gottes, also hat unser HErr JEsus Christus den Zorn Gottes gefühlt, daß er davor gebebt, gezittert und gezagt und ihn wahrhaftig getragen hat für unsere Sünde.

Durch diese Beschreibung des Ungewitters wird aber auch Amt und Kraft des Gesetzes gezeigt; denn wie Erdbeben und Feuer, Donner und Blitz äußerlich vor Augen gestellt die Menschen erschrecken, so soll auch die Gesetzespredigt die Herzen und Gewissen erschrecken mit dem Zorn Gottes. Die hohen Berge bedeuten in der Schrift unter Anderem Hochmut, Stolz, Sicherheit und Frechheit des natürlichen, fleischlichen Menschen, welche durch den Donner und Blitz des Gesetzes müssen erschreckt werden, dass sie zittern und beben. Woher kommt nun solch Feuer und Blitz des Gesetzes? Aus Gottes Mund, wenn er zornig ist. Gleichwie Gott, der HErr, schrecklich redete auf dem Berge Sinai, und seine Stimme war wie eine starke Posaune und großer Donner, und sein Wort wie Feuer, dass die Kinder Israel flohen, also sollen noch heutigen Tages die Gesetz- und Bußpredigten, so aus dem heiligen Geist gehen, einen so großen Nachdruck haben. Denn was damals sichtbar, leiblich, äußerlich geschah, soll jetzt durchs Predigtamt geistlicher, verborgener Weise geschehen, also daß noch heutigen Tages verzehrendes Feuer aus dem Mund Gottes gehen soll durch sein Wort und Geist.

(Johann Arndt: Erbauliche Psaltererklärung)

Quelle: Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren


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Eingestellt am 26. August 2022 – Letzte Überarbeitung am 26. Dezember 2023