Matthäus 21, 1-9

Palmarum

Predigttext: Matth. 21, 1-9

Wenn die Pilgerscharen im gelobten Lande, die zur Feier eines großen Festes nach Jerusalem hinaufzogen, an die Tore der heiligen Stadt kamen, begrüßte man sie mit dem schönen Festgesang: Hosiannah! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid.

In diesem Festgruß ist auch die doppelte Bedeutung des heutigen Tages ausgesprochen Mit dem Hosiannah-Ruf eilen heute die gläubigen Christenberzen ihrem Könige entgegen. Wieder Adventsgedanken, wie damals, als wir schon einmal im Kirchenjahr dieses Evangelium betrachteten. Aber der Adventskönig – nun Passionsköni. Das Hosiannah umklingt seinen Weg zum Kreuz, seinen Einzug in Jerusalem. Aber indem wir unserm Advents- und Passionskönig, unserem Siegesherzog entgegen ziehen, sehen wir eine Psalmverheißung sich erfüllen: deine Kinder werden dir geboren werden wie Tau aus der Morgenröte. Wie man an den Toren der heiligen Stadt jene Pilgerschaaren begrüßte, so begrüßen wir euch heute, ihr lieben Confirmationskinder. Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid. Nicht Fremdlinge, nicht Gäste, die nur geduldet werden, ihr seid vom Hause des Herrn, von frühester Kindheit an Gottes Hausgenossen und Bürger mit den Heiligen, Eph. 2, 19-20. Heut wollt ihr selbst bekennen, daß ihr Gottes Hausgenossen bleiben wollt. Darum der Confirmationstag nächst dem Tauftag der wichtigste Tag in eurem kleinen Leben. Das Klopfen eures Herzens sagt es euch: Dieser Tag steht für die Meisten da wie ein Markstein auf der Grenze zweier Lebensabschnitte. Aber kein Markstein, ohne daß etwas dabei zu merken! Der Markstein wird zum Merkstein.

Drei Mahnungen, die der Palmsonntag uns zuruft:

I. Siehe, dein König kommt!
II. Nimm ihn auf als deinen Herrn!
III. Bleib ihm treu bis an dein Ende!

[…]

Ja, Herr, mache du dieser Aller Herz fest, laß einst keinen derer fehlen, die du mir gegeben hast. Laß deine Gnade herniederfallen wie den Tau in der Morgenstunde. Gib, daß diese Konfirmandenschar und das Volk, das vorging, das schon konfirmiert ist, und das Volk, das nachfolgt, das noch wird konfirmiert werden, an jenem ewigen Palmsonntage rufen und rühmen, jubeln und jauchzen, möge: „Hosiannah dem Sohne Davids! Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosiannah in der Höh!“ Amen.

A. Niemann, Pastor zu Prötzel bei Strausberg (Brandenburg.)

Quelle: Mancherlei Gaben und ein Geist, Eine homiletische Vierteljahrsschrift für das evangelische Deutschland, S. 427-430. Herausgegeben von Emil Ohly, evang. Pfarrer in Ginsheim, Prov. Starkenburg, Hessen. Siebzehnter Jahrgang. Wiesbaden, Julius Niedner Verlagshandlung, 1878. Philadelphia, bei Schäfer & Korabi.

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