1. Mose 3, 1

Und die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde.

Das erste Wort, das über den Satan gesprochen wird, heißt:
„L i s t i g e r,  als alle andern!“ Ja, er ist das listigste aller Geschöpfe, unser Erzfeind, vor dem wir uns aufs äußerste zu hüten haben. Er hat die Menschen  v e r f ü h r t  und ins Elend gestürzt. Listig ist er zu Werke gegangen.

Kaum merklich führt er aus der gottgewollten Richtung heraus: Falsche Weichenstellung! Ganz allmählich nur ändert sich die Richtung. Gibt man dem Verführer nur im Geringsten nach, dann geht es schnell weiter in der verkehrten Richtung.

Darum gilt es: Wachen! Wachen! Wachen! Seine zweite List: Er machte den Menschen  u n z u f r i e d e n .  Tausend und abertausend Bäume (Kap. 2, 9), „lustig anzusehen und gut zu essen“ rings um ihn her. Aber das ist alles nichts gegen den Einen, den Verbotenen! – „Wenn du das nicht hast, ist alles übrige wertlos.“ –

Ach, so verführt Satan bis heute Tausende von jungen Menschen. Er lockt sie auf halbdunkle, mondscheinbeleuchtete Wege, deren Ende ein Abgrund ist. Darum: Wachet! Wachet! Wachet!

Glänzende Erwartungen weckt der listige Feind.
„Ihr werdet sein wie Gott!“ Auf die höchste Höhe führt er den Menschen hinauf und stürzt ihn in die tiefste Tiefe.

Ach! wäre der Mensch in der  D e m u t  geblieben! – Darum: Wachet! Wachet! Wachet! – Sein schändlichstes Werk begeht Satan dadurch, daß er direktes Mißtrauen gegen Gott in das Herz des Menschen sät:

„Klein will er euch halten und dumm! Er gönnt euch nichts! Das allerbeste hat er euch mit Absicht vorenthalten!“ Ach, daß der Mensch nicht gleich riefe: „Hebe dich weg von mir, Satan!“

Er hat dem Mißtrauen gegen Gott das Herz geöffnet. Dieses Mißtrauen aber ist die eigentliche Sünde der Welt. An diesem Schlangengift krankt die Menschheit.

Nur echter Glaube bringt uns Heilung.

O, wer will alle die Gründe aufzählen, die es nötig machen, daß wir in dieser Welt in der Furcht wallen, alle die Schlingen Satans, alle die Luchsaugen der Welt, die noch heute „Daniel“ beobachten, ob sie eine Sache wider ihn finden. Was sagt uns jeder Sturz eines hochgeachteten Gotteskindes, von dem man nie geahnt hätte, dass es fallen würde?

„ V e r g e s s t   d i e  r e c h t e  F u r c h t  n i c h t ! “ – Es fehlt in unserer Zeit an der rechten Furcht auch oft unter den Gläubigen. Gott wolle doch vielen die Augen öffnen, daß sie das biblische Wort befolgen:  F ü h r e t  E u re n  Wa n d e l,  s o l a n g e   I h r   h i e r  wa l l e t , m i t  F u r c h t  (1. Petr. 1, 17). Die rechte Furcht, die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang. Es ist nicht die knechtische Furcht, die von der Liebe ausgetrieben wird, sondern die heilsame Ehrfurcht vor Gott, die zu genauem Gehorsam gegen seinen Willen antreibt, und das Zittern vor der Sünde. Es ist eine Furcht, die der heilige Geist in den Christen wirkt, daß sie für sich besorgt sind, und für andere, die Gott ihnen aufs Herz legt. Diese rechte Furcht trübt die Seligkeit in Christo gar nicht, ist vielmehr ein heilsames Mittel, uns in dieser Seligkeit zu bewahren, daß wir nicht in Oberflächlichkeit und Leichtsinn, in Scherzgeist oder Zuchtlosigkeit geraten. Wo sie fehlt, ist’s bedenklich mit einem Christen, wo sie vorhanden ist, da ist eine gewisse Kraft, die auch fruchtbar macht im Dienste des Herrn. Solche Furcht hatten Josua und Kaleb, als sie sprachen: Fallet nur nicht ab vom Herrn.

(Pastor Alfred Christlieb: Deine Zeugnisse – mein ewiges Erbe / Bilder aus dem Alten Testament.

Bildquellen: Bernhard Wenig / Public domain;  Galerie christlicher Männer und Frauen / Glaubensstimme)

»Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.« – Aus dieser Bitte lernen wir, daß wir Christen auf Versuchungen nicht nur vorbereitet sein müssen, sondern mit Sicherheit täglich damit rechnen sollten, ohne Unterlaß angefochten zu werden. Niemand darf so selbstsicher und unachtsam dahingehen, als sei der Teufel noch weit entfernt. Stattdessen müssen wir seine Schläge erwarten und uns ihm widersetzen. Auch wenn ich im Augenblick keusch, geduldig oder freundlich bin und fest im Glauben stehe, so wird der Teufel doch zur selben Stunde einen Pfeil ins Herz schießen, daß ich kaum standhalten kann. Denn er ist ein solcher Feind, der nie abläßt oder müde wird, und wo eine Anfechtung aufhört, da stellt sich sofort eine neue ein. Darum gibt es keinen Rat oder Trost, als von Herzen zu Gott zu reden: »Lieber Vater, Du hast mir befohlen zu beten, so bitte ich: Laß mich in dieser Versuchung nicht zu Fall kommen!« Dann wirst du erleben, daß die Versuchung schwächer wird und endlich überwunden werden kann. Wenn du stattdessen wagst, dir mit eigenem Rat und Nachdenken zu helfen, wirst du es nur noch schlimmer machen und dem Teufel Raum geben. Denn er hat einen Schlangenkopf, der überall hineinschlüpfen kann, wo er eine Lücke findet, und dann folgt unaufhaltsam sein ganzer Leib nach. Das Gebet aber kann ihm wehren und ihn zurücktreiben.

(Martin Luther)